Drei Monate nach dem Starkregen in Detmold: So geht es den Düsterwalds jetzt

Detmold-Klüt. Wer durch die Haustür von Familie Düsterwald in der Dürener Straße tritt, der muss erstmal schlucken: Alles leer. Diverse Baustellentrockner brummen vor sich hin. Im Wohnzimmer steht einsam eine Schubkarre. Ein leichter Ölgeruch hängt in der Luft. Ein schneller Rundgang zeigt: Erdgeschoss und Keller sind komplett auf Rohbau-Stand zurückgebaut worden. Keine Tapete, keine Heizkörper, keine Böden, keine Küche. Im Keller fehlt die Heizung mit den Öltanks. Die vorhandene Not-Elektrik reicht gerade für den Betrieb der Bautrockner. Bis in 30 Zentimeter Höhe ist im Erdgeschoss sogar der Putz von den Wänden geschlagen worden. "So hoch stand im Erdgeschoss der Schlamm", erinnert sich Christel Düsterwald an den Starkregen im Mai eine Woche vor Pfingsten.

Die LZ hatte die Familie unmittelbar nach dem Unglück besucht und schaut nun wieder vorbei, um zu sehen, wie weit die Sanierungsarbeiten sind. Besonders der Schlamm habe es in sich gehabt, erinnert sich Christel Düsterwald, denn das Wasser war auch in den Keller mit den drei vollen Heizöltanks geflossen. "4500 Liter. Randvoll, weil wir im März noch Öl gekauft hatten." Das meiste konnte von einer Spezialfirma abgepumpt werden. Trotzdem hat sich Heizöl mit dem eingedrungenen Wasser vermischt. Gegen die schwere stinkende Brühe war kaum anzukommen. "Unten konnten wir so gut wie nichts retten. Nur das Geschirr, was in den Schränken war. Wenn es nur Wasser gewesen wäre..."

Ein Handwerker-Bulli hinter dem anderen Als nächstes müsste der Elektriker die Stromleitungen neu verlegen. Wie lang die Arbeiten noch dauern werden? "Ein Jahr, eineinhalb Jahre. Der eine sagt es so, der andere so", führt Klaus-Dieter Düsterwald aus. "Der Gutachter war schnell da. Nun hapert es an der Freigabe der Versicherung." Bei manchem Nachbarn gehe das schneller. Das sei schwer zu verstehen. "In der Dürener Straße steht ein Handwerker-Bulli hinter dem anderen", sagt auch Ortsbürgermeister Rüdiger Preuss. "Da ist noch lange lange Zeit nicht alles fertig. Einige Sachverständige sagten mir, dass sich das mindestens noch bis zum Herbst hinziehen werde."

Draußen vor den Haustüren der Reihenhäuser arbeiten die Stadtwerke an einer Gasleitung. Viele hätten sich nun für eine Gasheizung entschieden, sagt Klaus-Dieter Düsterwald. Seine Familie auch. "Diesen Gestank möchten wir nicht nochmal haben. Hoffentlich müssen wir das alles nicht nochmal erleben!", sagt seine Frau Christel.

Dank für Hilfe von allen Seiten Für die Dauer der Arbeiten ist die Familie in einer Ferienwohnung in Klüt untergekommen. Die Versicherung zahlt. "Ich bin froh, dass es in Klüt ist. Dann kann ich immer schnell zur Wohnung", sagt Christel Düsterwald. Der ganzen Familie ist es ein Anliegen, sich für die schnelle Hilfe von allen Seiten zu bedanken. "Das war schon enorm", so Tochter Michaela Düsterwald. "Man hat viele Helfer gar nicht gekannt." Neben körperlicher Hilfe sei Essen bereitgestellt oder Wäsche gewaschen worden. "In anderen Gegenden, die ja auch von dem Starkregen betroffen waren, beispielsweise Lage, wo meine Schwester wohnt, gab es viel weniger Hilfe", berichtet Michaela Düsterwald.

Auch der Stadt rechnet die Familie die schnelle Hilfe hoch an. Container seien schnell in Klüt aufgestellt worden, die Stadt habe Mitarbeiter für die Hilfe freigestellt. Mangelnde Starkregen-Vorsorge sieht die Familie nicht. "Mit so einem Wetter rechnet ja auch niemand", sagt Michaela Düsterwald. "Ich konnte erst auch kaum glauben, dass das ganze Wasser von den Feldern runter geflossen sein soll, aber nun haben wir im Garten immer wieder mal die ein oder andere Maispflanze."

Von den Geldern, die auf dem Spendenkonto des Vereins "Ganz Klüt" eingegangen sind, sei noch nichts verteilt worden, sagt Rüdiger Preuss, der auch Vorsitzender des Ortsvereins ist. "Der Spendenaufruf läuft ja noch bis Ende August. Und verteilen können wir ja nicht, weil wir die Daten zur Schadenshöhe noch nicht haben." Gemeinsam mit der Stadt, der Kirche und der Bürgerstiftung werde man sich um die Verteilung der Gelder kümmern. "Aber das kann sich noch bis zu zwei Monate hinziehen."

Hinweis der Redaktion: Nach einer Richtigstellung von Familie Düsterwald, dass die Heizöltanks nach der Starkregen-Katastrophe leer gepumpt wurden, haben wir den Text leicht angepasst.

Drei Monate nach dem Starkregen in Detmold: So geht es den Düsterwalds jetzt

Schäden nach Starkregen? Vor dem Aufräumen Profi fragen

Klüter Hochwasserschutz besteht den Stresstest

Ihr Handwerk ist die Katastrophe: Die Kräfte vom THW stehen jederzeit in Lippe parat

„Zusammenhalt im Dorf ist hervorragend“: Neuer Ortsbürgermeister in Klüt startet ins Amt

Flut, Einsatz, Hochzeit: Nathalie und Max König aus Wüsten erleben Achterbahn der Gefühle

So geht der Kreiselbau in Detmold voran

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €