Schnee legte vor zehn Jahren das öffentliche Leben lahm

Kreis Lippe. Versperrte Straßen, Autos, die unter Schnee begraben sind und bei alledem kein Ende in Sicht. Solche Bilder gibt es derzeit aus den USA zu sehen, wo nach einem Schneesturm das öffentliche Leben zum Erliegen gekommen ist. Vor zehn Jahren sah es in Lippe aber ganz ähnlich aus. Mehrere Wochen lang hatte der harte Winter die Region fest im Griff.

"Die Polizei fordert alle Autofahrer auf, ihre Fahrzeuge grundsätzlich von Schnee und Eis zu befreien, bevor sie sich damit auf öffentliche Straßen begeben", hieß es am 30. Dezember 2010 in der LZ, nachdem tags zuvor gleich zwei Unfälle durch Eisplatten verursacht wurden, die sich beim Bremsen von den Dächern der Fahrzeuge gelöst hatten. Verletzt wurde niemand, aber die Vorfälle waren kein Einzelfall. Überhaupt gab es in diesem Winter so einige Verkehrsprobleme.

In Lemgo etwa ist kurz nach Weihnachten das Stadtbus-System quasi zusammengebrochen. Grund war ein einziger falsch geparkter Wagen, der in der Papenstraße zu weit in die Fahrbahn herein ragte. Schon konnten die Stadtbusse die Engstelle nicht mehr passieren. Zuvor waren bereits mehrere Busse beim Passieren von Engstellen an parkende Autos geraten und haben so Blechschäden produziert. Im Rampendal sowie in der Papen- und Echternstraße griff man zu weiteren Maßnahme und sperrte die Straßen kurzerhand ab, um die Parkbuchten von den Schneemassen befreien, damit die Autos nicht mehr halb auf der Straße stehen.

Bürger halten zusammen

Der Busverkehr hatte auch in Leopoldshöhe Probleme. Die Haltestellen waren so von Schnee begraben, dass sie kaum oder gar nicht angefahren werden konnten. Kräftigen Einsatz zeigten einige Landwirte aus der Region. Mit ihren Treckern rückten sie nach Weihnachten aus, um 20 Bushaltestellen aus dem harten Griff des Winters zu befreien. "Ein schönes Zeichen der guten Zusammenarbeit", resümierte der damalige Bürgermeister Gerhard Schemmel. Ebenfalls nachbarschaftliches Engagement gab es in Bad Salzuflen. Aus eigenem Antrieb hatte ein aktive Bürger einen Traktor besorgt und in seiner Freizeit die Südstraße für sich und seine Nachbarn besser befahrbar gemacht. Ganz nach dem Motto &bdquo;Tue Gutes und rede nicht darüber".

In Detmold kämpfte man währenddessen mit zugeschneiten Fahrzeugen. &bdquo;Abends habe ich wie immer geparkt, da war noch alles frei. Am nächsten Morgen waren überall Schnee und Eis – da ging dann nichts mehr", erzählte Gastronom Juri Helm damals der LZ. Sein Wagen, der hinter seinem Café Verve - damals Café Pompano - geparkt war, war eingeschneit, die schmale Zufahrt lag voller Schnee und Eis. Den Versuch, die Gasse per Hand freizuschaufeln hatte er angesichts des steinharten Schnee- und Eis-Gemischs schnell wieder aufgegeben, ein städtisches Räumfahrzeug passte nicht durch das enge Gässchen.

Im Palaisgarten machten sich besonders die jüngeren Detmolder das Wetter zunutze. Ausgedehnte Hänge mit zahlreichen Buckeln sorgen dort unter Schlittenkufen für Tempo und ein bisschen Nervenkitzel, wenn genug Schnee gefallen ist. Neben den bekannten Wintersportparadiesen in Linderhofe und am Bauernkamp, kam es aber auch zu ungewöhnlichen Bildern. Etwa in der Lemgoer Mittelstraße hatte sich der Schnee so festgetreten, dass Schlitten dort wunderbar langgezogen werden konnten.

Feuerwehr schiebt 1000 Arbeitsstunden in Lemgo Viele Kameraden der Feuerwehren hatten sich ihre Urlaubstage zwischen Weihnachten und Silvester sicher nicht so vorgestellt: Sie mussten auf zahlreichen Flachdächern in Lippe Schnee schippen. Wegen der weißen Lasten hatten die Kommunen verschiedene öffentliche Gebäude vorübergehend sperren müssen. In Lemgo räumten Feuerwehr, THW-Kräfte und auch private Dachdeckerbetriebe auf insgesamt 19 Gebäuden die Dächer: von Bushaltestellen über Kindergärten, Schulen bis hin zu Sporthallen. Dabei waren in vier Tagen insgesamt 113 Kameraden im Einsatz. Sie befreiten in etwa 1000 Arbeitsstunden rund 11.500 Quadratmeter Fläche vom Schnee. Das entspricht in etwa der Größe eines Fußballfeldes.

Zumindest auf weiße Weihnachten musste Lippe in diesem Jahr verzichten. Aber wie stehen die Chancen für ein weißes Silvester? Bei Temperaturen um die 0 Grad und im Schnitt bis zu 60 Prozent Niederschlagswahrscheinlichkeit könnten in den kommenden Tagen durchaus einige Flocken fallen. Zumindest in höheren Lagen wird es zum Jahreswechsel vermutlich etwas weiße Pracht zu sehen geben. Aber ganz so viel Schnee, wie vor zehn Jahren, muss es dann doch nicht sein.

An die Schneemassen vor zehn Jahren werden sich noch viele erinnern, viel extremer ging es aber 1979 zu. Damals waren Teile von Lippe vom Rest der Welt abgeschottet... Mehr lesen.

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