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Detmold

Premiere der Grusel-Tour „Jack the Lipper" in Detmold

Detmold. Dieser Rundgang ist nichts für zarte Gemüter: Stadtführer Daniel Wahren führt seine Gäste in seiner neuen Themenführung als „Jack the Lipper" durch die hintersten, dunkelsten Winkel Detmolds.

Im schwarzen Mantel samt Zylinder stolziert Wahren über den Marktplatz in Richtung Schlossgarten, dicht gefolgt von mehr als einem Dutzend Schaulustiger. Am Rande des Parks hält „Jack the Lipper" inne, versammelt sein Gefolge um sich und spricht. Er berichtet von sich, seinem Leben als Kriegsveteran und seinem Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit. Dann deutet er auf das Detmolder Schloss und befasst sich kurz mit den edlen Herren aus der Vergangenheit, Fürst Woldemar oder dem wahnsinnig gewordenen Fürsten Leopold II. zur Lippe.

Information

Weitere Termine

Wer mit „Jack the Lipper" auf Tour gehen möchte, hat dazu an folgenden Terminen die Gelegenheit: 12. Mai, 21 Uhr; 13. Juni 21.30 Uhr; 14. Juli, 21.30 Uhr; 22. September, 20 Uhr; 13. Oktober, 20 Uhr;

Extraführung zu Halloween: Dienstag, 31. Oktober, 20 Uhr. Treff ist am Marktplatz.

Auch Schauergeschichten weiß Wahren alias „Jack" zum richtigen Zeitpunkt einzustreuen. So erzählt er von den Gerüchten über eine „weiße Frau", die des Nächtens durch die Parkanlage streifen soll – und den entsetzten Gesichtern so mancher Führungsteilnehmer nach zu urteilen, tut sie das bis heute. Bei seiner neuesten Themenführung will Wahren allerdings nicht die „Prachtstraßen" der Residenzstadt, sondern vor allem die Schattenseiten Detmolds mit ihrer düsteren Historie unter die Lupe nehmen.

„Ich war mit meiner Familie zum Urlaub machen in Edinburgh. Dort haben wir auch eine Geisterführung gemacht, doch nachher habe ich mir dann gedacht: ‚Das kannst Du doch besser.‘" Somit war die Idee für den „Grusel-Gang" geboren. Am Parkhaus im Schatten des Landestheaters erzählt „Jack" von Gesindehäusern, in denen die verarmte Arbeiterschaft einst hauste. Er spricht von Hungersnöten im 19. Jahrhundert, Ratten und der Pest. Bevor die Gruppe weiterzieht, spielt „Jack" noch Georg Weerths „Hungerlied" auf seiner Gitarre.

Er singt von Straßen voller Eiter, ermordeten Dirnen und kalten Nächten. Durch eine schummerig beleuchtete Unterführung entlang der Werre wandern „Jack" und sein Gefolge weiter die Robert-Koch-Straße hinauf. „Bis 1920 waren hier noch Ackerland und Bauernhöfe. Cholera und Tuberkulose griffen um sich", so der Stadtführer. Seine neueste Rundgang-Kreation sieht Wahren weniger als informativen Exkurs, sondern vielmehr als eine Form von Straßentheater: „Es macht mir Spaß, mich neuen Themen zu widmen.

Bei dieser Führung sollen Jahreszahlen und historische Daten eher in den Hintergrund rücken. Dennoch ist alles, was hier geschichtlich thematisiert wird, Realität." Durch eine Vielzahl von Seitenstraßen und dunklen Gassen, am alten Pestfriedhof aus dem 16. Jahrhundert und dem einstigen Strafwerkhaus am Hasselter Platz vorbei, findet die Gruppe den Weg zurück in die Fußgängerzone.

Weiter geht es Richtung Meierstraße, früher im Volksmund auch Mörderstraße genannt. In der Martin-Luther-Kirche beendet „Jack" die schaurige Schlenderei. Eine Wiederholung dürfte für viele ein Muss sein, denn Stadtführer Wahren weiß: „Detmold ist immer einen Abstecher wert."

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