Detmold. Wenn am 11. Februar der Prozess gegen den ehemaligen SS-Wachmann aus Auschwitz vor dem Detmolder Landgericht beginnt, dürfte der Pulk der Journalisten groß sein. Sechs Tage hatten die Medienvertreter Zeit, sich die insgesamt 60 Presseplätze zu bewerben. 74 Anträge sind bis zum Ablauf der Akkreditierungsfrist Montagmittag beim Landgericht eingegangen. Das teilte Gerichtssprecherin Dr. Anneli Neumann mit.
Die Plätze sind in Kontingente aufgeteilt, nicht alle Kontingente sind jedoch ausgeschöpft, wie eine erste Durchsicht ergab. So scheint das Interesse ausländischer Medien an dem Prozess, in dem sich der 94-jährige Lagenser wegen Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen in den Jahren 1943 und 1944 verantworten muss, kleiner zu sein als erwartet.
Nach Angaben der Gerichtssprecherin Dr. Anneli Neumann seien lediglich vier Anfragen aus dem Ausland eingegangen, unter anderem aus USA/Kanada und Großbritannien. Das Kontingent sah 23 Plätze vor, der Rest ist für deutsche Medien reserviert.
Der Gerichtssaal, der wegen des größeren Platzangebotes in das Gebäude der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold verlegt wird, bietet zudem Platz für 60 Zuschauer sowie die Nebenkläger und deren Vertreter, den Angeklagten und seine beiden Verteidiger, Andreas Scharmer und Johannes Salmen.
Am Montag teilte das Landgericht zudem eine personelle Änderung mit: Der Vorsitzende Richter am Landgericht, Karsten Niemeyer, sei plötzlich und schwer erkrankt und könne das langwierige Verfahren – zunächst einmal sind zwölf Verhandlungstermine bis Mitte Mai angesetzt – nicht leiten. Für ihn übernimmt Richter Rudolf Hartl den Vorsitz der Kammer. Bis Ende der Woche wird entschieden, welche Journalisten zur Berichterstattung zugelassen sind.