Im April vergangenen Jahres wurde er wegen versuchten Morde zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und neun Monaten verurteilt. Doch der Bundesgerichtshof in Karlsruhe kassierte das Urteil, da die „affektive Handlung" nicht berücksichtig worden sei – seit gestern wird wieder am Detmolder Landgericht verhandelt. „Wir haben uns um 12.000 Euro gestritten, die aus Syrien über den Libanon nach Deutschland transferiert werden sollten. Es ist mein erspartes Geld, damit wollte ich hier ein Restaurant eröffnen, und er wollte mich um die Summe betrügen. Dann habe ich zugeschlagen", sagte der Angeklagte, der 23 Jahre als Koch gearbeitet hat. Das Fleischerbeil habe er vor dem Besuch bei den Freunden in seinen Hosenbund gesteckt: „Für den Fall der Fälle."
Der 50-Jährige bestritt aber jegliche Tötungsabsicht. „Ich wollte ihn und seine Frau nicht umbringen, daher habe ich mit der stumpfen Seite des Beils zugeschlagen", sagte der Koch, der seit 2015 in Augustdorf lebt und dessen dreijährige Aufenthaltsbescheinigung in diesem Monat abgelaufen ist.Vor dem Beil-Angriff habe er sich mit der Opferfamilie sehr gut verstanden: „Wir waren befreundet, haben uns besucht und auch vertraut", schilderte der 50-Jährige. Doch als die Sache mit dem Geld ins Spiel gekommen sei, seien das Vertrauen und die Sympathie verloren gegangen.
Das 42-jährige Opfer bestätigte im Zeugenstand, dass er und seine Frau ein sehr freundschaftliches Verhältnis mit dem Angeklagten hatten. „Wir haben uns im Sprachkurs kennengelernt. Ich habe ihm immer bei Behördengängen geholfen." Von irgendwelchen Geldschäften wisse er nichts. Am Tatabend habe man, wie immer, in der Wohnung des syrischen Paares gegessen und getrunken.Bei der Verabschiedung habe er plötzlich ein Fleischerbeil in der Hand gehabt und auf seinen Kopf eingeschlagen. „Ich bin von der Wucht der Schläge zu Boden gegangen", erinnerte sich der 42-Jährige. Doch als er die Schreie seiner Frau auf dem Balkon gehört habe, sei er losgestürmt und habe dem Angeklagten die Waffe aus der Hand geschlagen.
Das Paar hat die Beil-Attacke körperlich überstanden, doch die psychischen Folgen seien immens, betonten beide. „Ich habe täglich Alpträume, kann nicht mehr im Dunkeln schlafen und halte es keine Sekunde allein in der Wohnung aus", sagte die 24-jährige Frau. Der Angeklagte habe das gute Verhältnis grundlos zerstört. Beide Opfer lehnten eine Entschuldigung des Angeklagten unter Tränen ab.
Der Prozess wird am 14. Februar fortgesetzt.