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Forschung

Klüts Starkregenschutz weckt Interesse bei anderen Kommunen

Detmold-Klüt. Klüt war gleich zwei Jahre hintereinander schwer von starken Regenfällen und Hochwasser gebeutelt. Forscher haben sich an eine Lösung für das Problem gemacht. In einem interdisziplinären Projekt haben der Fachbereich Bauingenieurwesen der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL), die Firma Topocare sowie die RWTH Aachen University gemeinsam an neuen Lösungen zum Schutz vor Starkregenereignissen geforscht. Im Rahmen des Projekts „InnKubaTubes“, das 2022 initiiert wurde, entstanden Dämme aus mit Erdreich gefüllten Geotextilschläuchen, die mittlerweile aktiv im Detmolder Stadtteil Klüt zum Einsatz kommen.

„Die Stadt Detmold hat die Erkenntnisse des Forschungsprojekts direkt aufgegriffen und in ein umfassendes Hochwasserschutzkonzept integriert“, schreibt die TH in einer Pressemitteilung. Besonders stark betroffen von Starkregenereignissen war in der Vergangenheit der Ortsteil Klüt, der wiederholt überflutet wurde. Es flossen große Wassermengen mit Schlamm und Geschiebe den Hang hinunter und beschädigten Häuser – teils bis zum Totalschaden.

Hohe Stabilität

Nun schützen dort mehrere Wälle aus erdstoffgefüllten Geotextilschläuchen – unter anderem an der Mittelstraße – Wohngebiete und Infrastruktur. Ergänzend sorgen vorgelagerte Gräben für die kontrollierte und verzögerte Ableitung des Wassers. Der aufgestaute Starkregenabfluss wird anschließend durch Sickerstrecken im Geotextilschlauch und über zusätzlich eingebaute Leitungen zum Klüter Bach zeitverzögert entwässert.

Das im Projekt „InnKubaTubes“ entwickelte Mulden-Wall-System besitzt einen Kern aus aufgeschichteten Geotextilschläuchen, die mit lokalem Bodenmaterial, in diesem Fall mit dem Aushub der bei der Profilierung der vorgelagerten Mulden angefallen ist, befüllt sind. „Diese Bauweise benötigt wenig Fläche, ist ressourcenschonend und überzeugt durch hohe Stabilität – selbst bei Überflutung bleibt die Schutzfunktion erhalten“, so die TH. Die Schläuche werden vor Ort mithilfe des automatisierten „Topomover“-Verlegegeräts eingebaut, was eine schnelle, präzise und umweltschonende Bauweise ermögliche. „Nach der Fertigstellung fügen sich die begrünten Anlagen unauffällig in das Landschaftsbild ein“, heißt es weiter.

Ein Modell für andere Kommunen

Die Technik habe auch überregional Interesse geweckt: In Bünde seien derzeit Maßnahmen mit Geotextilschläuchen in Planung. „Das Projekt zeigt exemplarisch, wie Technologietransfer von der wissenschaftlichen Idee bis zur konkreten Anwendung vor Ort funktionieren kann.“

Für die TH OWL ist das Projekt ein Beleg für die Wirksamkeit angewandter Forschung. „Der Fachbereich Bauingenieurwesen engagiert sich für die Entwicklung praxistauglicher, nachhaltiger Bauweisen und vernetzt sich mit den lokalen Akteuren. Das Ziel dabei ist es, die Region widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen und die Lebensqualität langfristig zu sichern.“

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