Inhalieren und Schaumbad: Diese Salzuflerin kümmert sich aufopferungsvoll um Igel

Bad Salzuflen. Vier Boxen stehen im Wohnzimmer verteilt. Mal raschelt es, mal poltert es. Linus, ein großer schwarzer Hund, steht daneben und beobachtet neugierig, was sich da tut. Er ist nicht der einzige Vierbeiner, auf den Annabelle Hangelaid aufpasst. Sie bietet dieses Jahr vier Igeln ein warmes Quartier. Ohne die 42-Jährige würden Raupunzel, Sara, Lina und Miss Fiene den Winter nicht überstehen. Annabelle Hangelaid ist seit fünf Jahren in der Igelhilfe tätig - und hat bereits 40 Tieren das Leben gerettet.

Ein zartes Geräusch ist immer wieder aus einer der Boxen zu hören. Ein vorsichtiges Grunzen, ein leises Schniefen. &bdquo;Raupunzel hat Husten“, sagt die gelernte Graveurin. Dieser muss auch bei Igeln behandelt werden, wenn daraus keine Lungenentzündung entstehen soll. Raupunzel bekommt also Medikamente. Und sie inhaliert. Ja, richtig gehört. Ein kleines Inhaliergerät, das eigentlich für den Menschen gemacht ist, hält Annabelle Hangelaid dem Igel regelmäßig vor die Nase. &bdquo;Das hilft, es ist schon besser geworden.“

Schaumbad für Igeldame Sara Die Salzuflerin hat drei der Igel draußen gefunden - in ihrem Garten, auf der Terrasse, bei der Gassirunde mit ihrem Hund. Einen hat eine Freundin aus Vlotho vorbeigebracht. Alle mit zu wenig Gewicht, um den Winter zu überstehen. &bdquo;Zwischen 600 und 700 Gramm bringt ein Igel bestenfalls auf die Waage, wenn er in die Winterruhe geht“, erklärt sie. Ist das nicht der Fall oder ist ein Tier krank und verletzt, braucht es Hilfe. Und manchmal eben ganz besondere.

Igeldame Sara beispielsweise wird regelmäßig gebadet. Eingeschäumt sitzt sie da in einer orangefarbenen Backschüssel. &bdquo;Igel mögen kein Wasser und das Baden ist nicht ihre Lieblingsbeschäftigung, aber es muss sein“, sagt die 42-Jährige. Denn Sara hat Milben. Und durch Waschen mit einem bestimmten Shampoo lassen sich diese bekämpfen. Danach geht es zurück in ihre Box. Jeder Igel hat eine Eigene, sind es doch Einzelgänger - ausgenommen Mutter mit Kindern oder Geschwister. Ausgelegt sind diese mit Zeitungspapier und Handtüchern zum Einkuscheln. Ein Futternapf und ein kleines Schälchen mit Wasser dürfen ebenfalls nicht fehlen.

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Nachts rumpelt es Die Medikamente stellt die Igelhilfe in Herford. Hier ist Annabelle Hangelaid gut vernetzt und hat sich viel Wissen durch die ehrenamtlichen Experten rund um Igel aneignen können. Für ihre private Päppelstelle stehen die Tierfreunde in Herford ihr mit Rat und Tat zur Seite. In Herford selbst gibt es eine Auffangstation für Igel. Doch die platzt mittlerweile aus allen Nähten , sodass die Ehrenamtlichen auf private Päppelstellen wie die Salzuflerin angewiesen sind.

Untersuchungen, Medikamente, das übernimmt die Igelhilfe. Doch auch Annabelle Hangelaid muss investieren: Neben den Kosten fürs Igelfutter (hauptsächlich fressen die Tiere Katzenfutter mit hohem Fleischanteil und ohne Getreide, getrocknete Mehlwürmer und Soldatenfliegenlarven), vor allem eins: Zeit, Geduld und Tierliebe. &bdquo;Wäsche waschen, Zeitungen organisieren, Medikamente geben, die Boxen reinigen“, zählt die Salzuflerin auf. Es gehört einiges dazu, das will sie gar nicht beschönigen. Aber es sei machbar. &bdquo;Es braucht nicht die große Garage, kein Extra-Zimmer, keinen großen Keller“, sagt sie. &bdquo;Die Boxen stehen bei mir im Wohnzimmer und es funktioniert.“

Tagsüber ruhen die Igel, da ist kaum etwas zu hören. Nachts werden sie aktiv, &bdquo;da kann es schonmal ordentlich poltern“, sagt die Tierfreundin. Sie versorgt ihre Igel derzeit stets abends, tagsüber sieht sie kaum nach ihnen. Das komme allerdings ganz darauf an, in welchem Zustand sich das Tier befindet. &bdquo;Junge und sehr geschwächte Igel werden mit einer Spritze gefüttert, da ist man dann mehrmals am Tag gefragt“, erklärt sie. Igel-Babys müssten sogar alle zwei bis drei Stunden, auch nachts, mit der Hand gefüttert werden.

Aufpassen, gesund pflegen und dann? Sind ihre vier Schützlinge in einigen Wochen gesund und bringen ein ordentliches Gewicht auf die Waage, geht’s ins Überwinterungsgehege nach draußen. Im Garten stehen vier große Igelhäuser, die mit Stroh ausgelegt sind. Hier können die Igel ihre Winterruhe verbringen. Zeit, sich in der freien Natur selbst einzurichten, bleibt nun nicht mehr.

&bdquo;Im warmen Wohnzimmer können sie nicht bleiben - sie brauchen die kalten Temperaturen, um ihr System herunterzufahren“, sagt Hangelaid. In der Winterruhe machen Igel lediglich ein bis zwei Atemzüge und haben fünf Herzschläge pro Minute. Die Körpertemperatur wird auf ein bis acht Grad heruntergefahren. &bdquo;Zwischen März und Juli, wenn die Tiere aufwachen, öffne ich die Gehege“, erklärt sie. &bdquo;Nach ihrem eigenen Tempo können sie dann das Gebiet erkunden und sich an anderer Stelle niederlassen.“

Die gelernte Graveurin traut sich all das zu. Trotz kleiner Wohnung, trotz Hund, trotz chronischer Krankheit. Sie hat Multiple Sklerose, doch das hält sie nicht davon ab, zu helfen. &bdquo;Es ist einfach schön, zu sehen, dass man selbst dazu beitragen kann, dass ein Tier überlebt und später wieder in sein Leben zurückentlassen werden kann“, sagt Annabelle Hangelaid. &bdquo;Ich mache es von Herzen. Und es lohnt sich.“

Wie kann ich helfen? Die Igelhilfe Herford-OWL freut sich über jeden, der sich dazu entscheidet, eine private Päppelstelle wie Annabelle Hangelaid aus Bad Salzuflen einzurichten, sucht aber auch für die Auffangstation in Herford händeringend nach Unterstützung. Idealerweise würden die Helfer pro Woche einen Tag ihrer Zeit – flexible Einsätze sind auch möglich – in die Igelhilfe stecken; gerne langfristig.

&bdquo;Dafür können sich die Helfer auf niedliche Igelmomente freuen, erleben das unbeschreibliche Gefühl, wenn ein einst kranker Igel gesund in die Freiheit entlassen wird“, sagt Angela Krieger, Stationsleiterin der Igelhilfe. Wer Interesse hat, kann sich telefonisch unter 0151-21386210, über den Facebook-Messenger oder über die Instagram-Seite &bdquo;igelhilfe.herford“ mit den Aktiven der Igelhilfe in Verbindung setzen.

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