Detmold-Brokhausen. Dieser Applaus nach dem letzten Rad. Plötzlich haben alle geklatscht. Wie im Fußballstadion. Ein Gänsehaut-Moment. Dafür machen sie es. Gemeint ist der Vorstand des Kleinkaliber- und Luftgewehrvereins (KKLGV) Brokhausen, der sich vor einiger Zeit neu formiert und damit auch die Organisation des Feuerräderrollens zu Ostern übernommen hat. Das Großereignis am Almberg wurde gerettet. Für diesen gelungenen Generationenwechsel ist der Verein jetzt mit dem Heimatpreis ausgezeichnet worden. Und er hat noch eine Menge vor. Die „Neuen“, das sind: erster Vorsitzender Paul Maaß (28), zweiter Vorsitzender Julius Krome (29), Schatzmeister David Kluger (36), Schriftführerin Christine Sanders (34), Pressebeauftragter Cord-Henrik Starke (30) sowie Planungsmitglied und ehemaliger Vorsitzender Stefan Arlt (48). Eine junge Truppe, die das Feuerräderrollen 2024 erstmals organisiert und den Staffelstab damit von den älteren, langjährigen Mitgliedern übernommen hat. „Der demografische Wandel schwebt wie ein Damoklesschwert über der Veranstaltung“, erklärt Cord-Henrik Starke, der als Ortsbürgermeister praktisch überall in dem 500-Seelen-Dorf vertreten ist. Der KKLGV habe wie viele andere Vereine einen Mitgliederrückgang zu verzeichnen, das Schützenwesen sei für jüngere Leute nicht mehr so attraktiv. Die Gefahr ist: „Wenn der Verein stirbt, dann stirbt auch die Veranstaltung.“ Brokhausen ohne Feuerräderrollen? Das konnten die Jüngeren nicht zulassen. „Es ist eine Veranstaltung, die so vielen Menschen zeigt, wie Gemeinschaft funktionieren kann, wenn alle wollen“, sagt Paul Maaß. Das Planungsteam, das die monatelange Vorplanung leistet und das komplette Osterwochenende dafür opfert, besteht zwar „nur“ aus sechs Leuten. Bei der Veranstaltung selbst kämen dann aber noch einmal 30 bis 50 Helfer aus dem Dorf und von außerhalb dazu, die sich um den Aufbau, das Absperren, den Markenverkauf, die Bierbude oder auch die Toilettenreinigung kümmerten. „Darüber, wer was übernimmt, gibt es gar keine Diskussion. Die Leute fragen einfach: Wo braucht ihr mich?“ Und da ist die Truppe mächtig stolz drauf. Dass der Nachbar den richtigen Trecker hat oder der Elektriker im Ort schnell mal mit dem passenden Teil aushelfen kann, kommt erleichternd hinzu. „Das ist richtiges Dorfleben“, sagt Christine Sanders. Immer mehr Anforderungen und Hürden Leicht ist die Arbeit dennoch nicht. Nachdem ein geschäftsführender Vorstand gefunden werden konnte, sehen sich die Ehrenamtlichen laut Julius Krome mit immer mehr Anforderungen, Hürden und auch mit Kosten konfrontiert. Allerlei Konzepte müssen erstellt werden - von Verkehr über Jugendschutz bis hin zu Sicherheit. Eine Konsequenz daraus ist, dass seit diesem Jahr auf das Osterfeuer verzichtet wird, das es nach der Vereinsgründung im Jahr 1971 jahrzehntelang gegeben hatte und ab 1984 durch das Feuerräderrollen und 2017 um ein professionelles Feuerwerk ergänzt worden war. Grund war unter anderem die Nähe zum Schießstand. Stattdessen setzen die Organisatoren nun auf große Feuerschalen, die Atmosphäre und Wärme bringen sollen und gleichzeitig Platz auf der Veranstaltungsfläche lassen. Kartenzahlung auf dem Almberg Neuerungen wie Mehrwegbecher und Kartenzahlung kamen hinzu; Stockbrotbacken für die Kinder und ein Party-Zelt mit DJ sind in der Planung, für das auch ein Teil des Preisgeldes von 2500 Euro aus dem Heimatpreis verwendet werden soll. „Es geht darum, Neues und Altbewährtes zu verbinden. Von Dingen wie der Dicken Berta werden wir nie abrücken“, versichert Cord-Henrik Starke. Und auch die Erreichbarkeit des Events per ÖPNV soll wieder verbessert werden, nachdem der Bussonderverkehr einmal ausgefallen war. Mehr zum Thema: Feuerräder rollen in Brokhausen - Kanone Berta geht durch Mark und Bein Heimat-Preis 2025: Erster Platz für das Brokhauser Feuerräderrollen Was die Organisatoren dagegen nicht wollen, ist kommerziell zu werden. Sie wollen bei einer Veranstaltung vom Dorf für das Dorf bleiben und in Zeiten von steigenden Preisen einen niedrigschwelligen Zugang für jedermann ermöglichen. „Wir wollen das Event so halten, dass alle hier Spaß haben können“, betont Paul Maaß. Videos auf Social Media Zu den neuen Herangehensweisen gehört auch eine ausgiebige Social-Media-Arbeit, mit der das Feuerräderrollen unter anderem in Videos beworben wird, und die Überarbeitung von Logo, Plakaten, Bannern und allem, was sonst noch dazugehört. Die positiven Rückmeldungen, die die Ehrenamtlichen nach der Veranstaltung über Instagram und Co. erhielten, und das Interesse, das sie bei jungen Leuten wecken konnten, bestärken sie, den Weg weiterzugehen. Und wie sieht es mit dem restlichen Vereinsleben aus? Ob der Schießbetrieb noch einmal eine Renaissance erlebt, da ist sich der Vorstand nicht so sicher. Gleichwohl möchte er das Vereinsleben, die Treffen und die Gemeinschaft im Dorf weiter fördern, indem Veranstaltungen wie das Rinderwurstessen, Kaffeetrinken und Preisschießen weiterhin stattfinden. Gleichzeitig sollen neue Traditionen entstehen - wie etwa das Schmücken der kleinen Ersatz-Feuerräder als Adventskranz. Jeder, der mitmachen oder sich als Helfer engagieren möchte, ist dabei willkommen. „Es ist immer genug zu tun. Wir finden für jeden einen Platz“, sagt Paul Maaß.