Musik für Moneten begeistert am Detmolder Grabbe

Detmold. Wer fasst der Schönen da so dreist ans Knie? Mathilde Stärk spielt hinreißend Miss Corney, die sich von Mr. Bumble (Friedrich Meyer) gern herzen lässt. Deshalb ist sie ihm ja auch auf den Schoß gesprungen und schmettert ein herzhaftes Duett mit Friedrich Meyer. Denn Mr. Bumble ist der Anstaltsleiter des &bdquo;Oliver"-Weisenhauses, ein Mann von Statur, Ansehen und Autorität, vor dem alle kuschen. Den möchte niemand zum Feind haben.

Pralle Szene aus dem Musical &bdquo;Oliver", erfolgreich im Grabbe aufgeführt vor wenigen Wochen und nun aufgekocht für das Benefizkonzert zugunsten der ukrainischen Flüchtlinge. Das Detmolder Jugendorchester unter Leitung von Florian Wessel präsentierte zusammen mit den Jüngeren aus dem SI-Orchester viel mehr als nur einen Aufguss des zurückliegenden Triumphs. Zum Beispiel Mussorgskis imposante Komposition &bdquo;Das große Tor von Kiew" aus dem Orchesterzyklus &bdquo;Bilder einer Ausstellung in einer Fassung von Maurice Ravel.

Viel Applaus von den Rängen Für die ganze Aufführung gab es kräftigen Publikumsapplaus, von gut besetzten Rängen herab. Es ging aber nicht nur um Musik: Der unterhaltsame Abend sollte Spendengeld einholen zugunsten von ukrainischen Flüchtlingen direkt vor Ort. Die Stadt richtet nämlich in der Heldmanstraße gerade eine neue Flüchtlingsunterkunft ein, unmittelbar benachbart zum Grabbe-Gymnasium. Wenn dort bald die ersten Flüchtlingsfamilien einziehen, sollen sie sich gleich wie zu Hause fühlen. Dieses erklärte Ziel gab Grabbe-Schulleiterin Daniela Faude als Losung der Spendenaktion aus. Sie könne sich zum Beispiel die Ausrüstung von Spielgelegenheiten für die Kinder vorstellen.

Tatsächlich hat das Gymnasium das Heldmanngebäude früher für eigene Zwecke genutzt. Arbeitszimmer für Lehrer etwa. Danach ist es als vorübergehende Unterkunft für Asylbewerber aufbereitet worden. Seis drum: Nun lautet die Aufgabenstellung in Detmold, ukrainische Flüchtlingsfamilien akzeptabel unterzubringen. In der Mitte des Konzertes berichtete eine ukrainische Mutter (Konstrukteurin, ein Sohn, zwei Töchter), von ihren Erlebnissen. Sie habe wegen Putins Bombardement ihre Heimatstadt Odessa am Schwarzen Meer Richtung Moldawien verlassen, um dann in den Rettungsbus nach Detmold einzusteigen.

Sie sei vor der Flucht zwar schon viel herumgekommen, habe aber damals zu Deutschland kein Verhältnis entwickeln können: &bdquo;Ich hielt Deutschland für langweilig." Diese Ansicht habe sich geändert, seit sie in Detmold so außerordentlich freundlich aufgenommen worden sei. Eigentlich wolle sie so schnell wie möglich zurück in die Heimat, aber das sei zurzeit zu gefährlich für ihre Kinder.

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