Das sind die drei Sofortmaßnahmen für den Hochwasser-Schutz von Klüt

Detmold-Klüt. Nach den verheerenden Überschwemmungen in Klüt werden in Kürze Sofortmaßnahmen ergriffen, um den Ortsteil besser zu schützen. Dabei geht es unter anderem um das Anlegen eines Grünstreifens an einem Feld an der oberen Mittelstraße sowie einen Wall und Änderungen von Einfahrten. Mittelfristig stehen bauliche Maßnahmen am Klüter Bach an sowie ein Werben um die Absicherung von Anliegern. Eines bleibt aber klar: Einen Rundumschutz für Klüt vor neuerlichen Starkregenereignissen gibt es nicht – Verbesserungen durch die drei Säulen Damm/Grüngürtel, mehr Renaturierung und besserer Elementarschutz hingegen schon.

Das erklärt Bürgermeister Frank Hilker. Im Gespräch mit der LZ bilanziert er: Von Seiten der Behörden sei die Hilfe für die Menschen in Klüt sehr schnell und nach seiner Einschätzung sehr gut gelaufen. &bdquo;Wir hatten kurz zuvor eine entsprechende Übung gemacht und Sondersituationen simuliert“, schildert er. Das habe geholfen, schnell und effektiv zu reagieren und unmittelbar eine Krisenanlaufstelle für die Bürger einzurichten – mit Ansprechpartnern von Stadt, Kreis, Versicherungen, der Sparkasse, um aus Sicht der Bürger sofort mit Informationen dienen zu können, ohne dass die Betroffenen von einer Stelle zur nächsten laufen mussten. &bdquo;Das war ein Musterbeispiel dafür“ , so Hilker, &bdquo;wie es übergreifend auch auf anderen Ebenen laufen sollte.“

Hilfe war mustergültig Nun gehe es um die Frage, wie aus Spendentöpfen Schäden einheitlich ausgeglichen und die Anträge abgearbeitet werden. Hier solle es künftig noch einmal umfangreichere Informationen in Klüt geben, und zwar hinsichtlich Elementarschäden-Versicherungen. &bdquo;Es geht nicht um das Verkaufen von Versicherungen“, klärt Hilker auf, &bdquo;es geht darum, bei potenziell gefährdeten Grundstücken die Sinne der Eigentümer zu schärfen“ – auch für eventuelle bauliche Maßnahmen zum Schutz. Ob ein Grundstück gefährdet ist, kann über das Geodatenportal der Stadt eingesehen werden (www.detmold.de – Suchwort: Geoportal). Außerdem ist angedacht, im Verlauf des späteren Sommers mit einer Art Straßenfest in Klüt die Hilfsbereitschaft und die Zusammenarbeit zwischen vielen verschiedenen Stellen sichtbar zu machen.

Zusammen mit dem Kreis Lippe und der Landwirtschaftskammer hat die Stadt außerdem Ursachenforschung darüber betrieben , was zu den eklatanten Überschwemmungen geführt hat und wo in Klüt die Knackpunkte gewesen sind. Nicht beeinflussen lässt sich das Wetter – und hier war eine Starkregenzelle unmittelbar über Klüt. Innerhalb einer Stunde waren am 22. Mai gemäß einer Auswertung durch den Deutschen Wetterdienst durchschnittlich rund 80 Millimeter Niederschlag gefallen. Ein solches Ereignis trete seltener als einmal in 100 Jahren auf. Das könne auch an anderen Stellen in Detmold immer wieder so geschehen – oder auch nicht, so der Bürgermeister. Man könne sich nicht flächendeckend auf sämtliche Eventualitäten vorbereiten. In Paderborn habe vor etwas über einem Jahr auch niemand mit einem Tornado rechnen können – beziehungsweise nicht vorhersehen können, wo dieser denn zuschlagen werde.

Einen Rundumschutz gibt es nicht &bdquo;Außerdem kann kein Wetterdienst der Welt sagen, wie viele Kubikmeter Wasser an genau welcher Stelle herabregnen“, erklärt Hilker. Hinzu kommt in Klüt die Topografie durch den Klüter Berg, die sich nicht beeinflussen lässt, sowie die Trichterwirkung an verschiedenen Stellen: Straße bergab, links und rechts zur Straße hin verlaufende abschüssige Fläche, die das Wasser beschleunigen und die Straße hinabschießen lassen. Sehr ähnliche Topografien gebe es zum Beispiel auch in Berlebeck.

Der Regen habe auch Mulch von Feldern gespült. Laut Landwirtschaftskammer sei es ein völlig normales Prozess, dass solcher Mulch bei der Bewirtschaftung von Feldern untergepflügt werde. In Klüt sei durch die Heftigkeit des Regens allerdings eine feste Masse zum Teil gegen Zäune gepresst worden und habe diese umgestoßen. Es sei auch zu Verstopfungen gekommen, die wiederum den Wasserabfluss behinderten. &bdquo;Ein toxischer Mix aus diversen Ursachen“, sagt der Bürgermeister. &bdquo;Die Schwelle, die wir bereits auf der Straße eingebaut haben“, schildert Hilker weiter, &bdquo;konnte hier nicht mehr als Damm wirken – und würden wir sie noch 30 Zentimeter höher bauen, käme man nicht mehr mit dem Auto herüber.“ Gleichwohl habe sich gezeigt, dass sie bei eher gewöhnlichem starken Regen helfen könne.

Die Landwirte müssen mitziehen Um ein weiteres Abschwemmen von Boden von den zurzeit noch nicht vollständig bewachsenen Flächen zu vermeiden, sind in enger Abstimmung mit dem Flächenbewirtschafter, der Landwirtschaftskammer NRW und der Unteren Bodenschutzbehörde des Kreises Lippe Sofortmaßnahmen festgelegt worden. Umgehend soll laut Hilker eine Fläche von einem Hektar Größe am Klüter Bach entlang der Mittelstraße begrünt werden sowie ein Wall und eine Auffangmulde angelegt werden. Das soll dafür sorgen, dass Wasser besser versickern könne und von der Straße besser abgehalten werde sowie Schwemmmaterial. Auch eine Hofeinfahrt werde verändert.

Außerdem würden mit Experten von Kreis, Stadt und Landwirtschaftskammer alle Abschnitte an Wasserläufen in Augenschein genommen, die sich als Knackpunkte herausgestellt hätten, um zu ermitteln, wie hier besser Abflüsse bei Hochwasser sichergestellt werden könnten. Renaturierungen, so Hilker, sollten dabei so gestaltet werden, dass sie generell auch eine Aufenthaltsqualität am Wasser bieten würden. Der schadlose Wasserabfluss könne allerdings nur durch gemeinsam mit den Bewirtschaftern der landwirtschaftlich genutzten Flächen im Einzugsgebiet des Baches sichergestellt werden, um Erosion von Böden zu verhindern. Dazu finde derzeit eine enge Abstimmung und Beratung der Stadt mit der Landwirtschaftskammer und dem Kreis statt.

Das sind die drei Sofortmaßnahmen für den Hochwasser-Schutz von Klüt

Klüter Hochwasserschutz besteht den Stresstest

Polizei schnappt Einbrecher in Detmold-Klüt

Klüts Starkregenschutz weckt Interesse bei anderen Kommunen

„Erwarte mindestens 55 Prozent“: Frank Hilker (SPD) möchte Detmold weiter führen

Was tun bei Starkregen? Pottkuhle soll Dörentrup vor Überschwemmungen schützen

Diese sechs Pflanzen eignen sich zum Mulchen am besten

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €