Hiddeser Straße in Detmold: Verengte Kreuzung sorgt für Frust am Steuer

Detmold-Heidenoldendorf. Erst war es ein Versuch, jetzt ist die Entscheidung endgültig: Die Stadt hat die Abbiege-Situation an der Kreuzung Hiddeser Straße/Plantagenweg verengt, nur noch jeweils ein Auto kann sich dort zum Abbiegen einordnen . Selten hat eine verkehrsbedingte Veränderung so viel einvernehmlichen Unmut ausgelöst, das bekommt auch Ortsbürgermeister Wolfgang Schriegel regelmäßig beim Spaziergang durchs Dorf zu spüren.

&bdquo;Ich habe noch niemanden getroffen, der damit einverstanden war“, sagt der Heidenoldendorfer. Im Gegenteil: Dem Ortsbürgermeister schlage von allen Seiten pures Unverständnis entgegen. &bdquo;Ich werde regelmäßig darauf angesprochen, was für ein Blödsinn das denn ist“, sagt er. Die Stadt hatte ihre Entscheidung damit argumentiert, dass die Kreuzung als Unfallschwerpunkt ausgemacht worden sei. Zahlen dafür habe die Politik nur nicht vorgelegt, sagt Schriegel. Keine Unfallhäufungsstelle

Auch beim Blick auf die Verkehrsunfallstatistik der Kreispolizeibehörde Lippe fällt auf: In den vergangenen Jahren von 2015 bis 2020 scheint die Kreuzung als Unfallschwerpunkt keine größere Rolle mehr gespielt zu haben. Eine Anfrage bei der Polizei ergibt, dass es von 2015 bis 2019 an der Kreuzung mindestens jährlich einen Unfall wegen Missachtung der Vorfahrt gegeben habe. Nach Definition müssten es aber mindestens drei ähnlich gelagerte Unfälle pro Jahr gewesen sein, damit die Kreuzung als &bdquo;Unfallhäufungsstelle“ in die Statistik einfließt. Innerhalb dieses Zeitraums gab es laut Polizei zwei Verletzte – schwer und leicht. Als tatsächliche Unfallhäufungsstelle schaffte es die betroffene Ecke zuletzt aber in den Jahren 2000 und 2014 in die Statistik. Diese älteren Zahlen sind es auch, auf denen die Stadt Detmold den durchgeführten Verkehrsversuch begründet. Daneben gebe es laut Stadt ebenfalls einen Erlass der Bezirksregierung, nachdem das Nebeneinanderaufstellen in Kreuzungsbereichen ohne Ampel zu unterbinden sei. Aus Sicht der Stadtverwaltung ist die neue Regelung bisher erfolgreich: &bdquo;Seit Beginn des Verkehrsversuchs gab es an dieser Stelle keine Unfälle mehr mit Linksabbiegern.“ Los ging es am 1. Oktober 2021. Dennoch sorgt die verengte Fahrbahn vor allem während des Berufsverkehrs für Frust. &bdquo;Diese radikale Lösung hilft keinem“, meint der Ortsbürgermeister: &bdquo;Der Rückstau zieht sich teilweise bis zum Friedhof nach Hiddesen.“

Und genervte Autofahrer seien generell anfälliger, unüberlegte Aktionen oder gefährdende Fehler zu begehen, davon ist der Ortsbürgermeister überzeugt. Die neue Verkehrsregelung entspanne also keinesfalls die Situation. Inzwischen sei es aus Sicht der Anlieger zwar etwas ruhiger geworden, sagt Wolfgang Schiergel, aber im selben Atemzug hätten sich die chaotischen Zustände nur auf andere Ausweichrouten (wie etwa den Kiefernweg) verlagert. "Todeskreuzung" in den 70ern

Könnte die Stadt mit der Neuregelung möglicherweise einfach ein paar Jahrzehnte zu spät sein? Geht man etwa 40 Jahre zurück, hätte die öffentliche Reaktion wahrscheinlich weniger kritisch ausgesehen. Beim Blick ins Archiv offenbart sich ein langjähriger Streit um die damals sogar noch offensiv als gefährliche &bdquo;Todeskreuzung“ betitelte Einmündung, darauf weist auch der Ortsbürgermeister hin. Der Ausdruck ist Teil der Berichterstattung der 1970er und frühen 80er Jahre. Durch ein damals bewachsenes Grundstück auf der Ecke soll die Kreuzung beim Linksabbiegen in den Plantagenweg besonders schlecht einzusehen gewesen sein, weshalb ein damaliger Anwohner über Jahre ein kleines Stück des Grundstücks an die Stadt loswerden wollte.

Diese zierte sich laut der Berichterstattung allerdings lange Zeit, denn der damalige Anlieger wollte mit Verkauf des Zipfels Anfang der 70er auch die Pflege des Fußweges abgeben. Im Juli 1974 sollte daher erst einmal ein Teil des Grundstücks von städtischen Dienstkräften freigelegt werden und der Anwohner die Auflage erhalten, das Sichtdreieck nicht mehr zu bepflanzen. &bdquo;Der Anlieger legte Widerspruch gegen diese Verfügung ein, doch bevor darüber entschieden wurde, beseitigte die Stadt die Wicken unter Polizeischutz“, steht in der Zeitung vom 17. November 1979. Später siegte der Grundstückeigentümer vor Gericht. Fußgängerüberweg soll entstehen

Im April 1979 war dann sogar ein Verkehrsspiegel installiert worden, der jedoch nach ein paar Monaten wieder abmontiert wurde. Statt die Ecke sicherer zu machen, stieg die Zahl der registrierten Unfälle mit Spiegel damals auffällig an. Am 3. April 1981 gab die Stadtverwaltung in der LZ bekannt: &bdquo;Die unübersichtliche Kreuzung an der Einmündung des Plantagenweges in die Hiddeser Straße kann jetzt entschärft werden. Nach langwierigen Verhandlungen wurde eine Einigung zwischen Stadt und Grundstückseigentümer erzielt. Auch ein Fußweg soll jetzt an dieser Stelle entstehen.“ Gegenwärtig sei es zuletzt gefährlich geworden, wenn sich drei Autos – in seltenen Fällen – nebeneinander eingereiht hätten. &bdquo;Das geht natürlich nicht“, sagt Schriegel. Bis heute warten Anwohner der Hiddeser Straße übrigens noch auf einen Fußgängerüberweg, der mehr Sicherheit beim Überqueren garantiere. &bdquo;Das war bisher ja mehr ein Lotteriespiel“, sagt Schriegel. Da zuletzt wieder mehrere Familien mit kleinen Kindern in die Straße gezogen seien, wäre diese Maßnahme besonders wichtig. Hier scheinen die Planungen inzwischen aber weit fortgeschritten zu sein. Die Stadt geht davon aus, mit den Baumaßnahmen noch dieses Jahr beginnen zu können. Eine entsprechende Beschlussvorlage wird im nächsten Ausschuss für Tiefbau und Immobilienmanagement Ende März beraten. Vielleicht haben sich die Gemüter bis dahin beruhigt.

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