Detmolder Dokufilmer lässt am 4. Dezember bei Arte Spinnen fliegen und Ameisen schießen

Detmold. Zweieinhalb Jahre hat der Naturfilmer Robin Jähne an seinem Herzensprojekt gearbeitet, zehntausende Kilometer zurückgelegt, oftmals kam er auch ohne ein einziges Bild zurück. Doch das alles ist vergessen. Und das Publikum wird nichts von den Mühen merken, wenn es am Montag, 4. Dezember, um 18.30 Uhr vor dem Fernseher sitzt und auf arte eine besondere Dokumentation schaut. &bdquo;Der Sturm - Tiere bei Blitz und Donner“ heißt der neue Film von Robin Jähne (Co-Autor: Michael R. Gärtner). Und etwas Besonderes ist diese Doku nicht nur, weil der Autor aus Detmold stammt. Bis zu 50 Prozent der Aufnahmen, schätzt Jähne, wurden auch in Lippe gedreht.

Vom Blitz getroffen Der 54-Jährige ist das, was man einen &bdquo;storm-chaser“ nennt, ein Gewitter-Jäger, der mit seiner Kamera genau dann vor die Tür geht, wenn andere lieber hinterm Ofen bleiben: Bei Hagel, Regen, Sturm – und Gewitter. Am Bielstein, erzählt er, sei er sogar beinahe einmal vom Blitz getroffen worden. “Etwa 150 Meter von mir entfernt schlug er ein – es war, als hätte ich an einen Weidezaun gefasst“, erinnert er sich. Abhalten können ihn solche und ähnliche Erlebnisse von seiner Leidenschaft, dem Filmen in der Natur, nicht. Jähne lacht: &bdquo;Danach hatte ich wieder jede Menge Energie.“

Kein Wunder also, dass Robin Jähne von der Längengrad-Filmproduktion in Köln angefragt wurde, ob er das Sturm-Projekt für WDR, arte und die internationale agierende Produktionsfirma Terra Mater Studios in Wien umsetzen wolle. Wie verhalten sich Tiere bei Sturm und Gewitter, war die zentrale Frage. Jähne filmte zum Teil mit speziellem Equipment Hirschkäfer und Hasen, Pferde und Störche, Spinnen und Bienen, Maulwürfe und Ameisen.

Er entdeckte dabei Erstaunliches. Zum Beispiel, dass Jungspinnen eine besondere Strategie entwickelt haben, um ein großes Gebiet zu besiedeln. Und die funktioniert nur bei Gewitter. &bdquo;Sie schießen einen Faden heraus, der stellt sich ähnlich auf, wie Haare, wenn wir Menschen elektrisiert werden. Die Spinne kappt den Faden und startet daran hängend in den Wind vor dem Gewitter“, erläutert Jähne. Unglaublich, dass die oft nur stecknadelkopfgroßen Spinnen so bis zu 5000 Meter hoch und hunderte Kilometer weit &bdquo;reisen“ können.

Ameisen schießen mit Säure

Jähne lässt in seinem Film Regentropfen in Zeitlupe auf ein mit Ameisen besetztes Blatt fallen. Bis zu 1000 Bilder pro Sekunde lassen den Moment zum Schauspiel werden. Und er macht dabei eine besondere Entdeckung: Die kurzsichtigen Ameisen schössen in der irrigen Annahme, es drohe eine Gefahr von oben, ihre Säure ab – eine beginne, ihre Artgenossen täten es ihr gleich.

Um Störche bei Gewitter zu beobachten, fuhr der Detmolder x-Mal nach Salem am Bodensee – und kehrte immer wieder erfolglos nach Hause zurück – tausende Kilometer kamen so zusammen: &bdquo;Doch beim siebten Mal hat es endlich geklappt“, berichtet er – und freut sich besonders über eine Aufnahme, in der der Sturm direkt über den Störchen wie ein Wirbel zu stehen scheint.

Für seine besonderen Gewitteraufnahmen nutzt er Zeitraffer – 20 Minuten werden zu 15 Sekunden. Seine Ausrüstung hat er zum Teil selbst zusammen gebastelt - ebenso wie verschiedene Kulissen.

Mit viel kreativem Geschick, Glück, Geduld, aber auch umfangreichem Wissen über das Verhalten der Wildtiere gelingen seltene Bilder wie die einer junge Waschbärin, die aus einem vom Blitz entzweiten Baumstamm hervorlugt oder die Unterwasseraufnahme von einem schwimmendem Maulwurf. Robin Jähne kann stundenlang über seine Arbeit erzählen: Wie er eine künstliche Maulwurflandschaft baute und Kontakt zu einem Maulwurfjäger in Brügge aufnahm, wie er die Waschbärin mit Gerüchen und Futter lockte und den bereits kaputten Baum mit schwerem Gerät zum Bersten brachte, wie er ein zahmes Wildschwein, das ihn nicht anerkannte, niederrang.

Wichtig ist ihm bei seiner Arbeit nur eins: Die Bilder müssten das Verhalten der Tiere authentisch wiedergeben und die Tiere dürften niemals bei den Filmaufnahmen in Gefahr kommen.

42 Minuten lang ist die Doku mit grandiosen Wetter- und Tieraufnahmen, die am 4. Dezember auf Arte läuft, zehn Minuten mehr hat sie im Original. Jähne rechnet damit, dass der Film zum Jahresanfang auch auf ARD zu sehen sein wird. Und auch sein nächstes Projekt hat er schon im Blick. So viel sei verraten: Es geht um ein Bambi . . .

&bdquo;Der Sturm - Tiere bei Blitz und Donner“, Montag, 18.30 Uhr, ArtE .

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