Kosten bei Igelbehandlungen: Detmolder Tierazt trifft oft auf Unverständnis

Detmold. Der Herbst ist da und mit ihm auch Igel, die auf Futter- und Quartiersuche für den anstehenden Winterschlaf sind. Manchmal sind sie aber verletzt oder geschwächt und brauchen Hilfe. Der Gang zum Tierarzt ist in diesem Fall richtig, doch sollten die Retter bedenken, dass auch bei Wildtierrettungen Kosten anfallen können. Tierarzt Dr. Markus Büker -Steinschulte hat da schon unschöne Erfahrungen machen müssen.

Der Veterinär hat eine Zusatzausbildung zur Behandlung von Zier-, Zoo- und Wildvögeln gemacht und auch andere Wildtiere, vor allem Igel, landen regelmäßig bei ihm auf dem Behandlungstisch. Doch woran kann man erkennen, wann ein Igel Hilfe braucht? &bdquo;Wenn er beispielsweise sehr dünn und eingefallen aussieht, komische Geräusche bei der Atmung von sich gibt, blutet oder irgendwo sitzt ohne wegzulaufen oder sich einzurollen, dann sind das Anzeichen, dass das Tier Hilfe benötigt", weiß Dr. Markus Büker -Steinschulte. Er untersuche das Tier dann und bespreche das weitere Vorgehen. Beispielsweise die Unterbringung in einer Auffangstation. &bdquo;Igel selbst aufzunehmen ist extrem aufwendig", so der Fachmann.

Nicht immer ist der Gang zum Arzt notwendig

Kostenlos ist eine medizinische Behandlung, bei der aufwendige Untersuchungen nötig sind oder Medikamente verabreicht werden müssten, bei ihm aber nicht. &bdquo;Oft ist den Leuten nicht bewusst, dass sie für die Kosten einer Wildtierbehandlung meistens selbst aufkommen müssten", sagt er.

Bei ihm gebe es zwar für solche Fälle auch eine Spendenbox, doch die fülle sich eher spärlich. Vor allem im vergangenen Jahr sei es deshalb zu Spannungen, Reibereien bis hin zu Hassmails gekommen. In den ersten drei Jahren in seiner Praxis habe er die Kosten noch selbst getragen, doch bei der Vielzahl von Fällen hätte er das nicht mehr leisten können.

Tier müssen nicht immer zum Arzt - Wildtiere dürfen nur in Ausnahmefällen gefangen werden Doch nicht immer ist es nötig, einen Igel zum Tierarzt oder eine Auffangstation zu bringen. Grundsätzlich handelt es sich um Wildtiere, die in Deutschland zu den besonders geschützten Tieren gehören und nicht gefangen, verletzt oder getötet werden dürfen. Das bedeutet, dass es nicht erlaubt ist, gesunde und gut genährte Tiere ins Haus zu holen, damit sie dort überwintern können.

Jungigel, die Anfang November beispielsweise mehr als 500 Gramm auf die Wage bringen und augenscheinlich gesund sind, benötigen laut Naturschutzbund (Nabu) keine weitere Hilfe. Ihnen könne vorschnelle Hilfe eher schaden. Nur kranke Tiere dürften aufgenommen werden und sollten dann in kompetente Hände abgegeben werden. Dennoch gibt es Dinge, die gerade Gartenbesitzer jetzt beachten können, um Igeln zu helfen und sie sicher durch den Winter zu bringen. &bdquo;Naturbelassene Gärten sowie liegengelassene Ast- und Laubhaufen helfen schon sehr", sagt Tierarzt Dr. Markus Büker -Steinschulte.

Keine Milch für Igel

Sehen die Igel suchend aber weitestgehend gesund aus, fänden sie meist nicht genug Futter. Dann könnte durchaus auch zugefüttert werden, beispielsweise mit Igel- oder Katzenfutter. &bdquo;Doch dabei ist auch Vorsicht geboten, da andere Tiere wie Katzen oder Waschbären ebenfalls angezogen werden könnten", so Büker -Steinschulte.

Der Nabu empfiehlt gegartes und ungewürztes Hackfleisch oder Ei und Wasser. Auf keinen Fall sollten den Tieren Speisereste, Nüsse, Obst oder Milch gegeben werden. Im Internet gibt es zudem Anleitungen, wie sichere Igelhäuschen gebaut werden können. Wer sich unsicher ist, ob ein Tier Hilfe benötigt, kann beispielsweise beim Verein Wildtiere OWL unter der Nummer (0521) 44815758 oder bei einem Tierarzt anrufen. Die Tiertafel Lippe hält auf ihrer Internetseite unter www.tiertafel-lippe.de zudem ein Schaubild bereit, auf dem alles Wichtige noch einmal erklärt wird.

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