Veterinäre ringen um Leben der Detmolder Schwarzmarkt-Welpen

Detmold. Den am Samstagvormittag aus einem Einfamilienhaus in Unternienhagen bei Pivitsheide geretteten, verwahrlosten Hundewelpen geht es nach wie vor schlecht. Es sei möglich, dass weitere Hunde verendeten, bedauert Polizeisprecher Lars Ridderbusch. Als Polizei und Kreisveterinäramt die Tiere nach Hinweisen aus der Bevölkerung befreit hatten, waren zwei der 45 Tiere bereits krepiert. Wahrscheinlich wurden die Welpen Opfer osteuropäischer Tierschmuggler und hiesiger Schwarzmarkt-Händler.

Die Jungtiere sind nach ersten Erkenntnissen der Tiermediziner sechs bis zwölf Wochen alt – trotzdem wurden sie gegen allgemeine Empfehlungen offensichtlich bereits von den Muttertieren getrennt. Zumindest stießen die Ermittler und Veterinäre in Unternienhagen nicht auf vormals trächtige Hündinnen. Vermutlich wurden sie auch nicht in dem Haus geworfen.

Zumindest einige der verbliebenen 43 Welpen leiden den teilweise bereits vorliegenden Laborbefunden zufolge an der hochansteckenden Parvovirose. Tiermediziner geben in einem solchen Fall Antibiotika sowie Infusionen, um das Leben der Hunde zu retten. In veterinärmedizinischer Behandlung waren die mutmaßlichen Schwarzmarkt-Hunde aufgrund ihrer illegalen Herkunft allerdings wohl nicht.

Tierheim nutzt neue Quarantäne-Station

Die Polizei konnte nach Angaben von Sprecher Lars Ridderbusch die Personalien des Hundehalters, eines 26-jährigen Detmolders, feststellen. Die Kripo ermittele, mit einer Strafanzeige sei zu rechnen. U-Haft werde allerdings in einem solchen Fall nicht angeordnet. Von weiteren Beschuldigten ist bislang nicht die Rede.

Die Kosten für Quarantäne und Behandlung würden dem Detmolder auf jeden Fall in Rechnung gestellt. Gepflegt wird ein Teil der Jungtiere, deren Impfstatus zunächst unklar, aber zumindest in Sachen Parvovirose offensichtlich lückenhaft ist, im Detmolder Tierheim. Glück im Unglück: Nach Angaben von Christopher Imig, dem Vorsitzenden des Trägervereins &bdquo;Tierschutz der Tat“, ist dort erst vor einigen Tagen die neue Quarantäne-Station fertig geworden, die genau für solche Fällegebaut worden sei. Denn: Keinesfalls könne man die Welpen zum jetzigen Zeitpunkt in die Nähe anderer Tiere lassen – es drohe eine Riesenseuche.

Zu früh kommt deshalb auch die Solidaritätswelle aus der Bevölkerung, die unter anderem sofort in den Sozialen Medien losging. An eine Abgabe der Tiere sei, selbst wenn sie durchkommen, überhaupt noch nicht zu denken, betont Steffen Adams, Pressesprecher in der Kreisverwaltung. &bdquo;Alle haben süße Hundewelpen im Kopf – aber diese Tiere sind schwer krank.“

&bdquo;Der Hundewelpen-Markt ist abgegrast“

Das Parvovirus verursacht Fieber und befällt die Organe des Tieres, zunächst den Magen-Darm-Trakt und das Abwehrsystem, so dass auch Bakterien leichtes Spiel haben. Es kommt zu Durchfall, worüber sich Artgenossen anstecken können – der Körper trocknet aus, Herz und Kreislauf versagen.

Warum sieht ein Halter seinen Welpen beim Sterben zu? Die Antwort scheint im kriminellen Milieu zu finden zu sein. Zumindest gehen Kripo und Kreisveterinäramt der Spur nach, dass die Tiere – darunter sowohl nicht näher definierte Rassehunde, aber auch Mischlinge – aus illegalem Tierhandel aus Osteuropa stammen könnten. Dort existierten die entsprechenden Schwarzmärkte, die sich teils auch über das Internet organisieren.

&bdquo;Der Hundewelpen-Markt ist abgegrast“, weiß auch Polizeisprecher Lars Ridderbusch. Da locke die Aussicht auf den ein oder anderen schnell verdienten Tausender. Er könne nur davor warnen, über solch windige Kanäle Hunde zu kaufen. Es drohten nicht nur Impflücken, fehlende Papiere und mögliche, tragisch verlaufende Krankheiten. Siehe: die Parvovirus-Welpen von Unternienhagen.

Test auch auf andere Welpenkrankheiten

Neben dem Check auf das Parvovirus, der sich in mehreren Fällen schon über das Wochenende erhärtet habe, würden die 43 Tiere in den kommenden Tagen auch auf andere übliche Welpenkrankheiten getestet. Über einen möglichen Impfschutz könne noch gar nichts gesagt werden, sagt Steffen Adams weiter. Ob sich in den beiden Kadavern das potenziell tödliche Virus ebenfalls nachweisen lasse, müssten die Untersuchungen zeigen.

Beim Menschen verläuft eine Infektion mit dem Parvovirus, dessen Übertragung durchaus möglich ist, nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums in den allermeisten Fällen &bdquo;harmlos“. Kranke Menschen oder ungeborene Kinder sind jedoch gefährdet. Bei Katzen ist die Erkrankung ebenfalls weit verbreitet – und bekannt als &bdquo;Katzenseuche“.

Die Zahl der bekannt gewordenen Fälle des illegalen Handels mit Hunden hat sich nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes von 2019 auf 2020 mehr als doppelt. Ein Grund wird in der Corona-Pandemie vermutet, da Menschen viel zu Hause waren und das Interesse an einem Vierbeiner daraufhin in die Höhe schnellte.

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