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Detmold

Ein Resümee: Waldo Parpalioni ist seit 65 Jahren Schausteller auf der Andreasmesse

Andreasmesse: 230 Schausteller und Budenbetreiber füllen die Detmolder Traditionskirmes fünf Tage lang mit Leben. Seit 65 Jahren mit dabei ist der 85-jährige Waldo Parpalioni

Detmold. „Die Kirmes an sich ist heute nicht mehr so romantisch wie sie es früher einmal war“, beginnt Waldo Parpalioni seinen Rückblick auf 65 Jahre Andreasmesse. Als er 1950 zum ersten Mal als Schausteller in die Residenzstadt kam, da war der Rummel ein anderer als heute. „Viele Attraktionen sind über die Jahre einfach verschwunden“, weiß der 84-Jährige. Kaum ein junger Kirmesbesucher kenne heute noch die Schaubuden von einst, die Löwenbändiger gebe es nicht mehr, und auch die Steilwandmotorräder seien verschwunden. Vieles wurde von der Zeit überholt, weiß Parpalioni, werde einfach nicht mehr nachgefragt oder sei heute gar als politisch unkorrekt gebrandmarkt.

„Früher war alles besser, – das kann man jedoch auch nicht sagen“, ist sich der Schaustellerveteran sicher. Er erinnert sich etwa an Streitereien mit der Geistlichkeit oder der Sitte, die es in alten Zeiten häufiger gegeben hat. „Wenn Sie als Schausteller vor rund 50 Jahren etwa das Lied ,Je t’aime spielten, konnte das für reichlich Empörung sorgen.“ Nicht selten habe er Auseinandersetzungen mit Vertretern der Kirche oder von behördlicher Seite gehabt, die aus heutiger Sicht hochgradig prüde, gar lächerlich wirken. „In dieser Beziehung ist alles lockerer geworden – fast schon ein wenig zu locker“, scherzt der Schausteller und hat dabei Schlager auf „Ballermann-Niveau“ im Sinn, „die man vollkommen nüchtern wohl auch nicht ertragen könnte“, scherzt er.

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Neue Ideen für die Andreasmesse

Um die traditionsreiche Detmolder Kirmes künftig attraktiv zu machen, kursieren bei den Verantwortliche verschiedene Ideen und Überlegungen. Ein Gedanke ist etwa, die Fahrgeschäfte des Kronenplatzes in die Innenstadt zu holen. Ein Ansatz, der bei den Besuchern des Großereignisses grundsätzlich positive Resonanzen hervorbrachte: Das könnte den vielen Freiräumen und leeren Flächen zwischen den Ständen entgegen wirken, lautete eine von vielen Besuchern zu hörende Meinung. Dennoch rät Marktmeister Jürgen Hagemeister zur Vorsicht: „Spruchreif oder gar geplant ist in dieser Richtung bislang gar nichts.“ Es gäbe seitens der Verwaltung lediglich Überlegungen – und der Bedarf sei erkannt, einen Lückenschluss im Angebot der großen Detmolder Kirmes zu schaffen. Das Ganze sei jedoch bereits seit Längerem ein Thema. Bevor es konkret angegangen werden könne, müssten verschiedene Probleme zuvor sorgsam abgearbeitet und gelöst werden. „Das sind etwa Fragen des Platzangebotes, der Verkehrsführung und mehr“, erklärte der Marktmeister.

Die Begeisterung für die Kirmes ist bei dem alten Hasen Waldo Parpalioni allerdings über all die Jahrzehnte geblieben – „sonst würde ich das heute nicht mehr machen“, fasst er sachlich zusammen. „Über das Jahr hinweg bin ich regelmäßiger Gast an bis zu 30 verschiedenen Orten, und natürlich sind dabei Bindungen zu Generationen von Kirmesbesuchern und Kollegen entstanden, die bis heute halten.“

Den meisten Detmoldern dürfte Parpalioni als „Mister Kentucky Derby“ bekannt sein, denn mit der Pferderennbude ist er seit den 80ern auf der Andreasmesse vertreten. Weitgereiste Volksfestbesucher mögen außerdem den Eindruck gewinnen, „Mister Kentucky Derby“ sei nicht nur ein fleißiger, sondern auch ein so engagierter Schausteller, dass er an mehreren Orten gleichzeitig zugegen ist. Er sagt: „Wenn Sie glauben, mich an zwei Orten gleichzeitig gesehen zu haben, dann brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.“ Denn: Waldo Parpalioni hat einen Zwillingsbruder, der ebenfalls als Schausteller durch die Landes zieht, ebenfalls mit „Kentucky Derby“.

Insgesamt waren in der Innenstadt und auf dem Kronenplatz zur jüngsten Auflage der Andreasmesse 230 Schausteller und Budenbetreiber im Einsatz. „Mit dem Verlauf der Kirmes an den fünf Tagen insgesamt sind wir zufrieden“, fasste Marktmeister Jürgen Hagemeister zusammen. Nach einem durchwachsenen Start seien es an den folgenden Abenden zunehmend mehr Besucher gewesen.

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