Detmolder ist mit 25 Jahren Millionär im Nebenjob

Detmold. Handwerker fangen früh am Tag mit der Arbeit an und haben deshalb früh Feierabend und Zeit für eigene Projekte. Diese Zeit hat Paul Neudorf genutzt. "Man kann als Handwerker gut verdienen, sollte sein Geld aber so anlegen, dass es von selbst mehr wird", rät der gerade 26 Jahre alt gewordene junge Mann. Seine Leidenschaft fürs Renovieren von heruntergekommenen Immobilien hat genau das vollbracht: sein Geld vermehrt, so dass sein Wohneigentum im Juni den Wert von einer Million erreicht hat. "Das habe ich bei der Steuererklärung festgestellt", sagt Neudorf.

Gelernt hat Neudorf Werkzeugmacher bei einer großen lippischen Firma. Die Arbeit sei nicht sehr herausfordernd gewesen, erzählt er. "Also habe ich mir einen Ausgleich zum Hauptjob gesucht und nebenbei Innenausbauten gemacht und Böden verlegt." Schon mit 19 Jahren meldete er dafür ein Kleingewerbe an. "Irgendwann stellte ich dann fest, dass ich mehr Lust auf die Arbeit nach der Arbeit hatte, als auf meinen Hauptjob. Also wurde der Nebenjob zum Hauptjob. Inzwischen hat sich Neudorfs Firma im Innenausbau einen Namen gemacht und er beschäftigt zwei Vollzeit-Mitarbeiter und zwei Aushilfen. Dass seine Angestellten älter sind als er, sei kein Problem, sagt er. "Ich bin ganz locker drauf."

Erster Wohnungskauf ganz spontan Das ist er. "Oft habe ich nicht direkt einen Plan. Ich bin eher so gestrickt, dass ich losgehe und einfach mache." So sei sein erster Wohnungskauf mit 20 Jahren ganz spontan gewesen. Er habe ein heruntergekommenes Objekt in den Kleinanzeigen entdeckt, habe es angeschaut und bei der Bank gefragt, ob er einen Kredit bekommen könne. Konnte er. Die Bank sah den vertrauenswürdigen Arbeitgeber und gab ihm das Geld. "Im Rückblick bereue ich nur, dass ich das nicht schon mit 18 gemacht habe", sagt Neudorf. "Da waren die Wohnungen noch günstiger. Gerade gucke ich nicht mal die Anzeigen durch: Die Preise sind hoch und die Zinsen auch."

Trotzdem hat sein Rezept, heruntergekommene Häuser oder Wohnungen zu kaufen und nach Feierabend in Eigenleistung auf Vordermann zu bringen, bisher gut funktioniert. Die erste Wohnung in der Innenstadt habe er kernsaniert, erinnert sich Neudorf. "Da war noch nicht mal ein Boden drin. Deren Wert hat sich inzwischen fast verdoppelt." Neudorf konnte sie nach der Renovierung teurer vermieten. "Das Auge isst halt mit", sagt er. "Wir Menschen fühlen uns wohl, wo es neu und sauber ist." Bei der Renovierung achtet er bewusst auf eine zeitlose Ausstattung. "Mit graubraunem Boden macht man alles richtig. Vor drei Jahren wollten alle grauen Boden, aber der wirkt irgendwann kalt." Ein leichter Braunanteil sei der Trick. "Das sieht man auch, wenn man sich durch die Mietangebote der Online-Kleinanzeigen klickt." Ebenfalls en vogue: glatte weiße Wände ohne Raufaser. Dass dieser Trend mehr Arbeit beim Renovieren bedeutet, weiß Neudorf inzwischen aus Erfahrung. "Raufaser ist schneller gemacht. Glattspachteln ist ein höherer Aufwand - und das Streichen ohne Läufer auch."

Villa im Vorort Inzwischen besitzt Neudorf sechs Wohnungen, wovon sich drei in einem Mehrfamilienhaus befinden, was ihm komplett gehört. Seine siebte Immobilie baut der 26-Jährige gerade für sich selbst in einem Detmolder Vorort: eine waschechte Villa. "220 Quadratmeter auf einem steilen Grundstück mit 3000 Quadratmetern - von denen allerdings nur die Hälfte nutzbar ist." Wieder hilft er bei allen Gewerken mit, um die Kosten niedrig zu halten. "Ich bin sogar Bagger gefahren." Die Villa im kastenförmigen Bauhaus-Stil bekommt im Bad und im Schlafzimmer große Panoramafenster für einen großartigen Blick über den Ortsteil. Das Obergeschoss ist über eine stylische offene Kragarmtreppe erreichbar. Noch sieht das Haus ziemlich nach Rohbau aus, aber Paul Neudorf möchte in eineinhalb Wochen einziehen. "Vielleicht wohne ich dann dort zwei oder drei Jahre und verkaufe es dann. 220 Quadratmeter ist ja doch recht groß."

Das hängt natürlich auch davon ab, wie sich Paul Neudorfs Leben weiter entwickelt. Denn bei der ganzen Arbeit blieb bisher keine Zeit für eine Beziehung. "Bis 30 möchte ich eigentlich noch weiter Vollgas geben", sagt er. Dann dürfe es ruhiger werden. "Wenn man eine Familie hat, sollte man auch oft zu Hause sein. Es bringt ja nichts, wenn die Kinder den Vater nicht sehen - oder die Frau ihren Mann nicht. Das wird dann am Ende nur eine teure Scheidung."

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