Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Blomberg

Istruper Norbert Neitzel veröffentlicht Buch über seine Wandererfahrungen

Dieses Bild entstand, als Norbert Neitzel nach Santiago de Compostela unterwegs war. - © Foto: Privat
Dieses Bild entstand, als Norbert Neitzel nach Santiago de Compostela unterwegs war. (© Foto: Privat)

Blomberg-Istrup. Schusters Rappen sind seine besten Freunde. Wann immer Norbert Neitzel kann, macht er sich zu Fuß auf den Weg. Jetzt hat er sogar ein Buch darüber geschrieben.

Wenn er wandert, ist er ein Einzelgänger. Er geht allein, manchmal den ganzen Tag lang und er schweigt - denn nur so kann er die vielen kleinen Zufälligkeiten am Wegesrand aufnehmen. 800 Kilometer ist der Blomberger Norbert Neitzel allein auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen. "Zufälligkeiten" - so heißt das Buch, das nach dieser Wanderung entstand. "Aber Zufälligkeiten, die kann man hier genauso erleben", sagt Neitzel, und längst ist es kein Zufall mehr, dass nach fünf Kilometern der "Autopilot" einsetzt. Dann gehen die Füße wie von selbst über die Gaffel in Blomberg Richtung Barntrup, Neitzels Hausstrecke.

Wer ein Leben lang gewandert ist, hat aufgehört, die Kilometer zu zählen. Bereits als Kind war Norbert Neitzel auf "Schusters Rappen" unterwegs. "Da nannte man das aber noch nicht wandern, sondern 'stromern'", erinnert sich der 61jährige Dozent und EDV-Fachmann lächelnd an seine Jugendzeit.

Als junger Mann, sportlich-fit, "da wandert man doch auch nicht", sagt Neitzel, "man joggt". Aber Worte sind Schall und Rauch, und für Norbert Neitzel bei seinen fußläufigen Erfahrungen sowieso überflüssig. Das einzige, worum es geht, ist "zu Fuß von einem Horizont zum anderen zu kommen". Ob dieser Horizont sich von Barntrup nach Bad Pyrmont, von Bielefeld nach Blomberg - eine Strecke, die Neitzel statt mit dem Auto des Öfteren zu Fuß erobert - oder im fernen Santiago de Compostela erstreckt, ist nicht wichtig.

Was wichtig ist, spielt sich im Inneren ab. Neitzel: "Wenn ich gehe, dann gehen auch meine Gedanken auf Reisen - völlig losgelöst und frei". Die Gedankenreise führt zurück in die Jugend oder macht Station bei den Problemen des Alltags, die er so Schritt für Schritt für Schritt verarbeitet. Ganz automatisch, einfach so, ohne Anstrengung. "Wenn ich von einer Wanderung zurück komme, bin ich zufrieden und ruhig. Ich weiß dann, wie ich das Problem angehen kann", hat Neitzel erfahren.

Dieser freie Flug der Gedanken - er wird dem Blomberger beim Wandern geschenkt. "Alle anderen Sportarten, bei denen ich mich auf den Ablauf der Bewegungen konzentrieren muss, haben nicht den Effekt. Fahrradfahren funktioniert ebenso wenig wie eine halbe Stunde joggen. Denn auch die Langzeitbewegung ist eine wichtige Komponente, die den Geist beflügelt", so Neitzel.

Wer sich allein auf den Weg macht, der unternimmt eine Reise zu sich selbst. "Das funktioniert bei jedem", da ist Neitzel sicher. Er hat sich im Mai 2008 bewusst für 800 Kilometer Alleingang entschieden, weil er - so Neitzel - "den Weg nicht totquatschen wollte".

Während er wanderte, erlebte der Blomberger, wie "der Körper seine Arbeit ganz allein macht". Neitzel: "Ich konnte laufen, laufen, laufen, brauchte nur Wasser. Essen war zweitrangig. Der Körper hat unglaubliche Reserven". Die brauchte Neitzel auch, denn mit einem 12 Kilo-Rucksack auf dem Rücken, kann eine Bergetappe zum Ende hin schon einmal zäh werden. Angst, nicht anzukommen, hatte der Wanderer nie. "Ich hatte gut auf unseren lippischen Wegen trainiert", sagt Neitzel.

Außer den einzigartigen Erlebnissen hat Neitzel noch etwas mitgenommen von seiner Wanderung: Toleranz und Gelassenheit. Neitzel: "Seither komme ich besser mit Menschen zurecht. Ich habe mich geändert." (afs)

Mehr Infos zum Buch unter www.nelkenstadt-verlag.de

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.