Adlerwarte Berlebeck hat wieder einen "Peter"

Detmold-Berlebeck. Die große Spannweite, die schwarzen Federn mit den weißen Stellen, der gelb-goldene Hals – der junge Steinadler "Peter" zieht auf der Adlerwarte Berlebeck viele Blicke der Besucher auf sich. Und das, obwohl er erst 120 Tage alt ist. Der Nachwuchs ist ein Geschenk des Zufalls zum 80-jährigen Bestehen der Freizeit- und Tierschutzeinrichtung, wo Steinadler gewissermaßen Tradition haben.

Adolf Deppe, der die Adlerwarte 1939 gegründet hat, war damals mit seinem Steinadler "Peter" gestartet. Dieser war nicht nur in Berlebeck zu sehen, sondern spielte zum Beispiel auch in einem Winnetou-Film an der Seite von Pierre Brice und Uschi Glas mit. "Nach etwa 15 Jahren hat der Vogel dann ein Ei gelegt. 'Peter' war eigentlich eine 'Petra'. Das war eine Sensation", berichtet Klaus Hansen, Leiter der Adlerwarte. Die Linie ließ sich aber nicht fortsetzen.

Später habe es jahrelang ein Pärchen gegeben, danach probierte man eine künstliche Besamung bei zwei älteren Weibchen – aber die Zucht von Steinadlern wollte nicht gelingen. Bis die Adlerwarte schließlich vor einiger Zeit ein Pärchen aus einem Tierpark in Aachen zu sich nahm, welches letztes Jahr dann plötzlich ein Nest baute und das Weibchen zu brüten begann. Mittlerweile ist der Nachwuchs da – und natürlich erhielt er standesgemäß den Namen "Peter".

"Wir holen ihn morgens raus. Er ist dann frei und bewegt sich mit den anderen Jungtieren auf dem Gelände", sagt Klaus Hansen. "Er traut sich auch schon einmal zu, bei den Shows nach vorne zu kommen, auch wenn er noch nicht darin eingebunden ist."

Blick in die Geschichte Die Adlerwarte, heute in Trägerschaft der Stadt Detmold, setzt damit das Ziel ihres Gründers fort, Adler als lebende Naturdenkmäler zu zeigen und dem Besucher ein ursprüngliches Bild ihrer Kraft und Schönheit zu vermitteln. Deppe, der aus Milse stammte und sich schon als Kind für Vögel begeisterte, hatte im Ersten Weltkrieg auf dem Weg an die Ostfront zum ersten Mal Adler und Falkner gesehen. Zurück in der Heimat fand er einen Sponsor, mit dessen Hilfe er sich zwei Adler kaufte und dressierte. Die ersten Flugschauen in Porta Westfalica erregten großes Aufsehen.

Niederlassen wollten er und seine Frau Katharina sich dort jedoch nicht. Bei ihrer Suche nach einem Standort für einen Adlerhorst kamen sie 1938 nach Detmold. Hermannsdenkmal und Externsteine waren bereits beliebte Ausflugsziele, Deppes erhofften sich Synergien. Als Standort wurde zunächst die Grotenburg diskutiert, dann aber von der Landesregierung Lippe abgelehnt. Letztlich fiel die Wahl auf Berlebeck. Der Betrieb startete am Pfingstwochenende 1939.

Zunächst kamen nur wenige Besucher, im April 1945 wurde die Anlage schließlich zerstört – und im Anschluss wieder aufgebaut. Seitdem hat sie sich stetig weiterentwickelt. Neben dem Tourismus standen Auffangstation, Artenschutz und Zucht im Mittelpunkt. Die Anzahl an Tieren stieg. Mittlerweile sind es 220 Greifvögel, darunter Adler, Bussarde, Geier, Milane, Falken, Eulen und mehr. Dazu kommen 15 Zwergziegen, vier Alpakas und sechs Frettchen. Unterstützung bieten unter anderem der Förderverein und die Adolf-Deppe-Stiftung.

Immer mehr Pflegetiere und Notfälle Seit dem 75-jährigen Bestehen vor fünf Jahren hat sich laut Hansen noch einmal wieder einiges getan. Nicht nur habe sich die Zahl der verletzten Tiere, die in der Auffang- und Pflegestation aufgenommen werden, verdoppelt. Auch habe es eine Reihe von Renovierungsarbeiten gegeben. Der Gastronomiebereich hat eine Verschönerung in Bezug auf Theke und Beleuchtung erhalten, so dass dort nun auch Abendveranstaltungen stattfinden könnten. Außerdem wurde das Gründerhäuschen, in dem sich viele Jahre lang ein kleines Museum befunden hatte, zu einer fliegenden Zooschule umgestaltet. Hier soll es laut Klaus Hansen künftig umwelt- und erlebnispädagogische Angebote geben, die derzeit mit der Uni Bielefeld erarbeitet würden.

Darüber hinaus arbeitet das Team der Adlerwarte an einer Themen-Flugshow zum Thema Afrika, für die momentan noch das Training läuft. Das Programm wird an den Wochenenden, Feiertagen und in den NRW-Schulferien von drei auf vier Shows pro Tag ausgeweitet, was nebenbei zur Entzerrung der Besucherströme und einer Entspannung für die Parkplatzsituation führe.

Die Adlerwarte verbucht steigende Besucherzahlen. 2016 sind rund 55.000 Eintrittskarten verkauft worden, 2017 waren es 69.000. Dieses Jahr ist laut dem Leiter erneut ein Anstieg zu spüren.

Familienfest Aus Anlass des 80. Geburtstags der Adlerwarte Berlebeck findet am Sonntag, 18. August, von 10 bis 18 Uhr ein Familienfest statt. Dann gibt es zusätzlich zu den regulären Angeboten auch eine Hüpfburg, ein Spielmobil, eine Rallye der fliegenden Zooschule und einige weitere Überraschungen. Die Freiflugvorführungen beginnen um 11, 13, 15 und 16.30 Uhr.

Wie abenteuerlich ein Tag als Falkner auf der Adlerwarte abläuft, sehen Sie in unserer Videoreportage auf YouTube.

Adlerwarte Berlebeck hat wieder einen "Peter"

Mit Ratten fängt man Weißkopfseeadler: Das große Abenteuer von Donald aus Detmold

Donald büxt aus: Detmolder Weißkopfseeadler macht Urlaub in Cuxhaven

Windräder-Streit: Ex-Chef der Adlerwarte wirft Detmolds Bürgermeister Amtsmissbrauch vor

Große Erleichterung: Detmolder Adler auf dem Heimweg nach Berlebeck

Flugunfähig, aber flauschig: Adlerwarte Berlebeck begrüßt zum Saisonstart Ziegenbabys

Feststimmung in Berlebeck: Turnhalle wird zur alpinen Wunderwelt

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €