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Dem Detmolder Waldkindergarten fehlt der Wald

Jost Wolf

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So sieht der Normalfall aus: Waldkindergartenleiterin Jelka Malin Karger (Mitte) und die Erzieherinnen Anke Sjöberg (links) und Lara Trojak singen mit den Kindern im Morgenkreis. Im Hintergrund ist der Bauwagen zu sehen. - © Carolin Brokmann
So sieht der Normalfall aus: Waldkindergartenleiterin Jelka Malin Karger (Mitte) und die Erzieherinnen Anke Sjöberg (links) und Lara Trojak singen mit den Kindern im Morgenkreis. Im Hintergrund ist der Bauwagen zu sehen. (© Carolin Brokmann)

Detmold. Anke Sjöberg hat derzeit ein Problem: Dem Waldkindergarten ist der „Gruppenraum" abhanden gekommen. Denn die Wälder in Lippe sind wegen der Orkanschäden bis Ende Februar gesperrt. Täglich sind die Erzieherinnen des Waldkindergartens also auf der Suche nach Alternativen.

„Die Möglichkeiten auf unsrem Gelände sind endlich", sagt sie. „Und Kinder, die es gewohnt sind, in den Wald zu gehen, denen fehlt jetzt etwas." Außerdem sei das Kindergartengelände am Kupferberg zwar betretbar, aber eben auch direkt am Waldrand, so dass es dort bei den aufgeweichten Böden bei windigem Wetter auch zu gefährlich werde. Im Regelfall ist die Wiese mit Bauwagen der Ausgangspunkt für den Aufenthalt im Wald.

„Pro Woche entscheiden wir uns für einen unserer acht bis zehn Waldplätze, die wir regelmäßig besuchen", erklärt Sjöberg. „Im Bollerwagen nehmen wir Essen, den Erste-Hilfe-Kasten, Messer, Sägen, Seile und Hängematten mit und machen uns damit im Wald unser Lager gemütlich." Die Kinder brauchten kein Spielzeug. „Sie können Steilhänge runterrutschen, buddeln, malen, schnitzen, am Hasselbach spielen..." – All das fehlt jetzt.

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Wälder betreten verboten


Weil die Aufräumarbeiten nach dem Orkantief „Friederike" noch einige Zeit in Anspruch nehmen, hat das Regionalforstamt das Betretungsverbot für den Wald im Kreis Lippe bis zum 28. Februar verlängert. Die Sperrungen würden durch entsprechende Schilder deutlich gemacht, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Regionalforstamt appelliert noch einmal an alle, die Gefahren nicht zu unterschätzen.

„Zwei Tage haben wir uns nun bei einer Mutter im Garten aufgehalten", erzählt sie. „Aber wenn 19 Kinder zwei Tage lang durch einen Garten pesen, können Sie hinterher neuen Rasen einsäen." Und sich ausschließlich draußen aufzuhalten, sei für einige Kinder derzeit doch zu kalt.

Also ist Sjöbergs „Malort" am Bruchberg die neue Kindergarten-Basis geworden. Dort treffen sich die Kinder zum Morgenkreis und Frühstück. „Es gibt dort zwei Räume, so dass wir die Gruppe aufteilen können. Wir haben mit den Kindern abwechselnd gemalt", erzählt Sjöberg. „Diese Situation bietet durchaus auch neue Möglichkeiten." Einen Tag später ging es in das Naturkundehaus des Landesmuseums. Dort konnten sich die Kinder ausgestopfte Tiere des Waldes hinter Glasscheiben angucken. Ungewohnt.

„Im Waldkindergarten sind die Tiere ja inzwischen an uns gewöhnt. Eine Ricke kam mit ihrem Rehkitz bis an den Zaun, und die Kinder konnten ein Finkenpärchen beim Brüten beobachten", erinnert sich Sjöberg. Dieser direkte Kontakt zur Natur fehle halt in der Stadt. „Die Kinder suchen sich jeden Baum und jedes Stückchen Grün, um darin herumzustochern." Und die Detmolder reagierten mitunter leicht irritiert auf tobende Kinder in der Innenstadt. Mögliche Alternativen wie Freilichtmuseum, Vogelpark, Adlerwarte und Hermannsdenkmal sind alle geschlossen.

„Aber es gibt ja vieles, was die Kinder so noch nicht gemacht haben", sagt Sjöberg. „Bus- oder Bahnfahren beispielsweise." Heute geht es zum Kung Fu. Sjöbergs Trainer hat die Gruppe eingeladen. „Damit wir nicht immer in der Stadt herumrennen müssen." Um die Kinder nicht mit den täglich neuen Angeboten zu überfordern, halte die Gruppe derzeit besonders an ihren Ritualen fest, „weil das Stabilität im Alltag gibt".

„Vielleicht", fragt Sjöberg, „kann uns ja jemand ein Gelände zur Verfügung stellen? Eine Wiese wäre total in Ordnung. Da könnten die Kinder rennen und Ball spielen. Sie brauchen nicht viel. Auch kein Klo. Das haben wir im Wald auch nicht." Ideal wäre es, wenn es auf dem Gelände eine Schutzhütte oder einen Bauwagen gäbe – zum Unterstellen bei Regen. „Oder vielleicht können wir auch mal in eine Schulturnhalle?", überlegt sie. „Das müsste ja nicht immer mit der ganzen Gruppe sein." Sjöberg ist unter Tel. (0160) 1542157 zu erreichen.

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