Hacker legen Weidmüller lahm

Detmold. Der Elektronikhersteller Weidmüller ist Opfer einer Cyberattacke geworden. Unternehmensweit kam die Produktion zum Stillstand, derweil die IT-Experten des Unternehmens seit Montag nach Ursachen und möglichen Schäden suchen.

"Das war eine gezielte Cyberattacke", bestätigte Unternehmenssprecherin Sybille Hilker auf LZ-Nachfrage, wollte Anfang der Woche aber zunächst keine weiteren Details nennen. Nun ist klar: Der Angriff hat aufgrund der Vernetzung alle Unternehmensstandorte weltweit ereilt. Für die betroffenen Unternehmensteile wurde daraufhin eine Betriebsruhe eingeführt. "Wir haben aufgrund unserer Größe die Möglichkeit, Systeme gezielt herunterzufahren und zu überprüfen", so Hilker. Inzwischen bereite man das allmähliche Hochfahren der Systeme vor. Anfang kommender Woche solle alles wieder normal laufen.

Hilker betonte, dass nicht alle Systeme betroffen gewesen seien - SAP und Kommunikation etwa hätten weiterhin funktioniert. Trotzdem würden vorsichtshalber auch diese Systeme überprüft.

Cyberattacken nehmen zu Dr. Matthias Böttcher, IT-Fachmann bei der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK), bestätigte auf LZ-Nachfrage, dass Cyberattacken insgesamt zunehmen. Genaue Zahlen für Lippe gibt es nicht, 2020 seien aber 24 Prozent aller größeren Unternehmen in Deutschland von Hackern angegriffen worden, bei den kleineren und mittleren seien es 12 bis 14 Prozent. "Und wenn es die Kleinen erwischt, dann trifft es sie umso härter."

Grund ist nicht nur, dass es bei kleinen und mittleren Unternehmen oft keine eigene IT-Abteilung oder -Fachleute gibt. Auch würden wichtige Vorsichtsmaßnahmen oft nicht beachtet - sichere Passwörter, regelmäßige Backups wichtiger Firmendaten, Firewall und Antivirensoftware. Oft seien auch die Mitarbeiter die Schwachstelle, wenn unbedacht eine unbekannte Datei in einer Mail geöffnet werde.

Irgendwann trifft es jeden Zudem würden die Attacken immer professioneller. Fake-Mails seien nicht immer an schlechtem Deutsch zu erkennen, und Schadsoftware sei oft schon wochenlang auf Rechnern, bevor sie aktiv werde. Die häufigsten Angriffsarten seien Erpressung durch Verschlüsselung von Rechnern, DDOS-Attacken, um Server zum Absturz zu bringen, oder Phishing, um an sensible Firmendaten zu gelangen.

"Die Frage ist eigentlich nicht, ob es einen trifft, sondern wann", so Böttcher. Deshalb müsse sich jeder Gewerbetreibende dem Thema IT-Sicherheit stellen. Hilfe kann man sich holen - etwa bei verschiedenen Vorträgen zur Cybersicherheit, die die IHK veranstaltet, bei Arnd Begemann, bei der lippischen Polizei für den Bereich Kriminalprävention Cybercrime zuständig, außerdem beim Landeskriminalamt, dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, oder auch dem Verfassungsschutz, der kritische Infrastruktur und Hackerangriffe aus dem Ausland im Fokus hat.

Im Magazin "Lippe Wissen & Wirtschaft" von Februar 2022 hat sich die IHK umfangreich mit dem Thema Cybercrime befasst.

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