Das Freilichtmuseum feiert in diesem Jahr ein ungewöhnliches Jubiläum

Detmold. Fast 20 Jahre dauerten die Diskussionen, bevor das LWL-Freilichtmuseum in Detmold am 7. Juli 1971 öffnen konnte. Zum Jubiläumsjahr verschiebt sich der Saisonstart pandemiebedingt . Das nimmt den Verantwortlichen aber nicht die Hoffnung, auf ein gutes Geburtstagsjahr. &bdquo;Im vergangenen Jahr konnten wir auch erst im Mai starten", sagt Museumsdirektor Jan Carstensen. Dennoch habe man knapp 125.000 Besucher registriert – und das ohne Schulklassen oder Großveranstaltungen.

Durchschnittlich kämen pro Saison etwa 200.000 Besucher – insgesamt waren es 10,6 Millionen in den vergangenen 50 Jahren. &bdquo;Man hat im 2020 gemerkt, die Besucher hatten richtig Lust zu kommen." Das liege nicht zuletzt daran, dass das Freilichtmuseum in Detmold einzigartig sei, meint LWL-Direktor Matthias Löb. &bdquo;Das Gelände zeigt Westfalen-Lippe im Kleinformat mit seinen unterschiedlichen Regionen". Aber viel mehr noch stehe im Vergleich zu anderen Museen eben nicht die Geschichte der Fürsten und Herrscher im Vordergrund.

Einblicke in das Leben der kleinen Leute &bdquo;Es geht um das Leben der kleinen Leute, von uns allen", sagt Löb. Zu den ursprünglichen 24 Häusern, mit denen vor 50 Jahren eröffnet wurde, seien mittlerweile beinahe 100 weitere dazugekommen. Und auch das Thema Nachhaltigkeit nehme einen hohen Stellenwert ein. &bdquo;Es geht nicht nur darum, zu zeigen, wie etwa Kulturgetreide im 19. Jahrhundert angebaut wurden, sondern darum, diesen Genpool zu erhalten." Das gelinge nicht zuletzt wegen des hohen Engagements der zahlreichen Mitarbeiter. Aus dem zur Geburtsstunde 15-köpfigen Team ist heute eine Mannschaft aus 50 festangestellten Mitarbeitern und 70 Saisonkräften geworden. &bdquo;Die Besucher sind das Salz in der Suppe" und ohne sie sei ein Museum eben nur halb so schön. Mit dieser Feststellung geht Löb in das Jubiläumsjahr. Das Team steht in den Startlöchern, die Ausstellung ist vorbereitet, &bdquo;jetzt warten wir nur auf den Anruf vom Landrat", sagt Museumsdirektor Prof. Dr. Jan Carstensen. Denn sobald es die Pandemie-Situation zulasse, wolle man mit der 50. Saison durchstarten.

Eine Ausstellung, die die Geschichte des Museums abbildet, sei zu naheliegend, findet das Team. &bdquo;Also haben wir überlegt, ob uns 50 gute Gründe einfallen, ins Freilichtmuseum zu gehen", sagt Projektleiterin Ruth Lakenbrink. Ein ambitionierter Plan? Von wegen! &bdquo;Die Liste war am Ende dreimal so lang." Die Museumsmäuse, die Bäckerei, bei einer Fahrt im Pferdewagen mit 2 PS entschleunigen, &bdquo;es kamen sehr viele auch individuelle Gründe zusammen." Aus dieser Sammlung sei die Frage geboren worden: &bdquo;Welches Geheimwissen haben wir, das sich Museumsbesuchern gar nicht auf den ersten Blick vermittelt?"

Auf drei Routen hinter die Kulissen blicken Aus 50 Gründen wurden 50 Stationen, rund die Hälfte von ihnen sind &bdquo;hands on" – also zum Anfassen und Ausprobieren. &bdquo;Wir haben drei Routen entwickelt, die sich verschiedenen Schwerpunkten widmen", sagt Ruth Lakenbrink. Einblicke hinter die Kulissen der Museumsarbeit gebe es, wenn man der blauen Route folgt, auf den grünen Wegen gehe es um die Tiere und die Pflanzenwelten, und die orange Route halte &bdquo;Fun Facts" rund um das Museum bereit. &bdquo;Dort erfährt man etwa, dass die Pferdewagen bis zu 40 Kilometer am Tag zurücklegen oder die Servicekräfte rund 350.000 Anrufe pro Saison entgegennehmen." Auf ein wenig Mitarbeit durch die Besucher hoffe man zudem auch. Gleich zu Beginn, auf dem Museumsvorplatz, ist ein Selfiepunkt eingerichtet worden. In der Kulisse der plakatierten Partytiere können hier Fotos gemacht werden. &bdquo;Die dürfen dann natürlich gerne in den sozialen Medien geteilt werden", sagt Lakenbrink. Auf der Rückseite der Wände gibt es dann noch reichlich anschauliche Museumsgeschichte. Die Partytiere spielen dann auch noch einmal eine besondere Rolle: Kinder können diese in einer Rallye auf einer eigenen Route kennenlernen.

Für die Kleinsten wird es ab der Mitte des Jahres auch einen weiteren Grund zur Freude geben: Die ehemalige Ausstellungsscheune wird umgebaut. Hier entsteht eine Spielscheune, &bdquo;mit Rutschen und allem, was dazu gehört", sagt Museumsdirektor Prof. Dr. Jan Carstensen. Im Freilichtmuseum herrscht also alles andere als Stillstand. Das zeigt auch das Haus Stöcker. Das jüngste Aufbauprojekt soll Ende Juli eröffnet werden. &bdquo;Hier wird man das Leben einer Familie in den 60er Jahren sehen können." Allerdings nicht in Plattenbau oder Stadtwohnung, sondern so, wie es für viele noch üblich war, &bdquo;im Zwiespalt zwischen den Räumlichkeiten des 19. Jahrhunderts, als man noch mit den Tieren unter einem Dach lebte, und den modernen Aspekten wie einem Fernseher."

Der Schritt in das Jahrzehnt, der bereits mit der Kapellenschule und der Tankstelle begonnen wurde, zeige die stetige Weiterentwicklung. &bdquo;Ursprünglich ging es darum, Bauernhäuser aus den 50ern zu zeigen, jetzt sind wir schon bei den 60ern und wenn wir noch zehn Jahre warten, werden vielleicht schon die ersten Häuser aus den 70ern hier stehen", sagt LWL-Direktor Matthias Löb.

40 Millionen für den neuen Eingangsbereich Spannend wird es auch zum Ende des Jahres, dann soll der erste Spatenstich für das neue Areal im Eingangsbereich fallen . Insbesondere der Museumsdirektor freut sich schon darauf: &bdquo;Ich muss mich manchmal selbst kneifen, weil ich nicht glauben kann, dass das jetzt wahr wird", sagt Carstensen. Zu dem 40-Millionen-Euro-Projekt gehöre der Bau einer Ausstellungshalle, die ganzjährig besucht werden kann. Ein Wunsch, den schon Carstensens Vorgänger hatten. Einziger Wehrmutstropfen: &bdquo;Die Eröffnung 2024 werde ich mir dann als Pensionär anschauen."

Das Freilichtmuseum fährt in eine neue Generation herein, und das in jeder Hinsicht. &bdquo;Wir haben einen Richtungswechsel eingeschlagen", sagt Carstensen. &bdquo;Es geht darum, die Gegenwart einzubeziehen, hin und wieder zu provozieren und ins Gespräch zu kommen." Das soll auch in diesem Jahr mit dem &bdquo;Juhubiläum" gelingen.

Museumsadvent soll stattfinden Für das Jubiläumsjahr hat das Freilichtmuseum einiges geplant. Darunter ein Jubiläumsfest für Familien am 7. Juli, den Freilichtgenuss am 4. und 5. September und den Museumsadvent vom 3. bis 5. Dezember. &bdquo;Wir hoffen, dass alles stattfinden kann", sagt Ruth Lakenbrink. Bis sich die Museumstüren für Besucher öffnen, gibt es in der App Actionbound eine virtuelle Schnitzeljagd durch das Gelände. Auch ein Film von der Saisoneröffnung steht auf Youtube und unter www.lwl-freilichtmuseum-detmold.de zur Verfügung.

Das Freilichtmuseum feiert in diesem Jahr ein ungewöhnliches Jubiläum

Was das Freilichtmuseum Detmold in diesem Jahr zu bieten hat

Zeiten, Programm, Parkplätze: Alle Infos zum Museumsadvent im Detmolder Freilichtmuseum

Empörung pur: So wettern LZ-Leser gegen den neuen Namen fürs Detmolder Freilichtmuseum

Neuer Name: Diese ausgefallenen Ideen haben LZ-Leser für das Freilichtmuseum Detmold

„Bärendienst für Detmold“: Das sagt Frank Hilker zum Freilichtmuseum-Beschluss

Beschluss zum Freilichtmuseum Detmold: Von „weltfremd“ bis „unfassbar“

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

LZplus Black-Deal

1 € pro Woche

Weiterlesen mit LZplus