Stadt forscht in Klüt nach den Ursachen des Überschwemmungs-Unglücks

Detmold. Mit Starkregenereignissen wie in der vergangenen Woche mit desaströsen Ergebnissen wie in Klüt muss Detmold nicht erst seit gestern rechnen. Die Stadt betreibt mit dem Team Tiefbauplanung aktuell Ursachenforschung mit Experten des Kreises Lippe und der Landwirtschaftskammer. Derzeit wird unter anderem ermittelt, welche Jährlichkeit das Starkregen-Ereignis vom 22. Mai für den betroffenen Bereich hatte. Wenn alle relevanten Daten gesichert vorliegen, geht es an die Bewertung und Schlussfolgerung. Und was sagt die Politik?

Bürgermeister Frank Hilker bedankte sich im Haupt- und Finanzausschuss in aller Deutlichkeit bei allen helfenden Kräften. Es sei beeindruckend, wie konsequent in kurzer Zeit hier geholfen werden konnte. "Auch wenn es keine eingestürzten Gebäude wie bei der Katastrophe im Ahrtal gab", so Hilker, "so sind die Innenschäden in den Häusern sehr wohl vergleichbar."

Nach Worten von SPD -Fraktionschef Rainer Friedrich sei die Welle der Hilfsbereitschaft beeindruckend gewesen. Aus seiner Sicht habe auch die Stadt im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr schnell und gut reagiert. Das mache Hoffnung. Für die Betroffenen sei alles natürlich schlimm und manche Schicksale bedrückend. Nach seinem Wissen seien bei dem Ereignis in Klüt verschiedene unglückliche Faktoren zusammengekommen. Laufende Untersuchungen hierzu müsse man noch abwarten.

Untersuchungen abwarten Ganz generell sei in Zukunft natürlich mit derartigen Starkregenereignissen vermehrt zu rechnen. "Es gibt seit Jahren sehr viele Maßnahmen, die damit zusammenhängen", sagte Friedrich und nennt nur als einzelne Beispiele die an der Werre geschaffenen Flutmulden, dass die Berlebecke in ihr altes Bett verlegt wurde sowie diverse andere Millionen Euro teure Maßnahmen. "Ich erinnere mich auch noch gut an ein Ereignis Ende der 90er Jahre, als fast der Meschesee übergelaufen war", so Friedrich. Auch am Otternbach seien diverse Maßnahmen erfolgt.

Aber leider gebe es wohl keine absolute Sicherheit vor derartigen Starkregen-Vorfällen. Bleibe die Frage: Was geht überhaupt? Und hier ist Friedrich der Auffassung, dass die Stadt in Bezug auf ihre Gewässerunterhaltungen einerseits gut aufgestellt sei. Andererseits sei das keine politische Frage, und es seien sehr viele Faktoren, die hier ineinander griffen und viele Behörden, Kommunen und Körperschaften, die in Sachen Hochwasserschutz Hand in Hand arbeiten müssten.

Keine absolute Sicherheit Seitens der CDU -Fraktion stellt Fraktions-Vorsitzender Jörg Thelaner heraus: "Starkregen und die Folgen des Klimawandels sind natürlich ein Dauerthema - in allen Kommunen." In Detmold sei in der Hinsicht schon viel geschehen, in jedem aktuellen Bebauungsplan und Flächennutzungsplan sei es ein Thema - und was die Ereignisse in Klüt angehe, sagt Thelaner: "Die Hilfe und die Zusammenarbeit von vielen Kräften, die starke Verbundenheit, sind nach meiner Meinung klasse gelaufen, wenngleich die Ereignisse schlimm waren und nach wie vor schlimm für die Betroffenen sind."

Es seien unterschiedliche Faktoren zusammengekommen, die in Klüt zur Katastrophe geführt hätten. Andererseits könne er sich auch in Klüt an verschiedene andere Überflutungen in der Vergangenheit erinnern, und eigentlich sei seither ja etwas geschehen. Thelaner: "Wir müssen hier die Untersuchungen abwarten - die vielleicht auch zu dem Ergebnis führen können, dass wir solche Ereignisse einfach nicht komplett ausschließen können. Davor sind wir nicht gefeit. Kann man alles sicher machen? Ich fürchte, das geht nicht. Generell sind wir in Detmold aber aufgestellt."

Für die Grünen erachtet Fraktions-Vorsitzender Walter Neuling die Welle der Hilfsbereitschaft ebenfalls als beachtlich. In Sachen Starkregen betont er: "Es ist das, was wir immer sagen: Klimaschutz und Folgeanpassungen an den Klimawandel müssen Priorität haben." Sicherlich gebe es viele laufende Maßnahmen, aber es komme auf das Zusammenspiel vieler Dinge an, auch auf vermeintliche Kleinigkeiten.

"Müssen die Schaufel selbst in die Hand nehmen" "Entsiegelung von Flächen, keine Neuversiegelungen, mehr Rückhaltemöglichkeiten schaffen, die großen Parkplätze in den Gewerbegebieten abschaffen und Parkmöglichkeiten aufständern, die Renaturierung von Flussauen", nennt Neuling Beispiele. Aber auch die kleinen Maßnahmen wie das Freihalten von Gräben und Abläufen seien wichtig, die klassischen Stadtaufgaben. Hinzu kämen die Begrünungen von Dächern und Fassaden - "alles", so Neulig, "was das Wasser langsamer abfließen lässt, ist wichtig." Ende des letzten Jahrhunderts habe man alles begradigt und dafür gesorgt, das Wasser schneller abfließe - und man müsse alles zurückbauen. Als Kommune sei Detmold hier sehr in der Verantwortung. "Was die Anpassung an Klimafolgen angeht", so Neuling, "stehen wir an der vordersten Front und müssen die Schaufel in Detmold selbst in die Hand nehmen."

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