Bei „Mein Elster“ gibt es anfängliche Hürden

Detmold. Die Steuererklärung – für viele eine nervige Angelegenheit. Alle Jahre wieder heißt es, Belege zusammensammeln und sich durch unverständliche Formulare quälen. Das Online-Portal &bdquo;Mein Elster", das das &bdquo;Elster Formular" ablöst, verspricht Aussicht auf Besserung. Digital, bequem und papierlos soll die Steuererklärung darüber funktionieren, und zwar ohne zusätzliche Software. Aber hält das System auch, was es verspricht? Die LZ hat den Test gemacht.

Registrierung: Der erste Schritt zur Steuererklärung über &bdquo;Mein Elster" ist die Registrierung – und die ist nicht mal eben so gemacht, weil sie nach Angaben des Finanzamtes aus Sicherheitsgründen aus zwei Schritten besteht und mit Wartezeit verbunden ist. Zunächst muss auf www.elster.de ein Benutzerkonto erstellt werden. Der Nutzer kann dabei auswählen, wie er sich künftig einloggen möchte – empfohlen wird der Zugang per Zertifikatsdatei. Nach der Eingabe der persönlichen Daten, trifft die Aktivierungs-ID umgehend per E-Mail ein (unbedingt aufheben!), danach beginnt das Warten. Denn: Als zweites Element wird ein Aktivierungs-Code benötigt, der per Post zugestellt wird. Und das kann bis zu 14 Tage dauern.

Tipp: Der Zugang über den elektronischen Personalausweis, der als Alternative zur Zertifikatsdatei angeboten wird, kann Zeit sparen. Dafür muss die Online-Ausweisfunktion freigeschaltet sein.

Erster Log-In: Ist der Aktivierungs-Code dann endlich eingetroffen, kann die Registrierung abgeschlossen werden. Dies geschieht über den Link, der in der E-Mail mit dem Aktivierungs-ID enthalten ist, der Aktivierungs-ID und dem Aktivierungs-Code. Dabei wird dann die Zertifikatsdatei erstellt, die bei jedem Log-In wieder benötigt wird.

Tipp: Vor dem Herunterladen der Datei den Dateinamen kopieren, den das System generiert. Anschließend auf dem eigenen Computer nach der Datei suchen und sie in einem Ordner ablegen, in dem man sie auf jeden Fall wiederfindet.

Alte Daten übertragen: Unter &bdquo;Formulare" ist nun das Formular für die Einkommenssteuererklärung zu finden. Wer seine Steuererklärung bislang über &bdquo;Elster Formular" gemacht hat und nun die Daten aus dem vergangenen Jahr übernehmen möchte, um sich damit Zeit zu sparen, steht schnell wie der Ochs vorm Berge. Hierzu heißt es: &bdquo;Um Angaben zu übernehmen, muss ein passendes Formular abgegeben worden sein." Die Suche unter &bdquo;Formulare" führt in diesem Fall nicht weiter.

Tipp: Das Programm &bdquo;Elster Formular" öffnen und die Datei zur Steuererklärung aus dem vergangenen Jahr suchen. Dahinter befindet sich der Button &bdquo;Mein Elster", wodurch der Export in das neue System gestartet wird. Dann zurück zu &bdquo;Mein Elster" gehen, das Formular für die Steuererklärung aufrufen, das Jahr 2019 anwählen und Datenübernahme anklicken.

Bescheinigungen abrufen: Dieser Punkt ist wirklich praktisch. Unter &bdquo;Bescheinigungen verwalten" lässt sich ein Abrufcode anfordern, der wiederum per Post zugestellt wird. Damit kann sich der Nutzer Belege wie die Lohnsteuerbescheinigung abrufen – vorausgesetzt, diese sind von der jeweils zuständigen Stelle bereits ans Finanzamt übermittelt worden. Wird dann im Formular für die Einkommenssteuererklärung &bdquo;Bescheinigungen übernehmen?" mit Ja bestätigt, fließen die Daten ein. Während die Daten bei &bdquo;Elster Formular" jedes Jahr händisch aktualisiert werden mussten, geschieht dies hier ganz automatisch.

Tipp: Auch andere Bescheinigungen können abgerufen werden, zum Beispiel Mitteilungen zu Rentenleistungen oder Beiträge zu Kranken- und Pflegeversicherungen sowie Vorsorgeaufwendungen.

Ausfüllen: Das restliche Ausfüllen der Steuererklärung verläuft wie gewohnt. Die Anlagen sehen etwas schicker aus als in der Printversion oder bei &bdquo;Elster Formular", sind für Ottonormalverbraucher aber weiterhin nicht immer hundertprozentig verständlich.

Tipp: Wer beim Ausfüllen der einzelnen Formulare und Anlagen auf die kleinen Fragezeichen klickt, erhält Erklärungen zu den jeweiligen Punkten. Wer weitere Anleitungen benötigt, sollte über den &bdquo;Hilfe"-Button gehen. Dort finden sich neben einer Frage-/Antwortliste auch Video-Anleitungen, zum Beispiel für die Registrierung oder für den Fall, dass die Zertifikatsdatei abhanden gekommen ist.

Abschicken: Am Ende gibt es eine Plausibilitätsprüfung, bei der das System Fehler meldet. Danach werden die Daten verschlüsselt an das Finanzamt übermittelt. Im Gegensatz zu &bdquo;Elster Formular" muss nichts mehr ausgedruckt und unterschrieben werden. Die Zertifikatsdatei ersetzt die Unterschrift.

Tipp: Vor dem Abschicken &bdquo;unverbindliche Steuerberechnung" anklicken und schon einmal gucken, ob eine Rückzahlen zu erwarten ist.

Fazit: &bdquo;Mein Elster" ist weniger intuitiv als die moderne Optik vermuten lässt, und es sind zunächst einige Hürden zu überwinden. Bei der Registrierung werden gleich fünf Log-In-Optionen angeboten. Woher soll man wissen, was das richtige ist? Auch um die Daten aus der vorherigen Steuererklärung zu übernehmen, die noch mit &bdquo;Elster Formular" gemacht worden ist, ist erst Rechercheaufwand nötig. Wenn dies geschafft ist, ist das System handlich und überzeugt insbesondere durch die Option, Bescheinigungen zu übernehmen und die Steuererklärung somit vorausfüllen zu lassen. Das spart Zeit. Wer Geld sparen möchte und dafür Steuertipps sucht, wird dagegen nicht fündig. Dann empfiehlt sich Steuersoftware kommerzieller Anbieter.

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