Detmold. So sieht die Moderne aus: Grundriss und Fassadengestaltung nach Ideen von Mies van der Rohe, Flexibilität für die Eigentümer und angrenzende Gewerbe-Pavillons als ein einheitlicher Block mit Multifunktionalität. So dachte man in den späten 1960er- und in den 1970er-Jahren. Detmolds erstes Appartementhaus mit ergänzenden Gewerbebauten an der Rosenstraße erhielt 1973 den Deutschen Architekturpreis. Es soll Baudenkmal werden.
Der Gebäudekomplex gegenüber dem Landesarchiv – 1969 nach den Plänen der Architektin Gertrud Enzensberger und ihres Sohnes Peter Junkers für die Baugemeinschaft Rosenstraße gebaut – besteht aus dem Hochhaus, einer Arztpraxis sowie einer Außenstelle der Post. Die Praxis wurde nie also solche, sondern viele Jahre lang als Waffengeschäft im Erdgeschoss genutzt. In der Außenstelle der Post war später ein Sonnenstudio ansässig, bevor ein Architekturbüro einzog.
Die Stadt hat lange mit den Besitzern des Wohnkomplexes gesprochen. „Wir haben viel Überzeugungsarbeit geleistet", so Detmolds Denkmalpflegerin Catrin Will, „bis die Eigentümer einen Beschluss zur Eintragung in die Denkmalliste gefasst haben. Zwischenzeitig gab es bereits eine vorläufige Unterschutzstellung."
Hochhäuser
Ähnliche Gebäudekomplexe aus dem Entstehungszeitraum des „Hochhauses am Palaisgarten" gibt es in Jerxen-Orbke und in Remmighausen. In Jerxen-Orbke folgt das „China Haus" an der Lageschen Straße einer ähnlichen Konzeption als Appartementbau mit angeschlossener Gewerbenutzung. Das gilt außerdem für das Appartementhaus in Remmighausen am Dreierkrug-Platz. Denkmalpflegerin Catrin Will nennt als weitere Bauten (reine Wohnhäuser) Gebäude an der Meiersfelder Straße, das zwölfgeschossige Hochhaus an der Saganer Straße sowie das Hochhaus in Heiligenkirchen an der Hahnbergstraße. In diesen Fällen werde aber über Denkmalschutz nicht nachgedacht.Denkmalwürdig ist der Bau nach Auffassung der Stadt, weil er bedeutend für die Geschichte Detmolds sei. Ein Ratsbeschluss für den Bebauungsplan Palaisgarten habe seinerzeit den Weg frei gemacht für die Erschließung des Park-Umfeldes. „Die Architektin Gertrud Enzensberger hat an der Rosenstraße und an der Willi-Hofmann-Straße noch weitere Häuser gebaut, zum Beispiel auch die Apotheke und Terrassenhäuser", so Will, „und insgesamt in Detmold sicherlich zusammengerechnet 30 bis 40 Gebäude."
Das „Hochhaus am Palaisgarten" sei sehr markant. Es verfügt über sieben Geschosse und ein Staffelgeschoss samt sechs Dachgärten sowie 30 Wohneinheiten. Prägnant ist nach Auffassung der Denkmalschützer außerdem die Fassade mit ihren zeittypischen Materialien, Gliederungen und Gestaltungselementen nach dem Prinzip des Goldenen Schnitts.
Die baulichen Veränderungen hätten das Erscheinungsbild nur wenig beeinträchtigt: In der als Waffengeschäft genutzten Praxis sei zum Beispiel ein Schusskanal eingebaut worden. Mit der Unterschutzstellung wird sich der Ausschuss für Stadtentwicklung am Mittwoch, 8. Februar, ab 17 Uhr im Kleinen Saal der Stadthalle befassen.
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