Mosebecker fühlen sich bei Glasfaser-Ausbau übergangen

Detmold-Mosebeck. Wenn Katrin Meier zu Biesen zu Hause an ihrem PC eine Website öffnet, bleibt ihr nebenher noch genügend Zeit für andere Dinge. Die Internetverbindung in ihrer Wohnung lässt deutlich zu wünschen übrig, Seiten bauen sich nur im Schneckentempo auf. Lange Zeit ruhten die Hoffnungen der Mosebeckerin auf dem geförderten Glasfaserausbau, der im Ort durch die Sewikom vonstattengehen soll. Doch Meier zu Biesen wird eine Förderung verwehrt. Ebenso wie ihr ergeht es 21 weiteren Haushalten in der Straße An der Mosebecke. Ihre Verbindungsgeschwindigkeit sei bereits ausreichend, heißt es.

"Das stimmt aber nicht", sagt Meier zu Biesen. "Ich habe selbst Messungen vorgenommen zu unterschiedlichen Tagen und Zeiten. Da bewegen wir uns lediglich zwischen 8 und 9,4 Megabit pro Sekunde." Gerne würde sie hin und wieder von daheim arbeiten. Doch das sei unter den derzeitigen Bedingungen nicht möglich. "Videokonferenzen kann man mit dieser Verbindung total vergessen. Wir leben zu dritt im Haus und müssen uns absprechen, wenn jemand das Internet nutzen möchte."

Ob ein Haushalt förderfähig ist, richtet sich nach dem Bundesförderprogramm Breitband. Darin ist geregelt, dass nur Anschlüsse, die bereits eine Versorgung von 30 Megabit pro Sekunde oder mehr im Download erreichen, nicht förderfähig sind. Aus einem geförderten Anschluss mit mehr Leistung wird für die Mosebecker vorerst trotzdem nichts. Laut einer Erhebung für den Breitbandatlas des Bundes aus dem Jahr 2016 liegen Meier zu Biesen und ihre betroffenen Nachbarn offiziell über dieser Downloadrate von 30 Megabit pro Sekunde.

6000 Haushalte wären förderfähig gewesen Für den Breitbandatlas des Bundes erfolgte die Darstellung der Breitbandverfügbarkeit nicht adressgenau, sondern auf Basis der Versorgung in Rasterzellen mit einer Größe von 250 mal 250 Metern. Dies erklärt, warum sich bei den Mosebeckern die dokumentierte Internetgeschwindigkeit von der tatsächlichen unterscheidet. "Der Kreis Lippe hat im Hinblick auf die Richtigkeit der Angaben im Breitbandatlas keine Prüfpflicht und kann sie im Übrigen auch nicht detailliert nachprüfen", erklärt Kreis-Pressesprecher Steffen Adams.

Erst 2018 seien die Versorgungsdaten der Netzbetreiber verpflichtend im Rahmen eines vom Kreis Lippe durchgeführten Markterkundungsverfahrens zur Verfügung gestellt worden. Daraus sei ermittelt worden, dass etwa 6000 weitere Haushalte eigentlich im förderfähigen Bereich gelegen haben. Zwei Drittel davon hätten seitdem bereits einem Glasfaserausbau auf eigene Kosten zugestimmt.

8000 Euro für 125 Meter Thiru Subramaniam aus Mosebeck gehört mit seiner Familie zu denen, die bis auf Weiteres keinen geförderten Glasfaseranschluss erhalten. Wollen er und seine Familie schneller im Netz surfen, müssen sie den Anschluss aus eigener Tasche bezahlen. 8000 Euro veranschlagt die Sewikom für die rund 125 Meter lange Leitung. Zu viel für Subramaniam: "Selbst zu bezahlen, kommt für mich nicht infrage."

Hilfesuchend wandte er sich an den Kreis Lippe, der auf Basis der Netzbetreiber-Daten die Förderanträge für den Glasfaserausbau stellt. Doch den Verantwortlichen sind die Hände gebunden. Adams: "Eine nachträgliche Korrektur ist nicht ohne Weiteres möglich. Jede einzelne Adresse, welche hinzukommt oder wegfällt, verändert den Förderbetrag. Hierzu ist also jedes Mal eine Neuberechnung der Wirtschaftlichkeitslücke erforderlich mit Anpassung der Fördersumme; ein Verfahren, welches den Abschluss des Ausbaus um Jahre herauszögern dürfte."

Bürger müssen selbst zahlen oder noch länger warten In ihrer Misere haben die Mosebecker auch die Stadt Detmold und Bürgermeister Frank Hilker um Hilfe gebeten. Im Mai machten sie ihn während des Formats "Hilker hört zu" auf das Problem aufmerksam. "Herr Hilker versicherte uns, dass er nach einer Möglichkeit sucht, uns zu helfen", berichtet Supramaniam. Doch mehr als ein Antwortschreiben mit dem Tenor, nichts ausrichten zu können, ist laut den Betroffenen nicht passiert. Allerdings: Beim Breitbandausbau kommt der Stadt höchstens eine moderierende Rolle zu.

Nach den E-Mails der Mosebecker an den Bürgermeister sei man erneut auf die Firma Sewikom zugegangen und habe den direkten Kontakt zu den Anwohnern hergestellt, heißt es aus dem Rathaus. Und weiter: "Soweit dieser Kontakt nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt hat, ist das für die Betroffenen bedauerlich. Der Stadt und dem Bürgermeister bleiben in diesen Einzelfällen immer nur appellative Möglichkeiten gegenüber der allein für den Glasfaserausbau zuständigen ausführenden Telekommunikationsfirma."

Den Mosebeckern und allen weiteren Betroffenen, die in Sachen Glasfaserausbau als nicht förderfähig gelten, bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder sie einigen sich mit der Sewikom oder einem anderen Telekommunikationsunternehmen auf einen Preis für den Eigenausbau. Oder sie warten auf das "Graue-Flecken-Programm", ein weiteres Förderprogramm, das die noch verbliebenen Haushalte mit schnellem Internet versorgen soll.

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