So könnten Strafzahlungen einem gemeinnützigen Verein in Blomberg zugutekommen

Blomberg-Dalborn. Don Melcher saust mit der Schubkarre den Acker hoch – viele weitere Kinder laufen ihm voraus: Mit dem Kinderschutzbund in Blomberg sind sie regelmäßig beim Verein Ackerbildung, Teil der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) in Dalborn. Der Verein ist nun ein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. Das hat viele Vorteile – Joachim Wenzel, erster Vorsitzender, Maren Weber, Bildungsreferentin, und Projektleiter Carsten Sperling erklären, welche das sind.

Der Verein wolle Erwachsene, Kinder- und Jugendliche befähigen und sensibilisieren: für die Klimakrise, Biodiversität oder den Umgang miteinander. &bdquo;Wir sind ja auch ein Anhängsel der Solawi, die sich mit Gemüseanbau beschäftigt“, sagt Wenzel. Eine gesunde Ernährung gehöre also auch dazu. &bdquo;Gerade bei den Kindern“, meint er.

Superkraft

Als die Kinder des Kinderschutzbundes eintreffen, wird klar, wofür die Ackerbildung steht: Sie scheinen außer sich vor Freude, als sie mit Joachim Wenzel zum Acker gehen. Auf dem Plan steht unter anderem Tomaten probieren, gelbe Bete ernten und Mist fahren. Wenzel: &bdquo;Wir sagen den Kindern immer, sie hätten eine Superkraft.“ Das sei die Fähigkeit, Probleme gemeinsam zu lösen. Spielerisch fragt er, welches Gemüse in den Beeten wachse. &bdquo;Hier kannst du mit Herz, Hand und Kopf lernen“, erklärt Maren Weber. Von Grünkohl und Rosenkohl über Wildkräuter, Tomaten und Kohlrabi bis hin zu Mangold ist alles dabei.

Die Gärtnerinnen der Solawi arbeiten oft mit den Kindern zusammen und wirkten dabei motiviert, sagt Weber: &bdquo;Die Kinder sehen, dass die wirklich Lust haben.“ Für die Hilfe seien sie sehr dankbar. Darum gebe es vor jeder Ackeraktion auch Tomaten zum Probieren. &bdquo;Und wenn sie nicht wollen, ist das genauso okay“, unterstreicht Wenzel. Begeistert laufen die Kinder durch den Folientunnel – und pflücken sich jeder eine ab. Danach ernten sie eine riesige gelbe Bete. Die Jungen und Mädchen stehen um ihn herum und wollen unbedingt probieren. Für Joachim Wenzel sei vor allem das Lächeln der Kinder etwas Besonderes: &bdquo;Der größte Lohn für uns ist immer, die Kinder mit leuchtenden Augen vom Hof gehen zu sehen“, sagt er.

Offiziell anerkannter Träger

Der Jugendhilfeausschuss hatte einstimmig beschlossen, dass der Verein als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt wird. Doch was verändert sich dann? Laut Wenzel gibt es einige Vorteile: &bdquo;Der Verein könnte als vertrauenswürdiger wahrgenommen werden“. Sie könnten sich auch politisch einbringen, &bdquo;dazu brauchen wir aber Kapazitäten, die davon abhängen, welche Stellen wir finanzieren können“, erklärt Bildungsreferentin Maren Weber. Die Chance auf weitere Fördermittel sei auch gestiegen: &bdquo;Wenn Straftäter zahlen müssen, dann gehen die Gelder nicht zum Staat, sondern werden verteilt an gemeinnützige Vereine, die sich dafür angemeldet haben.“

Das sei durchaus ein relevanter Posten in vielen Vereinen. &bdquo;Es ist wichtig, möglichst viele Standbeine zu haben, falls eine Förderung wegbricht“, meint Projektleiter Carsten Sperling. Die Anerkennung sei auch eine Bestätigung dafür, was die Ackerbildung aufgebaut habe. Doch im Grunde habe sich in dem, was sie tun, nichts geändert. Joachim Wenzel: &bdquo;Es dient auch so ein bisschen der Vernetzung – man hat über den Ausschuss einen Draht zu anderen.“ Zum Beispiel, wenn es darum gehe, Tipps und Unterstützung zu erhalten.

&bdquo;Unser größter Kummer“

&bdquo;Wir betreuen auch Projekte außerhalb“, erklärt Sperling. Gezwungenermaßen, denn die Verkehrsanbindung nach Dalborn sei schlecht. Laut Sperling gebe es kaum Möglichkeiten mit dem öffentlichen Nahverkehr. &bdquo;Das ist unser größter Kummer“, sagt Wenzel. Die Kommunale Verkehrsgesellschaft Lippe (KVG) sehe keine Möglichkeit, etwas zu verändern. &bdquo;Vielleicht gibt es nun doch für einen anerkannten Bildungsträger politische Optionen“, sagt Sperling hoffnungsvoll und schmunzelt. Schulklassen müssten beispielsweise in Donop oder im Altenkamp aussteigen. Allerdings liege der Fußweg, wenn sie mit dem Bus kommen, trotzdem noch bei rund 30 bis 40 Minuten.

Jeder könne die Angebote der Ackerbildung wahrnehmen. &bdquo;Am Geld soll es nicht scheitern“, erklärt Sperling. Es gebe immer einen Solidarbeitrag, den regulären Beitrag und einen individuellen Beitrag. Habe jemand wenig finanzielle Mittel, so käme der individuelle Beitrag ins Spiel, sagt Weber: &bdquo;Wir fragen dann, womit die Teilnehmer sich gut fühlen würden.“ Ein regulärer Beitrag von 140 Euro könne so auf 40 Euro sinken. Das gehe durch Förderungen und durch die vielen Solidarbeitragszahler. Hier dankt Carsten Sperling noch einmal ihrem Hauptförderverein &bdquo;Umwelt und Entwicklung NRW“, der einiges möglich mache.

Der Verein Ackerbildung gewann in diesem Jahr den ersten Platz beim Förderpreis des Lions Club Detmold. Zudem wurden sie als Engagement des Monats August ausgezeichnet. &bdquo;Wir sind auch für den ,Engagementpreis NRW’ nominiert – das ist eine besondere Auszeichnung“, erklärt Sperling. Die Verleihung ist am 17. Dezember in Düsseldorf. Dafür müssten sie einen der vier Hauptpreise gewinnen: Einer davon sei der Publikumspreis, für den unter www.engagiert-in-nrw.de/publikumsvoting-engagementpreis-nrw-2025 abgestimmt werden kann. Alles rund um den Träger der freien Jugendhilfe gibt es auf www.ackerbildung.org .

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