Detmold. Immer mehr Händler setzen auf den Online-Handel, auch in Detmold. Was einst in kleinen Ladengeschäften begann, verlagert sich ins Netz. Drei Beispiele aus der lippischen Residenzstadt zeigen, wie unterschiedliche Branchen den digitalen Wandel nutzen, sie ihre Geschäftsmodelle aufstellen und wie sich dieser Wandel gestalten lässt.
Für Paul Hirche, den ehemaligen Inhaber des mittlerweile geschlossenen Sneakerladens „Heatwave“ in der Schülerstraße, schließt sich gewissermaßen ein Kreis. Zwar hat er sich kürzlich vom stationären Handel verabschiedet, jedoch nicht vom Handel insgesamt. Seine unternehmerische Reise hatte ursprünglich im Online-Geschäft mit Sneakern begonnen und dahin zieht er sich nun wieder zurück. Ein entscheidender Grund für den Rückzug aus dem stationären Handel war für ihn die begrenzte Verkaufsfläche: „Im Geschäft war es einfach platztechnisch nicht möglich, eine größere Produktpalette anzubieten“, erklärt er.
Ein Problem, dass für ihn beim Online-Handel wegfällt. Künftig will sich Paul Hirche wieder voll auf den Online-Vertrieb konzentrieren. Eine Rückkehr in die Detmolder Innenstadt schließt er jedoch nicht grundsätzlich aus. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen, wie einem größeren Laden und einer mit Kleidung erweiterten Produktpalette. „Der Fokus liegt aber zunächst auf dem Online-Shop“, sagt er. Um dieses Vorhaben umzusetzen, hat er Lagerfläche in einem Detmolder Industriegebiet angemietet.

Haus der Musik gibt den Ton an
Ein weiteres Beispiel bildet Wolfgang Meyer vom Haus der Musik. Beim Handel mit Musiknoten im Internet gibt er den Ton an. Als das Internet damals noch in der Anfangszeit steckte und Suchmaschinen gerade erst online gegangen sind, zog er mit: „Wir haben damals, 1998, zusammen mit Google angefangen“, erzählt Meyer. Seitdem ist der Online-Verkauf für ihn neben dem Verkauf im Laden eine weitere Einnahmequelle und auch die Möglichkeit der breiteren Zurschaustellung von Produkten.
Ein weiterer Vorteil beim Handel mit Noten: Sie sind Teil der Buchpreisbindung. „Der Preis ist festgesetzt und keiner kann billiger als der andere anbieten“, erklärt Meyer. Noten beanspruchen außerdem nicht so viel Lagerkapazitäten. Mittlerweile umfasst seine Online-Produktpalette über 400.000 Noten, 2017 nahm er auch Instrumente ins Produktportfolio auf.
Die Geschichte des Hidden Champions
Eine andere Firma hat schon vor über 15 Jahren den Online-Handel für sich entdeckt: Der Modellbahnshop Lippe, 2007 in Detmold gegründet, gilt heute als einer der führenden Onlinehändler für Modelleisenbahnen – mit Kundschaft in mehr als 90 Ländern und mehr als 100.000 Produkten im Sortiment.
Damals erkannte Gründer Claus Wiebke eine Marktlücke: Der klassische Fachhandel für Modelleisenbahnen verschwand zunehmend aus dem Stadtbild. Doch die Nachfrage war nach wie vor da. Wiebke kombinierte seine IT-Kenntnisse mit seiner Leidenschaft für die Modellbahnwelt, und schuf so ein digitales Fachgeschäft mit internationaler Strahlkraft, dass bereits zwei Jahre nach Gründung ganz Europa belieferte. Dieser Weitblick sollte sich auszahlen.
Heute, knapp zwei Jahrzehnte später, hat sich das Unternehmen unter der Leitung von Geschäftsführer Björn Döring zu einem sogenannten „Hidden Champion“ entwickelt. Döring beschreibt den Modellbahnshop Lippe selbstbewusst als eine Art „Amazon der Modelleisenbahnen“. Die Gründe dafür liegen für ihn auf der Hand: „Wir haben ein riesiges Schaufenster in Form des Onlinehandels mit über 100.000 Produkten. Diese Möglichkeiten bietet ein stationärer Verkauf einfach nicht.“
Neutrale Kartons für den Haussegen
Trotz der digitalen Ausrichtung betreibt der Modellbahnshop auch einen kleinen Lagerverkauf vor Ort – aus einem ganz praktischen Grund: „Einige Hersteller fordern explizit, dass es einen Showroom oder stationären Verkauf gibt, in dem ihre Produkte präsentiert werden können“, erklärt Döring. Aus dem Detmolder Geschäft gehen täglich Hunderte Pakete auf Reisen bis nach Asien, Amerika und Australien. Insgesamt verschickt der Shop seine Ware mittlerweile in 92 Länder. „Wir beliefern die Hälfte der Welt mit Modelleisenbahnen“, sagt Döring. Dabei wird auch an die Feinheiten des Familienlebens gedacht: Auf Wunsch werden die Bestellungen in neutralen Kartons ohne Firmenlogo verschickt – damit der Haussegen nicht schief hängt, wenn mal wieder eine neue Lok im privaten Fuhrpark einzieht.
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