Dörentrup. Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen, Matsch in den Gärten und gefährliche Situationen: Starkregen sorgt besonders in den Sommermonaten immer häufiger für Probleme. Auch der Kreis Lippe wurde in der Vergangenheit mehrfach schwer getroffen. Deshalb hatte man in Dörentrup bereits 2021 ein „Handlungskonzept Starkregenrisikomanagement“ in Auftrag gegeben, das 2022 schließlich fertig war. Die Gemeindeverwaltung hatte das Ingenieurbüro Bockermann Fritze aus Enger im Anschluss beauftragt, eine „Potenzialanalyse für innerstädtische multifunktionale Retentionsräume“ zu erstellen. Die Analyse zielte darauf ab, geeignete Flächen zur Regenrückhaltung unter Berücksichtigung von Nutzungsstruktur, Flächenverfügbarkeit und topografischen Gegebenheiten zu identifizieren. Besonders der Pottkuhle könnte demnach beim Überschwemmungsschutz eine wichtige Rolle zukommen. Laut einer Mitteilungsvorlage der Gemeinde bietet die Pottkuhle aufgrund der Lage, der Flächengröße und der topografischen Ausprägung ein hohes Potenzial zur Rückhaltung von Niederschlagswasser aus dem Mühlingsbach bei Starkregen. Dabei geht es insbesondere um den Schutz des Zentrums, da die Bebauung durch Überflutung potenziell gefährdet ist. Das Gelände um die Pottkuhle ist bereits naturnah geprägt, und der angrenzende Mühlingsbach ermöglicht eine gezielte Einbindung, um das bestehende Gewässernetz zu entlasten. Hydraulische Anbindung „Das Teichgewässer soll hydraulisch an den Mühlingsbach angebunden werden“, sagte dazu Dirk Süllwold, Leiter des Fachbereichs Bauen und Umwelt, im Umweltausschuss der Gemeinde. Bei Starkregenereignissen könne dann der Abfluss des Mühlingsbaches kontrolliert in die Pottkuhle geleitet werden. Dafür müssten ein Wehr im Bach und eine Ableitungsstrecke gebaut werden. Das Retentionsvolumen könnte bis zu 30.000 Kubikmeter betragen – ohne dafür große bauliche Tätigkeiten vorzunehmen oder Flächen kaufen zu müssen. Über eine Entlastungsstelle könne das Wasser dem Mühlingsbach im Anschluss wieder kontrolliert zugeführt werden. „Wir stehen bei diesem Projekt bereits in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung“, so Süllwold weiter. Dort werde das Vorhaben sehr positiv aufgefasst, man sei nun auf der Suche nach geeigneten Förderprogrammen. Für das Programm „Klimaanpassung.Kommunen.NRW“ des Landes Nordrhein-Westfalen sei bereits ein Förderantrag gestellt worden. Unter anderem stehen auch die Schaffung einer Sekundäraue am Hillbach und eine Retentionsfläche an der Papiermühle in dem integrierten Konzept, das für die Förderung eingereicht wurde. Süllwold beziffert die Kosten für das Projekt an der Pottkuhle auf mindestens ein bis zwei Millionen Euro. Nutzung soll nicht eingeschränkt werden „Wir wollen einen Retentionsraum schaffen, der der heutigen Nutzung nicht im Weg steht“, berichtete Umweltingenieur Michael Kamphans von Büro „Bockermann Fitze“ im Aussschuss. Der Mühlingsbach sei bei Starkregenereignissen ein entscheidender Faktor dafür, wie stark das Zentrum der Gemeinde in Mitleidenschaft gezogen würde. Bereits jetzt gebe es Ableitungen vom Bach in den Teich. „Im Freigefälle kann man es technisch organisieren, dass zu definierende Mengen bei Starkregen in den Pottkuhlenteich entlasten“, berichtet Kamphans. Zeitverzögert und gedrosselt könne der Bach das Wasser im Anschluss wieder aus dem Teich aufnehmen. Das Wasser einzustauen, sei vergleichsweise leicht möglich. „Was die Ausdehnung der baulichen Eingriffe angeht, würde sich das auf drei Stellen punktuell beschränken“, erklärte Kamphans. An anderer Stelle über klassische Auenretention ein ähnlich hohes Volumen zu generieren, sei deutlich schwieriger, denn dafür würde deutlich mehr Fläche benötigt, die in der Regel bereits land- oder forstwirtschaftlich genutzt wird. „Hier kann man konfliktfrei und multifunktional arbeiten“, so Kamphans weiter. Der nächste Schritt sei es nun, eine geeignete Förderung zu finden. Dann könne in die vertiefende Planung eingestiegen werden.