Beide Teile des Detmolder Wärmespeicherturms werden eins

Detmold . Der Moment, auf den alle gewartet haben, ist gekommen. Kranfahrer Jan Vogel hebt den Koloss ganz sachte an. 110 Tonnen ist der obere Teil des Wärmespeicherturms schwer, den der Kran nun an vier Seilen in die Höhe zieht, um ihn auf das Unterteil zu setzen. Jetzt wird sich zeigen, ob alles richtig berechnet worden ist.

Christian Brandl , Bauleiter bei der Firma Bilfinger, bleibt trotz der bevorstehenden Vereinigung der beiden Bauteile zwischen Bahndamm und Kronenplatz gelassen. &bdquo;Dass sie aufeinander passen, wissen wir. Das haben wir schon ausgemessen", sagt der Fachmann, der die Bauarbeiten in den vergangenen Monaten betreut hat. Nun müsse man sehen, wie das Oberteil heran schwebe und ob es 15 Zentimeter in die eine oder in die andere Richtung komme – auch im Hinblick auf den leichten Wind, der an diesem sonnenreichen Herbsttag weht.

Gegengewichte für den Kran Eine Stunde zuvor: Die letzten Vorbereitungen sind so gut wie abgeschlossen. Die Mitarbeiter der Kranfirma Franz Bracht aus Herford, die mit insgesamt fünf Lkw vor Ort sind, erledigen die letzten Handgriffe. Gerade sind mit dem kleineren von zwei Kränen die Gegengewichte auf seinem größeren Pendant platziert worden, nun werden noch die Ösen und Seile vorbereitet. Einer hisst auf einem kleinen Container eine Fahne, die ab und zu aufgewirbelt wird.

&bdquo;Wenn wir viel Wind haben, ist die Angriffsfläche für den Bottich zu groß", sagt Peter Preuß vom Technischen Außendienst, der den Kraneinsatz geplant hat. Im Moment scheint das aber nicht der Fall zu sein. Die Stimmung unter den Mitarbeitern wirkt gelöst, der heutige Einsatz ist für sie eigentlich keine große Sache. Sie sind größere gewohnt. Wenngleich... &bdquo;110 Tonnen sind schon ein sportliches Gewicht", urteilt Kranfahrer Jan Vogel. &bdquo;Stellen Sie sich 110 VW Polo auf diesem Parkplatz vor, um das ganze einmal in Relation zu bringen." Es sei wichtig, immer wachsam zu sein. Bei solchen Gewichten könne der Boden einbrechen, es könnten Menschen stürzen. Sobald er im Führerhäuschen sitzt, heißt es deshalb: hellwach sein.

Für die richtige Position Gerade hebt der Korb mit Bauleiter Christian Brandl und einem Kollegen vom Boden ab. Nachdem eine letzte Kontrolle an dem großen Kran erfolgt ist, geht es für sie auf den Deckel des Turmoberteils. Dort bringen sie die Seile an, mit denen das Teil dann angehoben wird. Ein letzter Ruck, dann das Signal an den Kranfahrer: Es kann losgehen.

&bdquo;Der Kran bringt das Teil schon fast in die richtige Position. Wir müssen es dann nur noch richtig hindrehen, damit die Achsen genau zusammen passen", hatte der Bauleiter zuvor erklärt. Dann lasse der Kran das Teil langsam herunter, Keile würden platziert und Sicherungsarbeiten vorgenommen. Während der Kran das Oberteil immer noch festhalte, werde geschweißt.

Gegenüber auf dem Kronenplatz haben sich Vertreter der Stadtwerke Detmold als Bauherrin, der Stadtverwaltung und andere Schaulustige versammelt. Die großen Kräne, die auf der gesperrten Industriestraße stehen, hatten bereits am frühen Morgen für Aufsehen gesorgt. Nun hängt der Bottich in der Luft – ein spektakuläres Bild.

Nach der Montage folgt die Druckprobe &bdquo;Nach der Montage erfolgt noch eine Druckprobe. Außerdem steht der Innenausbau der Regelstation an, bei dem Ventile für die Beladung und Pumpen für die Entladung des Wärmespeichers angebracht werden", erklärt Projektleiter Matthias Wallner von den Stadtwerken. Nach der Weihnachtspause gehe es mit der Isolierung und der Verkleidung weiter. Das Konstrukt soll bekanntlich mit farbigen Platten versehen werden, die an die silbernen Ringe, die den Bottich umgeben, geschraubt werden.

Der Koloss senkt sich immer weiter. Der Spalt zwischen den beiden Bauteilen wird schmaler, fasst schon scheint das Oberteil aufzuliegen. Dann erklingt der erste Hammerschlag. Die Feinarbeit kann beginnen.

Die Zahlen Der Wärmespeicherturm ist 26,5 Meter hoch und hat später einen Durchmesser von elf Metern. Sein Fassungsvermögen beträgt 1850 Kubikmeter Wasser, mit dem Fernwärme zwischengespeichert werden soll. Durch den Bau des Behälters steigt der Anteil der Wärmeversorgung, der durch Kraft-Wärme-Kopplung und regenerativ erzeugt wird, nach Angaben der Stadtwerke auf über 90 Prozent. Pro Jahr sollten weitere 5000 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart werden.

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