„Erwarte mindestens 55 Prozent“: Frank Hilker (SPD) möchte Detmold weiter führen

Detmold. Frank Hilker (SPD) will weitere fünf Jahre Bürgermeister von Detmold bleiben. Im Interview erklärt er, warum er sich erneut zur Wahl stellt und wo er noch Potenzial für die Stadt sieht. Den Wählerinnen und Wählern macht er deutlich, welche Verantwortung sie am 14. September tragen.

Herr Hilker, was war die wichtigste Entscheidung Ihrer bisherigen Amtszeit?

Frank Hilker : Eine Meilensteinentscheidung war aus meiner Sicht der Ankauf des Schlüsselgrundstücks für den Hochwasserschutz in Klüt. Dadurch, dass ich mich eingeschaltet habe und so auch die Landwirtschaftskammer in Münster letztlich zugestimmt hat, ist uns nach 21 Jahren Verhandlungen dieser wesentliche Schritt gelungen. Für die Menschen in Klüt ist das ein Meilenstein. Das Mulden-Damm-System, die Notwasserwege, die acht Meter hohe Spundwand und mehr minimieren das Risiko einer erneuten Überschwemmung erheblich.

Wann haben Sie gespürt: &bdquo;Ich bin noch nicht fertig mit Detmold“?

Frank Hilker : Es gab nicht den einen Moment, es war eine Abwägung. Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich auch andere Anfragen erhalten habe. Aus Ostwestfalen und darüber hinaus. Mir ging es darum, eine klare Entscheidung zu treffen - für eine Stadt, in die ich bewusst gezogen bin. Gleichzeitig versuche ich, mir den Blick von außen zu erhalten, um die richtigen Wege für die Weiterentwicklung erkennen zu können.

Wie wichtig ist Ihnen der Rückhalt aus Ihrer Partei?

Frank Hilker : Jeder Kandidat, der aus einer Partei kommt, hat eine politische Heimat, ein politisches Koordinatensystem. Bei mir ist das etwa die hohe Orientierung am Standortfaktor Familienpolitik. Doch wer auf dem Bürgermeisterstuhl sitzt, muss für alle Menschen da sein und braucht den Rückhalt der überwiegenden Mehrheit. Es ist auch vollkommen richtig, dass die Menschen hohe Erwartungen an ihren Bürgermeister haben. Ich habe auch Erwartungen. 2020 bekam ich im ersten Wahlgang 55 Prozent der Stimmen. Und das ist auch meine Mindesterwartung für diese Wahl. Ich finde es wichtig, dass Detmold nicht die erste NRW-Stadt wird, bei der ein AfD-Kandidat in die Stichwahl kommt. Und dafür trägt jede und jeder, der am 14. September sein Kreuz macht, eine Verantwortung.

Was möchten Sie im Falle einer Wiederwahl zuerst angehen?

Frank Hilker : Mein Denken orientiert sich nicht an Wahlperioden, sondern an Aufgabenfeldern. Ich habe von anderen Kandidierenden noch nicht einen konkreten Vorschlag gehört, was sie in Detmold machen wollen. Die Detmolderinnen und Detmolder haben einen Anspruch, konkrete Lösungen für konkrete Herausforderungen zu erfahren. Ich hatte bei der Wahl vor fünf Jahren 54 ganz konkrete Dinge genannt. Davon sind 48 umgesetzt worden. Das waren keine &bdquo;Blabla“-Versprechen. Ich habe nicht gesagt, wir brauchen mehr Angebote für Familien, sondern: Ich eröffne einen &bdquo;Familien.Info.Treff“ (F.I.T.). Ein Projekt, das ich voranbringen möchte, ist &bdquo;Tatkräftig engagierDT“, bei dem das Thema Übergang vom Berufsleben ins Ehrenamt systematisch angegangen wird. Das Thema Jugendliche ist ein weiteres. Direkt neben dem &bdquo;F.I.T.“ haben wir neuerdings das &bdquo;PUB.I.T“, einen Bildungsinfotreff für Jugendliche. Hier erfahren wir von ihren Anliegen und können unsere Kinder- und Jugendarbeit genau danach ausrichten.

Gibt es Dinge, die nicht nach Ihren Vorstellungen gelaufen sind?

Frank Hilker : Detmold ist die einzige Stadt ihrer Größenordnung, die keine Multifunktionsarena hat. Davon profitieren der Sport, aber auch Unternehmen und Kulturveranstaltungen. Das ist ein Projekt, das ich gern in den ersten fünf Jahren auf den Weg gebracht hätte und das werde ich weiterverfolgen.

Die Stadt möchte das Hornsche Tor für 22 Millionen Euro in Teilen selbst entwickeln. Bereiten Ihnen die hohen Kosten keine Bauchschmerzen?

Frank Hilker : Nein, weil ich überzeugt bin, dass wir an der Stelle nicht länger warten können. Wir haben mit dem Modehaus Klingemann und der Rooftop-Bar das Maximum von dem erreicht, was zu erreichen ist. Was wäre denn besser gewesen? Ein Investor, der nur überlegt, wie er seine eigene steuerliche Situation optimieren kann? Klingemann und eine Rooftop-Bar sind zwei Unternehmen, die Gewerbesteuer zahlen - das haben wir in die ganze Kalkulation noch gar nicht einbezogen. Gleichzeitig erhöhen sie die Attraktivität und Frequenz in der Innenstadt. Dafür braucht es Mut, selbst voranzugehen und nicht auf andere zu warten, die nicht kommen werden.

Sehen Sie die Innenstadt für die Zukunft gut gerüstet?

Frank Hilker : Die Studie des IFH Köln (70.000 Befragte in über 100 Städten) zeigt, dass wir gemeinsam mit vielen Akteuren exakt die Punkte angegangen sind, die aus Kundensicht maßgeblich sind. Die Sanierung der Langen Straße wird weitergehen. Wir wollen für Menschen mit Handicap und Ältere eine Hol- und Bringzone einrichten, damit auch sie die Innenstadt besser besuchen können. Aus der Analyse ging hervor, dass sich die Menschen mehr Angebote für Kinder und Jugendliche wünschen. Mit dem &bdquo;PUB.I.T“ haben wir ein Ergebnis der Studie bereits vorweggenommen.

Wie möchten Sie den städtischen Haushalt auf Kurs bringen?

Frank Hilker : Wir stehen im Vergleich zu anderen Kommunen relativ gut da. Wir haben nur das investiert, was aus meiner Sicht richtig und wichtig war. Der Zustand der Detmolder Straßen ist hervorragend, das Gleiche gilt für den Zustand der Schulen. Mit unseren Führungskräften haben wir kluge Konsolidierungen erarbeitet und werden das weiterhin tun. Der Fokus beim Haushalt liegt nun vor allem darauf, Einfluss auf das Land zu nehmen, zum Beispiel bei der Finanzierung von Kitas, OGS, Infrastruktur-Sondervermögen und mehr. Dafür ist es wichtig, dass Detmold auch künftig von jemandem repräsentiert wird, der Einfluss auf Land und Bund nehmen kann, um die finanziellen Rahmenbedingungen zu verbessern.

Persönlich Frank Hilker (56) wuchs in Bielefeld-Ubbedissen auf. Nach dem Abitur am Gymnasium Heepen absolvierte er eine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt bei der Stadt Bielefeld und studierte Betriebswirtschaft. Er arbeitete bei der Stadt Bielefeld im Bereich der Personalwirtschaft und im Sozialdezernat, bevor er 2015 Kämmerer in Detmold wurde. 2020 wurde er zum Bürgermeister der Residenzstadt gewählt. Hilker ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in Detmold.

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