Schwanen-Liebe auf dem Detmolder Schlossgraben ist bedroht

Detmold. Sie sind die absoluten Hingucker auf dem Schlossgraben: Das schwarze Trauerschwan-Paar, das dort in trauter Zweisamkeit seine Kreise zieht. Die Tiere harmonieren gut und kommunizieren auch miteinander. Was viele allerdings nicht wissen ist, dass die Partnerschaft immer wieder gestört wird. Und zwar durch den Mensch, der sich einen Spaß daraus macht, den Wasservögeln Brot hinzuwerfen. Mit tragischen Folgen.

"Innerhalb weniger Jahre ist nun schon der dritte Schwan gestorben", berichtet Schlossverwalter Gerd-Michael Smolich. Das Männchen sei noch dasselbe, die Weibchen seien eingegangen. Grund dafür sei die Fütterung der Tiere durch Passanten.

"Wir finden hier immer wieder ganze Brotscheiben, die teilweise sogar schimmelig sind", so der Verwalter. Das führe dazu, dass die Vögel krank werden. Das Gefieder sehe dann komisch zerrupft aus und die Schwäne könnten nicht mehr fliegen. Mit der Zeit gingen sie schlichtweg ein.

Veterinäramt entdeckt perforierten Darm Das hat nach Angaben von Smolich auch eine Untersuchung des Veterinäramtes bestätigt, die nach einem Todesfall vorgenommen worden war. Der Darm des Tieres sei durch die Brotfütterung perforiert gewesen. "Am besten gibt man den Tieren kein Brot und auch nichts anderes. Den Enten wie auch den Schwänen", betont der Verwalter.

So wird es im Übrigen auch auf Schildern gefordert, die die Stadt vor einigen Jahren am Schlossgraben hat anbringen lassen. "Bitte keine Wasservögel und Fische füttern" ist darauf zu lesen - zum Schutz für Detmolder Gewässer. In Bezug auf Tauben wird es drastischer: "Tauben füttern verboten" steht gleich daneben.

Helfen tut es ganz offensichtliche nichts. Regelmäßig stehen Besucher an den Terrassen vor dem Landesmuseum und machen sich einen Spaß daraus, die Tiere mit Brot anzulocken und ihnen Krumen hinzuwerfen.

Notwendigkeit zu füttern besteht nicht Auch Marc-Philip Eckstein vom Vogelpark Heiligenkirchen rät davon ab, den Vögeln Brot zu geben. "Schwäne vertragen nichts Kalorienhaltiges aus Weizen, Hafer oder ähnlichem", erklärt der Fachmann. Außerdem bestehe die Gefahr, dass das Gewässer umkippe, was der Fauna ebenfalls schaden würde.

Eine Notwendigkeit, die Vögel zu füttern, bestehe nicht. Die Schwäne erhielten Fachfutter. Außerdem weiden sie laut Eckstein Unterwasserpflanzen wie Moose und Flechten ab und finden somit ausreichend Nahrung - was übrigens für alle Wasservögel im Schlossgraben gelte.

Gerüchte, dass das Schwanen-Männchen seine Weibchen fresse, weist er ab. "Trauerschwäne ernähren sich rein vegetarisch. Vielleicht ist mal eine Schnecke oder ein Weichtier dabei. Unterm Strich ist die größte Gefahr der Mensch", erklärt der Experte. Er könne nur appellieren, die Vögel nicht mit den falschen Mitteln zu füttern. Am besten gar nicht, auch nicht im Winter. Das führe zu Unwohlsein und zum Tod.

Enge Verbundenheit zum Partner Trauerschwäne, die ursprünglich aus Australien stammen und seit einigen Jahrhunderten auch in Europa vorkommen, sind übrigens nicht leicht zu bekommen. "Es handelt sich um monogame Vögel, die oft eng mit dem Partner verbunden sind", sagt Eckstein. Nach dem jüngsten Todesfall in diesem Frühjahr wurde daher ein Weibchen gesucht, dass ein ähnliches Schicksal erlitten hat wie das Männchen auf dem Schlossgraben: es musste schon älter und verwitwet sein. Der Vogelpark half dabei und wurde fündig.

Seit einigen Monaten lebt Weibchen Nummer 4 nun auf dem Gewässer in der City. "Die beiden Schwäne harmonieren gut und haben sich sofort gefunden. Sie rufen sich auch und schwimmen hintereinander her", berichtet Eckstein, der vor Ort immer mal wieder nach dem Rechten sieht. Das sei nicht selbstverständlich. Denn am Ende geht es eben um eines: die Liebe. Und da müssen die Gefühle schon mitspielen.

Schwanen-Liebe auf dem Detmolder Schlossgraben ist bedroht

Schwan in Detmold vergiftet: Wie Schloss-Mitarbeiter das Jungtier wieder aufpäppelten

Wasservögel im Winter: Nicht aufschrecken, nicht füttern

Vogelgrippe: Was tun, wenn ich einen toten Vogel finde?

Verschärfte Regeln: Bielefeld verbietet Meisenknödel und mehr in der City

Vogelpark Heiligenkirchen eröffnet mit neuer Tier-WG

Kaninchen als Haustier: Das sollte man vorher wissen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €