Erlebniswelt am Hermann schreitet voran

Detmold . Für mehrere Millionen Euro will der Landesverband am Hermannsdenkmal eine Erlebniswelt errichten. Dafür muss die Stadt die baurechtlichen Voraussetzungen schaffen – und auch als Antragstellerin für Fördergelder in die Bresche springen, denn der Landesverband steckt in der Haushaltssicherung. Diese Hintertür hat einen kleinen Haken.

Im Fachausschuss für Stadtentwicklung stellte Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast die Planungen vor. Es gebe drei Bauabschnitte und drei Förderanträge, bei denen auch der Kreis Lippe und die Stadt auftauchen. Denn der Landesverband hat sie um Hilfe gebeten. Düning-Gast erklärte die Förder-Problematik. Normalerweise könnte der Landesverband damit rechnen, dass das Land 90 Prozent der Kosten des Millionen-Euro-Projektes trägt. Der Landesverband aber darf zurzeit eigentlich gar nicht einfach so neu investieren, denn er befindet sich in der Haushaltssicherung. Um das Projekt nicht zu gefährden, tritt aktuell die Stadt an Stelle des Landesverbandes als Antragstellerin auf – den Beschluss hatte der Hauptausschuss im Dezember gefasst. Weil aber die Stadt und der Landesverband unterschiedliche Körperschaften sind, gibt es andere Fördersätze – mit dem Ergebnis, dass das Land nun &bdquo;nur" 66 Prozent hinzu schießt.

&bdquo;Als früherer Leiter der Wirtschaftsförderung bin ich sehr intensiv mit dem Projekt befasst", schilderte Düning-Gast den Kommunalpolitikern. Er versicherte, dass natürlich dennoch der Landesverband die Kosten für die Erlebniswelt trage und auch das Defizit zwischen den Förderbeträgen ausgleichen werde. &bdquo;Da sind wir in guten Gesprächen", sagte er. Insgesamt sei es aber auch so, dass Detmold sehr von dem Projekt Hermann profitieren werde. Es gehe um mehr Tourismus, um Städtebau und Mobilität.

Im dritten Bauabschnitt solle der Parkplatz am Hermann neu gestaltet werden. Es kämen Wohnmobil-Stellplätze hinzu, Ladestationen sowie eine Umstrukturierung des Eingangsbereichs mit einem neuen Leitsystem für die Besucher. Ein Rundwegesystem sei geplant sowie der Ausbau der Achse Denkmal und Bandelhütte bis hin zum Schreibtisch des Erbauers Ernst von Bandel. Wegen der Sichtbeziehungen müssten einige Bäume gefällt werden.

Größter finanzieller Brocken sei der barrierefreie Ausbau des gesamten Areals. 4,9 Millionen Euro stünden an Kosten für die Erlebniswelt auf dem Papier.

Technik für jüngere Gäste 1,6 Millionen Euro fielen allen für die Barrierefreiheit an. Ansonsten solle der Hermann als Erlebnis inszeniert werden – auch virtuell und mit &bdquo;Augmented Reality", um jüngere Bevölkerungsgruppen anzusprechen. &bdquo;Man kann dann sein Handy auf den Hermann richten und erhält viele Informationen oder kann das Innere betrachten, die Konstruktion", nannte Düning-Gast ein Beispiel. Inhaltlich werde sich die Erlebniswelt mit nationalen Aspekten des Hermanns befassen: der Einordnung der Varusschlacht, der Einigung der germanischen Stämme. &bdquo;Auch vor dem Hintergrund der Einheit in Europa", so der Verbandsvorsteher, &bdquo;ist die Einigkeit ein großes Thema."

Ebenfalls gehe es um die ausländischen Wahrnehmungen, zum Beispiel bei nachgebauten Hermännern in New Ulm oder im Verbund mit dem Vercingetorix-Museum in Frankreich: Die Schlacht um Alesia war die Entscheidungsschlacht im Spätsommer 52 v. Chr. zwischen dem römischen Feldherrn Gaius Julius Caesar und den Galliern unter Führung des Vercingetorix – einem mit Arminius vergleichbaren Nationalhelden.

Kritik am Vorhaben, zumindest in Teilen, äußerten die Grünen. Wulf Hermann gefiel nicht, dass Bäume gefällt werden sollen. Er schlug außerdem vor, bei der Ausweitung des Parkplatzes doch an Parkdecks zu denken, um nicht noch mehr Fläche zu versiegeln. Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast gab jedoch zu verstehen, dass der Bau einer Parkpalette am Hermann eher illusorisch wäre.

Identitätsstiftender Germane Das Hermannsdenkmal ist ein Flaggschiff des NRW-Tourismus und eines der bekanntesten Denkmäler – in Nordrhein-Westfalen, der Bundesrepublik Deutschland und ganz Europa: Jährlich kommen rund 500.000 Besucher nach Detmold. Seit Jahren besteht beim Eigentümer, dem Landesverband, Einigkeit über die Notwendigkeit, das Denkmalsareal zeitgemäß weiterzuentwickeln. Das soll nun mit der Erlebniswelt Hermann passieren. Ein umfangreicher Prozess ging dem voran: Von 2016 bis 2017 wurde mit dem Masterplan Areal Hermannsdenkmal unter Federführung des Kreises Lippe eine strategisch ausgerichtete, ganzheitliche Planungsgrundlage erarbeitet, unter Beteiligung eines breiten Bündnisses an Akteuren aus der Region und von externem Fachwissen. Basierend auf diesen Masterplan hat der Landesverband Lippe im Herbst 2017 eine umfassende Projektskizze mit einem Maßnahmenpaket erarbeitet.

Hinsichtlich der Förderung dieses Paketes empfahl die Landesregierung dann, das Antragsverfahren maßnahmeorientiert durchzuführen. 50 Quadratmeter groß wird die neue Erlebniswelt, in der den Besuchern das Denkmal mit modernster Technik vermittelt wird. Geplant ist zum Beispiel ein 360-Grad-Kino, in dem die Geschichte rund um den Hermann und seinen Erbauer quasi live miterlebt werden kann. Das Projekt soll im Herbst fertig sein.

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