Wortmann will mit millionenschwerer Corona-Hilfe Arbeitsplätze sichern

Detmold . Das hat es in der Modebranche bislang noch nicht gegeben. Der lippische Schuhhersteller Wortmann hat ein Unterstützungspaket für den Handel verabschiedet – im mittleren zweistelligen Millionenbereich. &bdquo;In der wichtigsten Umsatzzeit für uns, wie auch für unsere Kunden, sind in fast ganz Europa die Geschäfte geschlossen", stellt Jens Beining, persönlich haftender Gesellschafter und CEO der Wortmann Gruppe, fest. Die Modebranche stehe still, die Folgen seien dramatisch. Die ersten Marktteilnehmer hätten Insolvenz angemeldet.

&bdquo;Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten sehr ’lippisch’ gewirtschaftet und jeder Euro wurde wieder in das Unternehmen investiert", sagt Jens Beining. &bdquo;Das kommt uns heute in dieser Situation zu Gute und wir können in unsere Partner investieren." Ein Sofort-Hilfe-Rabatt und zusätzliche Lagerflächen für zwei Millionen Paar Schuhe sind die Kernpunkte des Unterstützungspakets. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt der CEO, was dahinter steckt.

Sofort-Hilfe-Rabatt: &bdquo;Wir geben auf neue Waren, die der Handel jetzt braucht, wenn die Geschäfte am Montag wieder öffnen , einen Rabatt von 10 Prozent", erklärt Jens Beining. Das sei Geld, welches direkt bei den Handelspartnern ankomme und womit sich die Liquiditätssituation sofort verbessern ließe. &bdquo;Im Gegensatz zu den staatlichen Hilfen, die teuer zurückbezahlt werden müssen", macht er deutlich.

Kostenfreie Lagerflächen: Die Bestände in den Geschäften werden nicht verkauft, Schuhe und Kleidung werden kontinuierlich nachgeliefert – es wird immerhin ein halbes Jahr im Voraus bestellt. Viele Händler klagen deshalb über Platzprobleme. Auch hier möchte Wortmann unterstützen.

20.000 Quadratmeter hat der Schuhhersteller in Horn-Bad Meinberg und Herford zusätzlich als Lagerflächen angemietet. Das sei Platz für zwei Millionen Paar Schuhe. &bdquo;Wir lagern die Ware unserer Kunden, die nicht mehr gebraucht wird, weil die Saison weiter fortgeschritten ist, auf unsere Kosten für fast ein ganzes Jahr ein", erklärt der Gesellschafter. Die eingelagerten Schuhe würden dann im Frühjahr/Sommer 2021 zum Einsatz kommen.

Sorge, ab Montag keine Schuhmodelle der neuen Kollektion in den Geschäften vorzufinden, müssten die Verbraucher nicht haben. Nahezu im Monatsrhythmus würde eine neue Produktauswahl auf den Markt kommen. &bdquo;Wir haben extrem breite Kollektionen, es sind genügend Schuhe da", versichert Jens Beining.

Online-Shop: Wer seine im Internet bestellten Schuhe von Tamaris oder Marco Tozzi zurückschicken möchte, dürfe sich dieser Tage nicht wundern, wenn die Retoure nicht wie gewöhnlich an das Logistikzentrum in Hamburg, sondern an das Schuhgeschäft nebenan ginge. &bdquo;Wir leiten die Aufträge, die in unserem Online-Shop eingehen, an den stationären Handel weiter", sagt Jens Beining. So könne dieser trotz der Ladenschließungen Umsätze machen. &bdquo;Mit einem Kauf auf tamaris.com unterstützt der Verbraucher also den lokalen Handel vor Ort", betont er.

Dieses Vertriebsmodell verfolge der Schuhhersteller bereits seit mehr als zwei Jahren. Als Reaktion auf die Coronavirus-Krise wurde dieses aber weiter ausgebaut. Erst wenn der stationäre Handel nicht liefern könne, liefere Wortmann aus dem Lager. Bislang wurde nur ein Teil der Bestellungen an den stationären Handel durchgewunken.

Damit es auch nach der Krise noch Geschäfte in den Innenstädten gibt Dass dieser am kommenden Montag wieder öffnen dürfe, freue den CEO sehr. &bdquo;Zwei oder drei Wochen länger hätten viele finanziell auch nicht mehr ausgehalten", vermutet er. Die Läden der Wortmann-Gruppe seien bereits auf eine Wiedereröffnung vorbereitet. Plexiglaswände seien bereits vor Wochen aufgestellt worden. Den Verkäuferinnen und den Kunden sollen außerdem Schutzmasken zur Verfügung gestellt werden, damit sich alle im Geschäft wohlfühlen. Wie berichtet, stellt die Wortmann-Gruppe selbst Mund-Nasen-Masken her.

Bis sich der Handel vollkommen erholt hat, werde es dauern, ist sich der Gesellschafter sicher. &bdquo;Die gesamte Wirtschaft wird diese Krise noch sehr lange beschäftigen", sagt er. Er gehe von mindestens zwei Jahren aus. &bdquo;Ich kann heute schon sagen, dass unser kommendes Geschäftsjahr noch nachhaltig negativ betroffen sein wird."

Mit der millionenschweren Corona-Hilfe wolle Wortmann vor allem eines: &bdquo;Wir wollen Arbeitsplätze in der Region sichern und dazu beitragen, dass es auch nach der Krise noch Schuh- und Modegeschäfte in den ostwestfälischen Innenstädten gibt", macht Jens Beining abschließend deutlich.

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