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12 Millionen Euro für neue Parkflächen

Abriss des Parkhauses Hornsches Tor löst eine Kettenreaktion aus

Sven Koch

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Wird abgerissen: Das Parkhaus "Hornsche Straße" ist marode. - © Bernhard Preuß
Wird abgerissen: Das Parkhaus "Hornsche Straße" ist marode. (© Bernhard Preuß)

Detmold. Die Stadt denkt über Parkdecks am Leo, an der Realschule I oder ein Parkhaus an der Bezirksregierung sowie über Parkplätze am Sportplatz Kuhkamp und den Ankauf des früheren Bundeswehr-Facharztzentrums nach. 12 Millionen Euro könnte alles kosten und würde nötig, wenn das Parkhaus Hornsches Tor abgebrochen wird. Der Nebeneffekt: Ist dort alles planiert, wird es vielleicht leichter, neuen Einzelhandel anzusiedeln.

Die Zusammenhänge: Nicht mehr lange, dann wird die Stadt am Hornschen Tor in jedem Fall bauliche Fakten schaffen – müssen. Das Parkhaus ist marode. Wenn es abgerissen wird, fallen aber Büroräume an städtischen Immobilien wie der Bürgerberatung weg. Dafür ist Ersatz nötig, auch für den Parkraum. Nächste Woche will die Verwaltung daher einen Plan vorstellen – für alles braucht es politische Beschlüsse. Gleichzeitig ist die Strategie: Am Hornschen Tor wird schon lange eine Einzelhandelsentwicklung gewünscht, die wegen schwieriger Eigentümerverhältnisse der dortigen leerstehenden Immobilie nicht vorangehen. Die Strategie der Stadt: Wenn sie Platz schafft, passiert vielleicht schon etwas. Detmolds Technischer Beigeordneter Thomas Lammering schildert: Der Abbruch impliziere den Versuch, künftig neue Investorenmodelle an Ort und Stelle umzusetzen, die zur Förderung des Einzelhandels und zum Wachstum an diesem Standort beitragen.

Als Ausgleich für das Parkhaus Hornsches Tor gibt es die Idee für ein Parkhaus an der Bezirksregierung, alternativ Parkdecks am Leo und der Realschule und/oder am Sportplatz Kuhkamp. - © Oliver Wendtland
Als Ausgleich für das Parkhaus Hornsches Tor gibt es die Idee für ein Parkhaus an der Bezirksregierung, alternativ Parkdecks am Leo und der Realschule und/oder am Sportplatz Kuhkamp. (© Oliver Wendtland)

Das Parkhaus Hornsches Tor: Das Parkaus ist marode und statisch beeinträchtigt, die Verwaltung will es 2017 oder 2018 abreißen. Von derzeit 340 Stellplätzen seien bereits 55 nicht mehr nutzbar. Die Verwaltung hält dort aber auch Büros vor sowie die Bürgerberatung. Das Problem dabei ist: Wird das Parkhaus abgerissen, wird auch die Versorgungsinfrastruktur der anderen Immobilien betroffen. Folglich schwebt der Verwaltung vor, alles dem Erdboden gleich zu machen und Ersatz zu suchen – für die Immobilien und Büros sowie für die Parkflächen.

Das Parken: Wird das Parkhaus Hornsches Tor abgerissen, fehlen Parkplätze. Ab 2017 kommen zunächst am Finanzamt neue hinzu – 496. Ab 2022 plant die Stadt mit dem Neubau des Parkhauses Lustgarten mit 600 Parkplätzen – zurzeit sind 100 nicht nutzbar, weil das Parkhaus auch marode ist. Potenziale sieht die Verwaltung an der Bezirksregierung und im Umfeld des Sportplatzes am Kuhkamp. 308 Stellplätze wären machbar, wenn das Fußballfeld zum Parken genutzt würde. Wenn man ein neues Parkhaus an der Bezirksregierung bauen würde, kämen 366 Plätze hinzu. Weitere Varianten wären, Parkdecks auf die bislang schon als Parkplätze genutzten Flächen am Leopoldinum oder an der Realschule aufzusatteln. Das eine könnte 198, das andere 222 Parkplätze erbringen.

Altes Facharztzentrum: Wenn es zum Verwaltungsgebäude umgebaut wird, gibt es dort an der Heldmanstraße 24 Platz für mehr als 90 Mitarbeiter. Aus Sicht der Stadt ist die wirtschaftliche Lage gerade wegen Fördergeldern und möglicher Einsparungen günstig. 2018 könnte ein Umzug erfolgen – die Bürgerberatung würde in der Innenstadt bleiben. Für sie schaut die Stadt gerade nach einem geeigneten Objekt. Für das Facharztzentrum hat die Bundesanstalt für Immobilien ein Vorkaufsrecht eingeräumt.

Die Optimierung: Der Umbau würde mit sich bringen, dass Standorte der Verwaltung optimiert und zusammengefasst würden. Zum Beispiel ist der Fachbereich Schule, Jugend, Soziales in Detmold auf drei Standorte verteilt. „Das geht bei den vielen Überschneidungen heute kaum noch mit solchen Distanzen. Eine Zusammenlegung könnte Synergien ergeben", hatte dazu bereits Kämmerer Frank Hilker in der LZ erklärt. Es gebe Alternativen für Verwaltungsstandorte, aber das ehemalige Facharztzentrum an der Heldmanstraße könne eine gute wirtschaftliche Möglichkeit darstellen, um Mitarbeiter an möglichst wenigen Standorten zusammenzufassen.

Die Kosten: Die Umzugskosten der Verwaltung würden 390.000 Euro betragen. Der Ankauf und Umbau des Facharztzentrums wird mit 3,7 Millionen Euro veranschlagt – nicht eingerechnet sind Baumaßnahmen, die anfallen würden, um die Heldmanstraße verkehrlich anzupassen. Für den Abriss des Parkhauses Hornsches Tor rechnet die Stadt mit 1,44 Millionen Euro. Das Umfeld des Sportplatzes Kuhkamp für 308 Parkplätze herzurichten, würde 2 Millionen Euro kosten, der Neubau eines Parkhauses an der Bezirksregierung mit 366 Stellplätzen etwa 4,77 Millionen Euro – die optionalen Parkdeck-Varianten sind noch nicht beziffert. Für das Gesamtmodell kalkuliert die Verwaltung zwischen 2017 und 2019 mit Investitionen von 12 Millionen Euro. Der Hauptausschuss berät am Donnerstag, 3. November, um 17 Uhr im Rathaus.

Kommentar: Lange Nase für die Spekulanten

von Sven Koch

Es ist schon ein gewaltiger städtebaulicher Plan, den die Verwaltung da vorlegt. Und er zeigt, wie sehr das Thema „Parken" Detmold beschäftigt und betrifft – man denke noch an das neue Parkhaus Finanzamt, die Park&Ride-Anlage am Bahnhof, den später anstehenden Neubau des Parkhauses Lustgarten...

Am Hornschen Tor zwingt das marode Parkhaus die Stadt zum Handeln, aber: Es wäre gut, wenn hier in einem Abwasch die Verwaltungsbauten hinter dem Parkhaus und an der Grabenstraße ebenfalls fallen. Damit würde eine große Fläche frei, die dem Einzelhandel angeboten werden kann, und die Stadt löste die Entwicklung am Hornschen Tor teilweise aus der Abhängigkeit von Fonds, denen die restlichen Immobilien (Ex-C&A) gehören und die das Vorangehen ausbremsen – und zeigt ihnen die lange Nase.

Stimmen zum Abriss

„Das ganze Parkhaus mitsamt der Schmuddelecke drumrum abreißen und was Ordentliches hinbauen, das für ein paar Jahrzehnte hält" – so lässt sich ein Stimmungsbild von Facebook-Nutzern zusammenfassen.

Die LZ hatte gefragt, was besser wäre, nachdem das Parkhaus Hornsches Tor abgerissen worden ist: ein neues an der Bezirksregierung bauen – oder Parkdecks am Leo, der Realschule beziehungsweise einen Parkplatz am Kuhkamp? „Völlig egal", schreibt ein Nutzer, „so lange die Auffahrten und Parkplätze auch für moderne Autos geeignet sind und nicht nach den Normmaßen aus den 80ern." „Wenn jahrelang an logischerweise nötigen Instandsetzungsarbeiten gespart wird, ist es ja kein Wunder, dass es so weit kommt", kritisiert ein anderer. „Am besten wäre ein Systemparkhaus wie in Lemgo oder bei der Ecclesia Gruppe", wird empfohlen.

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