Detmold. Noch gehört er in Kliniken dazu wie die Frage "Wie geht es uns denn heute?" - der Händedruck des Doktors. Dabei können viele Keime von einer Hand zur anderen wandern und bei kranken Menschen zu schweren Infektionen führen. <br /><br />Während sich Experten mit der Theorie von Hygieneplänen abmühen, zeigt sich ein Bochumer Krankenhaus pragmatisch: Die Augusta-Klinik verbietet ihren 1.600 Mitarbeitern per Dienstvorschrift das Händeschütteln - ob mit Patienten oder untereinander. Der Händedruck wird generell verbannt. Auch Krawatten, Ringe oder Körperschmuck müssen draußen bleiben. <br /><br />Der Vorstoß, der als deutschlandweit einmalig gilt, trifft auch bei Privatdozent Dr. Jens Gieffers, Chefarzt am Institut für Hygiene am Klinikum Lippe, auf Zustimmung. Dr. Gieffers: "Ich finde die Idee gut, auch wenn es noch keine Studien über den Erfolg dieser Maßnahme gibt." Die Hände seien der Dreh- und Angelpunkt im Hygienegeschehen. <br /><br />"Bei einem Großteil der Infektionen sind die Hände für die Übertragung verantwortlich", sagt der Hygiene-Experte. Es sei spannend, ob es den Bochumer Kollegen gelinge, diesen Anteil über ein Händeschüttelverbot zu senken. "Wenn der Beweis erbracht wird, dass solch eine Maßnahme erfolgreich ist, können wir es auch in Lippe einführen", sagt der Chefarzt. In Deutschland sterben bis zu 30.000 Patienten im Jahr an Krankenhaus-Infektionen, teilt die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene mit.<br /><br />Der Verzicht aufs Händeschütteln habe aus seiner Sicht einen deutlichen Vorteil, doch "das Verbot darf keine Händedesinfektion ersetzen, da die Hände auch durch Anfassen von Gegenständen kontaminiert werden und man die eigenen Hände nicht nur zum Händeschütteln, sondern auch zur Untersuchung des Patienten einsetzt", sagt Dr. Gieffers. <br /><br />Deshalb werde die Händedesinfektion bei Pflegern und Ärzten im Klinikum Lippe in jedem Jahr besonders geschult; überall auf den Fluren oder in den Zimmern hängen Desinfektionsmittelspender. "Hier an Zeit oder Geld zu sparen, wäre Sparen an der falschen Stelle", betont Dr. Gieffers. Und auch die Besucher in Detmold und Lemgo sind gleich am Hauseingang durch ein Schild aufgefordert, sich beim Betreten - und zum Eigenschutz beim Verlassen - die Hände zu desinfizieren. Das ist die aktuelle Strategie, dass weder Personal noch Besucher Keime auf die Patienten übertragen.<br /><br />"Ein Händeschüttelverbot wäre bei erwiesener Wirksamkeit der Infektionsverhütung eine sinnvolle Ergänzung dazu", sagt Dr. Gieffers.<br />Natürlich müsse man den Patienten erklären, warum man ihnen nicht die Hand gibt, etwa bei Visiten. Er glaube, dass solch eine Maßnahme auf großes Verständnis stoßen werde. "Die Menschen wissen dann ja, warum so gehandelt wird und ein Lächeln zur Begrüßung ist ja auch ganz schön", meint Dr. Gieffers.