Verwahrloste Schafe: Deshalb ist Lippes Veterinäramt „top“

Kreis Lippe/Oerlinghausen. Fünf Schafe mit langem, verfilztem Fell, ein verdrecktes Gelände, kaputte Zäune, in deren Drähten sich die Tiere immer wieder verfingen: Diese Meldung erreichte im Oktober vergangenen Jahres die Tierschutzorganisation Peta. Die setzte sofort das Kreisveterinäramt davon in Kenntnis - und das handelte unverzüglich. Für Peta ein positives Beispiel des Handelns einer Behörde in Sachen Tierschutz. Sie erklärt deshalb das Veterinäramt des Kreises Lippe zu den fünf tierfreundlichsten Veterinärbehörden Deutschlands.

Es sei eine sogenannte Whistleblower-Meldung gewesen, also ein anonymer Tipp, der Peta wegen der vernachlässigten Schafe erreicht hatte. &bdquo;Wir sind sehr froh, dass das Veterinäramt Kreis Lippe hier so schnell reagiert und die Tiere in Obhut genommen hat. Die Haltungsbedingungen waren katastrophal, und die Schafe teilweise in einem stark vernachlässigten Zustand“, erklärt Lisa Redegeld, Peta-Fachreferentin für Whistleblower-Fälle, in einer Mitteilung. &bdquo;Es war genau richtig, dass die Zeugin bei dem Tierleid nicht weggeschaut hat und sich durch ihre Meldung für die Schafe eingesetzt hat.“

Tierhaltung aufgelöst Auf Nachfrage der LZ erklärt Redegeld, dass das lippische Veterinäramt für den Vorfall auf der Positivliste gelandet sei, weil es &bdquo;zeitnah reagiert hat und den Tieren dadurch schnell geholfen werden konnte. Hier wurde zudem die Tierhaltung aufgelöst“, und es seien nicht nur Maßnahmen zur Besserung angeordnet worden. Auf den vorliegenden Bildern sei zu sehen, dass die Schafe offenbar über einen längeren Zeitraum nicht geschoren worden waren, so dass ihre Wolle stark verfilzt war und so für die Tiere eine erhöhte Gefahr von Parasiten und Krankheiten bestand.

&bdquo;Das Lob der Tierschutzorganisation Peta haben wir zur Kenntnis genommen“, erklärt der Kreis Lippe auf Nachfrage. Es habe aber keinen Einfluss auf die tägliche Arbeit. Die Kolleginnen und Kollegen des lippischen Kreisveterinäramts gingen jedem Hinweis auf Verstöße gegen den Tierschutz nach. &bdquo;Entsprechend zeitintensiv sind die damit verbundenen Recherchen, Außentermine, Kontrollen und Nachkontrollen sowie der bürokratische Aufwand.“

80 Katzen unter einem Dach Je nachdem, was bei den Kontrollen festgestellt wird, werden diese geahndet: Dies reicht von der Nachkontrolle über Ordnungs- und Bußgelder bis hin zur Fortnahme. Hier musste das Veterinäramt des Kreises Lippe im vergangenen Jahr 19 Mal einschreiten und insgesamt 195 Tiere anderweitig unterbringen. &bdquo;Trauriger Höhepunkt war dabei ein Halter, der mit 80 Katzen unter einem Dach lebte. Solch eine immense Anzahl von Tieren auf einen Schlag woanders unterbringen zu müssen, ist eine große Herausforderung und gelingt nur dank der guten Kooperation mit den hiesigen Tierheimen.“

Im Jahr 2024 gingen beim lippischen Veterinäramt insgesamt 200 Beschwerden auf Verstöße gegen den Tierschutz ein, erklärt der Kreis. 150 davon betrafen den Heimtierbereich (unter anderem Hunde, Katzen, Pferde). In 100 Fällen waren diese Beschwerden berechtigt und wurden entsprechend beanstandet. Im Bereich der landwirtschaftlichen Nutztiere - etwa Rinder und Schafe - gab es 50 Beschwerden. In 25 Fällen trafen diese zu.

Ohne Hilfe sterben Tiere Die Erfahrungen von Peta mit den Veterinärbehörden seien jedoch sehr unterschiedlich, heißt es von der Tierschutzorganisation: Einige antworteten auch auf wiederholte Rückfragen nicht, andere reagierten zeitnah, &bdquo;antworten im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften und arbeiten oft mit uns zu den bestmöglichen Beseitigungen von Missständen zusammen“, erklärt Lisa Redegeld. Um genau diese Unterschiede beim Umgang mit Missstandsmeldungen zu signalisieren, sei das Ranking ins Leben gerufen worden.

Als &bdquo;top“ - wie das lippische Kreisveterinäramt - würden die Behörden eingestuft, die die gesetzlichen Grundlagen in vollem Umfang ausschöpfen, um Tiermissstände zu beheben oder Tiere aus tierquälerischen Haltungen zu retten. Ein &bdquo;Flop“ seien hingegen Behörden, die beispielsweise trotz vorliegender Beweise und Zeugenaussagen nicht ausreichend reagierten, &bdquo;wodurch in einigen Fällen Tiere bereits gestorben sind oder weiter Misshandlungen ausgesetzt waren“, betont die Tierschützerin.

Top und Flop Peta erreichen laut Lisa Redegeld jährlich etwa 4000 Meldungen zu vermeintlichen Tierschutzverstößen. Die meisten der Meldungen erfolgen über das sogenannte Whistleblower-Formular im Internet . Jede Meldung werde auf Plausibilität geprüft. Seien veterinäramtliche Maßnahmen erforderlich, melde Peta den Fall den zuständigen Behörden – mit dem Appell, die Haltung und den Zustand der Tiere vor Ort zu überprüfen und erforderliche Maßnahmen anzuordnen.

Neben dem Veterinäramt des Kreises Lippe hat Peta im Jahr 2024 als &bdquo;Top“ auch das der Stadt Erfurt (tote Fische im Espachteich), der Stadt Ulm (verschärfte Kontrollen und höhere Auflagen für Wildtierbörse &bdquo;Fisch & Reptil“), des Saarlands (Hundemisshandlung) und der Stadt Heilbronn (illegaler Welpenhandel) eingestuft.

Als &bdquo;Flop“ hingegen wurden beurteilt: das Veterinäramt der Stadt Magdeburg (katastrophaler Zustand von Hunderten Schafen und 14 Hunden), Kreisveterinäramt Ortenau (Verkauf eines Kapuzineraffen), Kreisveterinäramt Heinsberg (tierschutzwidrige Hundezucht), Kreisveterinäramt Mettmann (tierquälerische Zucht von Ziervögeln) und das Kreisveterinäramt Oberallgäu (tierschutzwidrige Tierhaltung).

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