Detmold. Yildiz Koyuncu wird von Baustellen verfolgt. Den Hasselter Platz verließ sie 2011 wegen des langwierigen Umbaus, nun hat sie an der Lageschen Straße wieder Bagger vor der Tür ihres Restaurants „Safrans“ – und leidet wie viele andere Geschäftsleute.
„Die Stammkunden bleiben weg, ich habe kaum Reservierungen und auch keine Laufkundschaft“, sagt Koyuncu. Nur das Catering, das sie anbietet, halte sie noch über Wasser. Davon könne sie Miete und Strom bezahlen. „Jetzt habe ich Angst. Die Baustelle muss vor dem Winter weg“, ergänzt die Restaurantbetreiberin, die eine Verlängerung der mit sieben Monaten veranschlagten Bauzeit fürchtet.
Die Stadt Detmold ist mit dem Baufortschritt zufrieden. „Die Arbeiten verlaufen nach Plan. Wenn alles gut geht ist der Kanalbau bis Mitte September abgeschlossen, so dass dann die Straßenarbeiten folgen können“, berichtet Martin Kriete. Betroffen ist der rund 200 Meter lange Abschnitt zwischen Pinneichen- und Ernststraße, in dem sich das Baufeld seit dem Beginn der Maßnahme Mitte April bewegt. Bis dorthin ist die Straße sowohl von oben als auch von unten für Anlieger und Kunden befahrbar. Eine halbseitige Sperrung wie bei den Bauarbeiten im vergangenen Jahr im oberen Teil der Lageschen Straße sei hier nicht möglich. „Wir haben eine Vielzahl querender Leitungen. Der Hauptkanal liegt mittig in der Straße, von dort gehen die Hausanschlüsse ab“, so Kriete. Größere Schilder, die auf die Geschäfte hinweisen, seien aus Verkehrssicherheitsgründen nicht zulässig. Die Baumaßnahme werde aber so schnell wie möglich durchgezogen. Die Fertigstellung ist für November geplant.
Nebenan im Blumenladen wird die Lage ebenfalls als „ganz schlecht“ bezeichnet. „Es ist einfach tot. Die Leute denken, sie kommen wegen der Vollsperrung nicht durch. Dabei können sie von unten bis hierhin fahren“, sagt Irina Koop.
Die Schilder, die an der Kreuzung Lagesche-/Paulinenstraße „Anlieger frei“ ausweisen und auch auf die Geschäfte aufmerksam machen, würden leicht übersehen. „Ich habe vielleicht noch fünf Kunden am Tag. Meiner Mitarbeiterin musste ich schon kündigen. Ich muss sehen, wie lange ich den Laden noch halten kann“, sagt die Inhaberin.
Klare Worte findet Karl-Matthias Lichte von der Südholzapotheke: „Es muss schneller gehen, oder man muss eine Richtung freigeben.“ Noch könne er seinen gesetzlichen Auftrag erfüllen und die Menschen mit Medikamenten versorgen, aber es käme fast niemand mehr. „Die Laufkundschaft ist weg. Das ist schon bitter“, betont der Apotheker.
Einen größeren Umsatzeinbruch verzeichnet auch die Fleischerei Grämmel. „Der Durchgangsverkehr fehlt, die Umleitung ist vielen zu weit. Und viele wissen auch gar nicht, dass sie hochfahren können“, berichtet Alexandra Grämmel.
Etwas weiter unten bei dem nach dem Brand im vergangenen Jahr wieder hergerichteten Ärztehaus gibt es dagegen weniger Probleme. Roswitha Wodtke von der „Beauty Lounge“ fehlt zwar der Durchgangsverkehr, ist derzeit aber nicht weiter beeinträchtigt. Und auch die Praxis Zschaler sieht keine Probleme für die Patienten, zumal diese das Haus anfahren und auch dort parken könnten.
Die restlichen Anlieger scheinen sich ebenfalls auf die Sperrung eingerichtet zu haben, wie die Umfrage der LZ ergab. Die Kita Karolinenstraße begrüßt sogar, dass es jetzt etwas ruhiger geworden ist. Die Eltern hätten sich auf die Umleitung eingestellt, Anwohner ebenso. „Wir können es ja nicht ändern, der Kanal muss gemacht werden“, erklärt eine 71-jährige Anliegerin. „Schlimmer ist es für die Geschäftsleute. Die tun mir leid.“