Baustellen-Frust bei Detmolder Einzelhändlern: Kunden kommen kaum in die Geschäfte

Detmold. "Baustellen machen Krach und brauchen Zeit. Das ist schon okay." Ganz so locker wie Robert Glaß, der gerade zu Gast im Eiscafé Europa ist und selbst "beim Bau" arbeitet, blicken die Geschäftsleute nicht auf die Großbaustelle vor ihren Türen. Bei allen machen sich die Arbeiten in weniger Umsatz bemerkbar. Besonders stört sie die lange Absperrung ohne Querungsmöglichkeit.

115 Meter - auf der gesamten Länge zwischen Marktplatz und Krummer Straße - durchschneidet der Bauzaun die Fußgängerzone . Passanten müssen auf schmale Gassen rechts und links ausweichen. Ob das eigene Zielgeschäft rechts oder links von der Baustelle liegt, sollte einem vorher klar sein. Denn zwischendrin von der einen auf die andere Seite zu wechseln, ist unmöglich.

"Ich war überrascht, dass der Bauzaun sich nun komplett die ganze Straße entlang zieht", sagt Birgit Röttger, Geschäftsleiterin von Sinn. "Ich hatte das anders verstanden." Bei den Informationsveranstaltungen für die Nachbarschaft war der Eindruck einer Wanderbaustelle erweckt worden. Maximal zwölf Meter lang dürften die Baugruben sein, damit die Feuerwehr sie noch mit der Drehleiter überbrücken könne, hatte es geheißen. "Hier wandert nichts", stellt Röttger fest. "Und die Kunden gehen auch nicht um die Baustelle herum. Wenn wir nicht gerade besondere Saisonstart-Aktionen machen würden, sähe es bei uns beim Umsatz noch ganz anders aus."

Feuerwehr: Baustelle genau wie geplant "Die Baustelle ist genauso, wie geplant", erklärt hingegen Andreas Weniger von der Feuerwehr Detmold. Die Absperrung über die komplette Straßenlänge sei okay. "Wichtig ist für uns, dass die Baugrube und ortsfeste Maschinen maximal 15 Meter einnehmen." Das sei der Fall. Bei einem Brand fahre die Feuerwehr, wie die Baufahrzeuge, zwischen den Bauzäunen hindurch. "Wir bekommen jede Woche eine Info, wenn das Baufeld wechselt, sodass wir die Gebäude hausnummerngenau anfahren können."

"Die Baustelle wird sich Zug um Zug Richtung Krumme Straße verkürzen. Das bleibt der Plan", bekräftigt Thorsten Engelhardt, Pressesprecher der Stadt. Wenn der Kanal direkt am Marktplatz saniert sei, werde dieser Teil zugeschüttet und dort die Bauzäune entfernt. Die Stadt sei mit den Geschäftsleuten auf beiden Seiten des Bauzauns im Austausch, berichtet Engelhardt.

Mit quietschenden Ketten trägt ein Bagger eine stählerne "Box" zur Sicherung der Baugrube Richtung Marktplatz. Laut piepsend fährt anschließend ein großer Kipper von der Krummen Straße aus rückwärts an die Baugrube vor dem Eiscafé Europa heran. Der Motor eines rangierenden Radladers heult auf. "Laut ist es schon und ich habe nur noch die Hälfte der Kundschaft", sagt Marie Sievert vom Modegeschäft Tredy. "Aber die Bauarbeiter sind alle sehr nett."

Mitarbeiterinnen der Bäckerei Engel berichten von deutlich ruhigeren Nachmittagen durch weniger Laufkundschaft. "Die Leute haben keine Lust, um die komplette Baustelle herum zu laufen." Außerdem fehlten einigen die Plätze außen vor dem Geschäft - vor allem den Rauchern. Die fehlende Außengastronomie macht sich auch bei Strates Brauhaus bemerkbar. Außerdem können Lieferanten den gastronomischen Betrieb schlecht erreichen.

Vorschlag: Gratis-Parken am Samstag Nicola Schultz von Modegeschäft Engbers regt an, am Marktplatz und an der Krummen Straße Schilder anzubringen, die zeigen, welches Geschäft sich auf welcher Seite der Baustelle befindet. "Unsere Kunden sind oft auf der falschen Seite und wissen dann nicht, wie sie zu uns rüber kommen sollen." Vielleicht könne die Stadt ja auch samstags das Parken gratis machen, um trotz Baustelle Menschen in die Stadt zu locken.

"Ich habe schon mehrmals bei Passanten gehört: ,Jetzt brauche ich hier auch nicht mehr hinkommen'", sagt Birgit Röttger von Sinn. "Ich hoffe, dass sich diese Grundstimmung nicht durchsetzt." Auch sie wünscht sich Querungsmöglichkeiten über die Baustelle. "Immerhin hat die Stadt in den Fußgängerstreifen auf beiden Seiten ja nun das Radfahren verboten. Das sollte vielleicht auch kontrolliert werden." Radler müssten ja nicht sofort bestraft werden, aber eine Ansprache wäre doch hilfreich.

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