Das Berliner Schloss steht in Detmold

Detmold-Heiligenkirchen. Das Licht leuchtet durch die große Kuppel, die Fenster und das Eingangsportal. Säulen, Figuren, Marmorplatten und andere Details zieren das Modell des Berliner Schlosses. Wohin das Auge blickt, lassen sich kleine Besonderheiten entdecken. Der Nachbau ist das Werk von Heinrich Manik aus Heiligenkirchen, der drei Jahre lang in seiner Garage daran gefeilt hat – und damit bereits bei Nachbarn und Passanten für Staunen sorgte.

&bdquo;Ich habe einige Jahre in der DDR gearbeitet. Wenn man frei hatte, konnte man im Bezirk bleiben oder nach Berlin fahren. Also fuhr ich nach Berlin und kenne daher die Geschichte des Schlosses", sagt Heinrich Manik. Damals war er für MAN im Außendienst tätig und stellte Turbinen auf. Bis auf ein Hundertstel genau habe dabei gearbeitet werden müssen – eine Fähigkeit, die sich der 82-Jährige offenbar bewahrt hat.

Basteln gegen OP-Folgen

Nach dem Eintritt in den Ruhestand arbeitete er viel mit Holz und fertigte zum Beispiel Bilder, Tiere und Bänke an. Und so kam es, dass er sich nach einer schweren Operation mit handwerklicher Tätigkeit selber half. &bdquo;Um wieder Gefühl in den Fingern zu bekommen, sollte ich damit Getreidekörner bearbeiten", erzählt der Heiligenkirchener. Doch das wurde ihm schnell zu dumm – weshalb er sich lieber etwas zum Basteln suchte. Er wurde Mitglied im Förderverein Berliner Schloss e.V. und erhielt darüber die Bauunterlagen. Bei einem Besuch in der Hauptstadt trug er weitere Informationen zusammen.

&bdquo;Dann habe ich versucht, mein Gehirn auf Sturm zu stellen, um erst einmal den Maßstab zu errechnen", sagt Heinrich Manik mit einem Augenzwinkern. Anschließend wurde Material aus dem Baumarkt besorgt und es ging los. &bdquo;Für die Fensterrahmen habe ich zwei Platten mit einer Stärke von vier Millimetern aufeinander gesetzt, um die Altersstruktur wie beim Original zu erreichen", erklärt der 82-Jährige und nennt damit nur einen Kniff, den er sich überlegt hat.

Filigrane Details

Nach und nach entstand ein 1 mal 1,50 Meter großes Modell des Schlosses – inklusive durchgehender Passage, Schlosshof und etlichen filigranen Verzierungen, die der Rentner in feinster Handarbeit formte. &bdquo;Ich musste dabei viel Fantasie aufbringen und einiges imitieren", sagt der Heiligenkirchener. Da er keinen Marmor nacharbeiten konnte, half er sich mit kleinen Bildchen. Glassplitter dienten dazu, Solarzellen nachzuahmen.

Besonderes Werkzeug sei nicht zum Einsatz gekommen, lediglich das, was er ohnehin zum Werkeln besaß. Immer wenn er neben der Pflege seiner Frau die Zeit fand, schlich er sich in seine Garage und arbeitete an dem Modell. Auch sonntags um 4 Uhr war er dort schon einmal zu hören, wie Schwiegersohn Michael Düchting berichtet. Und mit der Zeit kam auch das Gefühl in den letzten beiden Fingern zurück, dem vielen Feilen und Sägen sei Dank.

Ehrenplatz im Wohnzimmer

Nach drei Jahren Arbeit steht der Nachbau des Berliner Schlosses nun auf einem Podest im Wohnzimmer der Maniks – und dort soll er auch weiterhin einen Ehrenplatz haben. Die Beleuchtung gibt abends ein schönes Licht, und die vielen Details ziehen die Blicke der Familienmitglieder weiterhin magisch an.

Vorbild mit langer Geschichte Erst vor wenigen Tagen ist der Wiederaufbau des Berliner Schlosses als Humboldt-Forum in der Hauptstadt eröffnet worden. Seine Geschichte reicht zurück bis in das Jahr 1443, als das Schloss als feste Residenz der Hohenzollern gegründet wurde. 1698-1713 wurde es im Auftrag des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. nach Plänen des Architekten und Bildhauers Andreas Schlüter umgebaut und galt als ein Hauptwerk des norddeutschen Barock. Nach einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg brannte es größtenteils aus, 1950 wurden die Überreste unter dem SED-Regime gesprengt. Danach entstand an dieser Stelle der Palast der Republik, der nach der Jahrtausendwende abgerissen wurde. Ab 2012 erfolgte auf Beschluss des Bundestages der Wiederaufbau des Berliner Schlosses. ?(jab)

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