Schlossfestival: Stilvolles Picknick im fürstlichen Garten

Detmold. Der Schlossgarten, sonst hinter den fürstlichen Mauern des Detmolder Schlosses verborgen und der Öffentlichkeit nur selten zugänglich, hat sich beim vierten Detmolder Schlossfestival am Wochenende von seiner ganz &bdquo;persönlichen" Seite gezeigt. &bdquo;Statt nur zu flanieren, waren die Besucher eingeladen, sich im Garten niederzulassen und die Atmosphäre zu genießen", erklärte Pressereferentin Maila von Haussen.

Zwischen Lavendelbüschen, Rosenbeeten und weißen Caféhausmöbeln hatten es sich daher seit dem Nachmittag zahlreiche Grüppchen auf Decken und Rasenfleckchen gemütlich gemacht und genossen mitgebrachte Leckereien, das Idyll der herrlichen Schlosskulisse und das kulturelle Rahmenprogramm. Es passte ausgezeichnet zum Bild der bunten Picknickkörbe und den unter den Bäumen sitzenden Besucher.

Brigitte Bauma gab Schlager und Chansons aus den dreißiger und vierziger Jahren zum Besten, begleitet von Simone Krampes Akkordeonspiel. Auch zu sehen gab es etwas: Mitglieder des Theater-Ensembles zeigten eine Szene aus Shakespeares &bdquo;Wie es euch gefällt". Dabei, erläuterte Schauspieldirektor Jan Steinbach das Konzept des Beitrages, gehe es um eine gelebte statt um eine ersungene Utopie. Die Protagonisten suchen fernab der Zivilisation ihr Glück – &bdquo;auch eine Art der Flucht", so Steinbach. Denn das &bdquo;Neue Wege" und damit das Thema der Emigration ist das Motto des Schlossfestivals gewesen.

Es war neu für die Kooperationspartner, die Hochschule für Musik und das Landestheater, sich an einem übergeordneten Thema auszurichten. Die Leitende Musikdramaturgin Elisabeth Wirtz fand diesen Ansatz besonders reizvoll: &bdquo;Weil so die scheinbar seichte Unterhaltungsmusik und die leichte Muse aufgebrochen und nach ihren Hintergründen befragt wird." Hinter vermeintlich oberflächlichen Formen wie der Operette stecke schließlich weit mehr: Auch Themen wie die der Migration flössen hier durchaus ein. Das neue Konzept führe zu einer größeren Tiefe der künstlerischen Beiträge und zeige unterschiedliche Perspektiven auf.

Das sah Jan Steinbach nach eigenen Worten bereits bei den Proben für den zweiten Schauspiel-Beitrag zum Stichwort &bdquo;Utopien" bestätigt: &bdquo;Ich habe schon dabei gemerkt, wie allein die zeitgleiche Rezeption unterschiedlicher Haltungen etwas mit einem macht". Für die Inszenierung zitieren fünf Schauspieler jeweils unterschiedliche Positionen berühmter Aktivisten: Monologe von Greta Thunberg, Martin Luther King oder Emma Watson. &bdquo;Man wird zu neuem Denken eingeladen", meinte der Schauspieldirektor, jedoch ohne moralisch zu werden. &bdquo;Wir wollen den Zuschauer hier, in einer Umgebung, in der er sich wohl fühlt und empfänglich ist, abholen und ihm auf spielerische Weise etwas mit nach Hause geben."

Auch beim Konzert im Ahnensaal, einem weiteren Highlight des Picknicknachmittags, war die moralische Botschaft nur zwischen den Zeilen zu lesen. Unter dem Titel &bdquo;Ferne Klänge" spielten Studierende der Musikhochschule Detmold Werke von Komponisten, die aus politischen oder beruflichen Gründen zur Flucht gezwungen worden waren. Sie standen somit unter dem Druck, privat und auch künstlerisch &bdquo;Neue Wege" zu suchen und zu beschreiten.

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