Blomberg. Wilfried Lütkemeier ist Geschäftsführer der Bielefelder Stiftung, die gemeinsam mit der Stadt Blomberg im Jahr 2008 die Blomberger Familiengesellschaft (Fibs) gegründet hat und seither fünf Kindergärten betreibt: in Großenmarpe, Brüntrup und Tintrup sowie auf der Steinkuhle und an der Neuen Torstraße. Erik Zurdel ist Bereichsleiter für die Kindertagesstätten und zweimal in der Woche vor Ort.
Herr Lütkemeier, ursprünglich war geplant, den Kindergarten Tintrup auszubauen. Dann stellte sich heraus, dass es dafür viel zu wenig Anmeldungen gibt und künftig eine Gruppe wegfällt. Können Sie das erklären?
Wilfried Lütkemeier: Wir hatten uns zunächst auf die Prognose verlassen, die wir vom Land bekommen haben. Aber die Anmeldungen blieben aus, so dass wir selbst noch einmal beim Einwohnermeldeamt nachgefragt haben. Daraus hat sich dann ergeben, dass für zwei Gruppen einfach nicht genügend Kinder da sind.
Wie entwickeln sich die Geburtenzahlen?
Lütkemeier: Das ist total erschreckend, seit 2002 hat sich die Zahl nahezu halbiert.
Herr Zurdel, die Schließung der Gruppe in Tintrup ist ja nicht die einzige. Wie hat sich das entwickelt, seit FiBs die fünf Kitas betreibt?
Erik Zurdel: Wir haben in Brüntrup von zwei auf eine Gruppe reduziert und in der Kita Steinkuhle von drei auf zwei.
Lütkemeier: Allerdings liegt das nicht nur am Geburtenrückgang. Das hat auch etwas mit der politischen Entwicklung zu tun. Durch das neue Kibiz sind die Hortkinder weggefallen, darum haben wir auf der Steinkuhle eine Gruppe geschlossen.
Was ist mit den Mitarbeiterinnen? Wenn es weniger Kinder gibt, dann ja auch weniger Personal.
Zurdel: Glücklicherweise haben wir bis jetzt keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen müssen, das konnten wir über die natürliche Fluktuation auffangen.
Weniger Kinder verstärken den Konkurrenzkampf der Einrichtungen. Wie gehen Sie damit um?
Zurdel: Es stimmt, früher gab es mehr Kinder als Plätze, heute ist es umgekehrt. Die Eltern entscheiden sich heute: Was ist das besondere Gesicht einer Kita?
Und, was ist das besondere Gesicht der Fibs-Kitas?
Zurdel: Der Waldkindergarten in Großenmarpe ist unglaublich gut angekommen, auch die bilinguale Erziehung in Brüntrup. Die Kita Steinkuhle punktet durch Bewegung, und die Zauberblume hat sich auf Naturwissenschaft und Technik konzentriert und hat als Familienzentrum einen sehr guten Ruf.
Tintrup hat noch kein so festes Profil. Müssen sich die Eltern Sorgen machen, dass die Kita dort irgendwann geschlossen wird?
Lütkemeier: Nein, es ist politischer Wille, dass in jedem Ort ein Kindergarten vorgehalten wird. Im Übrigen gleicht der steigende Bedarf an U-3-Plätzen, auf den wir uns jetzt auch mit einem Umbau in Tintrup einrichten, den Mangel aus.
Wo ist die Grenze der Wirtschaftlichkeit in Bezug auf die Gruppengröße?
Lütkemeier: Etwa bei 18 Kindern. Wenn es weniger werden, muss man vielleicht eines Tages auch über andere Lösungen nachdenken, vielleicht ein Fibs-eigenes Kindertaxi einrichten.
Als wir uns das erste Mal unterhielten, haben Sie betont, wie wichtig der Dienstleistungsgedanke im Kindergarten ist. Wie halten Sie es denn mit den Öffnungszeiten?
Zurdel: Das setzen wir auch um. Wir haben eine Vereinbarung mit Phoenix Contact, und zurzeit wird ein Kind in der Kita Zauberblume bereits ab 5.45 Uhr betreut. Wir könnten auch bis 20.30 Uhr öffnen.
Lütkemeier: Allerdings haben wir festgestellt, dass den Müttern vor allem die Möglichkeit wichtig ist, darauf zurückzugreifen. Das heißt nicht, dass sie es auch tun, zumal manches die Gleitzeit bei Phoenix Contact auffängt. Und in dieser ländlichen Gegend springen oft auch noch die Großeltern ein.
Das Interview führte LZ-Redakteurin Marianne Schwarzer