Detmolder Autorin: Auf Dantes Spuren in den Kreisen der Hölle

Detmold. Nur das gedruckte Buch allein – der Detmolder Autorin Cathryn Holister reicht das nicht. Ihre Fantasy-Reihe um die Jung-Dämonin Cay reichert sie mit Apps und Comics an – alles in Eigenregie entwickelt. &bdquo;In einem krisengebeutelten Buchmarkt sieht so manche Nachwuchsschriftstellerin neue Möglichkeiten in außergewöhnlichen Formaten", sagt sie selbst dazu.

Jungdämonin Cay kann zufrieden sein – sie hat es in kürzester Zeit an die Spitze der Höllenleitung geschafft und führt ein entspanntes Dasein an der Seite ihres attraktiven Chefs. Das ändert sich schlagartig als der Himmel sie für den Mord an einem Engel verantwortlich macht und sie verhaften lässt. Plötzlich steht nicht nur ihr Posten, sondern ihre gesamte Existenz auf dem Spiel.

Leider scheinen ihr weder ihre Position als stellvertretende Höllenleitung noch die Beziehung mit ihrem Chef weiterzuhelfen. Sie flieht mit ihrer Freundin Mia vor der himmlischen Garde, um in fremden Sphären nach entlastenden Beweisen zu suchen. Gemeinsam mit einem abtrünnigen Nachtmahr und einem leblosen Engel führt es sie bis nach Tokio in die schillernde Geisterwelt Japans. Dumm, dass Cay irgendwann nicht mehr weiß, wem sie noch vertrauen kann...

Augmented Reality

Darum geht es in &bdquo;Inferno, Chaos und Komplotte" von Cathryn Holister, was ein Pseudonym ist und bleiben soll. 2000 hat sie ihr Abi am Leopoldinum gemacht, dann ging es zum Studium von Kunstgeschichte und Psychologie nach Hamburg und Job-mäßig an die Uni Lüneburg, wo die 40-Jährige auch promovierte und im Bereich Kulturmarketing/Wirtschaftswissenschaften tätig war. In Hamburg lebt sie bis heute, will aber bald ihren Lebensmittelpunkt wieder gen Detmold verlagern.

&bdquo;Inferno, Chaos und Komplotte" ist der gerade im Periplaneta Verlag Berlin erschiene zweite Band der Reihe, die satirische Fantasy bietet und sehr von klassischer Höllen-Literatur von Dante oder antiken Höllendarstellungen beeinflusst ist sowie von aktueller Urban Fantasy. Genres, die Cathryn Holister eigentlich als Leserin gar nicht so sehr beflügelt, allenfalls mal H-P. Lovecraft. &bdquo;Ich mag Dürrenmatt und Paul Auster", verrät sie, gleichwohl es sie schon im Studium reizte, einen präzisen dämonischen Kosmos zu entwickeln. Den betrachtet sie aber mit einem Augenzwinkern, um zu zeigen, dass es jenseits des Flusses Styx auch bloß so bürokratisch zugeht, wie ein paar Etagen höher auf der Erde – satirische Fantasy, sie ist im angloamerikanischen Markt beliebt und weitaus mehr vertreten als in der eher klassisch geprägten deutschen Genre-Leserschaft.

&bdquo;Geschrieben und mir Geschichten ausgedacht habe ich, seit ich schreiben kann", verrät die Autorin. Schließlich wollte sie dann doch mal ernst damit machen, verfasste zwei &bdquo;Demon Diaries" im Selbstverlag, bis sie der Weg schließlich zum Periplaneta Verlag führte. Und da Cathryn Holister selbst im Bereich der Digitalisierung beruflich aktiv ist und ihr Bruder im Sektor Visual Effects, kam die Überlegung: &bdquo;Was kann man denn noch so machen, um den Dämonen-Kosmos erfahrbar zu gestalten?" Cathryn C. Holister experimentiert nun in &bdquo;Inferno, Chaos und Komplotte" zum zweiten Mal mit digitalen Zusatzinhalten, die mittels eigens konzipierter App im Verlauf der Geschichte auf dem Handy oder Tablet sichtbar gemacht werden können.

Zu entdecken gibt es Rückblenden und Nebenstories zu der turbulenten Erzählung um zwei chaotische Dämoninnen auf der Flucht, die den Leser in Form von Audiologs oder als Graphic Novel präsentiert werden. Die Inhalte produziert sie allesamt selbst, auch die Illustrationen. &bdquo;Analoge Texte, die mit sogenanntem Augmented Content erweitert werden, gibt es schon länger. Man findet sie bislang vor allem bei Sachbüchern oder als hippes Werbegimmick", schildert sie. Mal werden komplexe Schaubilder mit einem Erklärvideo ergänzt oder Verpackungsdesigns zum Leben erweckt. Ein weiteres Beispiel sind Augmented-Reality-Kinderbücher, die digitale und analoge Formate spielerisch verknüpfen. Für Romane ist eine solche Funktion jedoch eher Neuland.

Holisters erster Roman &bdquo;Inferno für Anfänger" (2019) war mit seinen umfangreichen Zusatztexten und animierten Illustrationen bereits ein Vorreiter für Augmented Content in der Fantasyliteratur. Mit dieser Vorerfahrung und dem gewonnenen Feedback legt sie nun in ihrem zweiten Roman nach.

Zusatzinhalte kommen an

Verpflichtend für das Verständnis der Geschichte sind die virtuellen Inhalte laut Holister aber nicht. Vielmehr sollen sie eine Anregung für alle sein, die tiefer in die titelgebenden Intrigen und Hintergründe zu den beiden höllischen Protagonistinnen einsteigen möchten. Einen ersten Eindruck, was einen erwartet, erhält man bereits beim &bdquo;Aktivieren" des Buchcovers inklusive freundlicher Dämonenstimme und Einweisung.

Da sie alles selbst macht, dazu das Marketing, viel in Social Media und auf Messen unterwegs ist, bringt das jede Menge Arbeit rund um das Schreiben mit sich. Dem will sie sich in Zukunft intensiver widmen und weiß aus Feedbacks: &bdquo;Die Zusatzinhalte kommen bei Lesern super an. Ich glaube, dass Augmented Reality in der Zukunft eine noch viel größere Rolle spielen wird. Gerade junge Leser lassen sich damit sehr gut erreichen."

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