So gibt sich Guido Maria Kretschmer live in Detmold

Detmold. Auf dem Parkplatz an der Klingenbergstraße sind Stehtische aufgebaut, ein Imbisswagen und eine große pinke Dose, aus der heraus Sekt angeboten wird, erwarten die Gäste, der Eingang ist mit schwarzen und goldenen Ballons geschmückt, ein schwarzer Teppich führt hinein: So werden die Gäste des &bdquo;Meet and Greet“ mit Designer Guido Maria Kretschmer begrüßt. Denn der stellt in Detmold seine neue Schuhkollektion vor und kommt am Abend in den Fabrikverkauf. Die Stimmung ist gut, zahlreiche Grüppchen haben sich gefunden, die zumeist weiblichen Besucher quatschen und lachen ausgelassen. Ich bin gespannt, was mich - und die anderen - drinnen erwartet.

Zugegeben, als richtigen &bdquo;Guido-Fan“ würde ich mich nicht bezeichnen. Und trotzdem habe ich mich auf den Termin gefreut. Neugier ist schließlich eine Berufskrankheit. Ist er wirklich so sympathisch, wie er sich gibt? Wie nah kommen die Fans ihm - und wie viele werden überhaupt da sein?

Kleiner als gedacht Zugegeben beginnt mein Tag mit Guido bereits gegen Mittag. Pressetermin in der Wortmann-Zentrale. Und dann heißt es erst einmal: warten. Denn: &bdquo;Die sind etwas in Verzug“, teilt eine junge Mitarbeiterin mit. Übrigens ganz in Schwarz gekleidet, wie fast jeder hier an diesem Tag. Da lag ich mit meiner Klamotten-Auswahl am morgen ja gar nicht so falsch: schwarze Lieblingsjeans, schwarzer Rolli, Lederjacke, hohe Hacken. Schließlich sagt der Kretschmer ja auch immer, wohlfühlen ist wichtig (ja, seine Sendung gucke ich wohl ab und an). Und schließlich werden wir - die Kolleginnen von Radio Lippe sind übrigens auch in Schwarz gekleidet mit Jeansjacken darüber - in den Showroom von Marco Tozzi geführt. Frauen im Schuh-Paradies. Aber: alles Größe 37.

Schließlich kommt Guido, wird noch mal abgepudert, sagt Hallo und stellt sich vor (als ob wir nicht wegen ihm da wären) und ist gleich beim Du. Mein erster Gedanke: &bdquo;Der ist kleiner, als ich dachte.“ Und der zweite: Ja, er ist sympathisch, wirkt authentisch - und irgendwie wie im Fernsehen. Drei Fragen von mir und die Erkenntnis, der Mann ist offen und politisch interessiert. Dann ist Radio Lippe am Zug, am Ende gibt es noch ein Foto von mir mit ihm - etwas, was am Abend viele Besucherinnen gerne gehabt hätten, wie ich erfahren werde. Und schon ist der Guido wieder weg, straffer Zeitplan und so (morgens Hamburg, abends Köln, dazwischen Detmold).

Musik und Scheinwerferlicht Vier Stunden später das Wiedersehen im Fabrikverkauf. Zack geht es über den besagten schwarzen Teppich und durch den Ballonbogen. Keine Schlange vor dem Eingang, ich kann einfach an den Security-Leuten im Windfang vorbei gehen, Kontrolle nicht nötig. Und drinnen dann Menschen. Vielleicht nicht 700 (für so viele hatte das Unternehmen eine Genehmigung der Stadt bekommen), aber 500 werden es sein, schätze ich. Viele Frauen, Freundinnen, die sich hier getroffen haben, einige sehen ziemlich gestylt aus, viele mit Piccolöchen in der Hand. Durch die Lautsprecher tönt Musik (auf der Bühne am gegenüberliegenden Ende des Raumes legt DJ Mino auf), Scheinwerfer bringen pinkes Licht an die Wände.

Ich kämpfe mich durch zur Bühne, denn je näher ich der komme, desto voller - und wärmer - wird es. Eigentlich so gar nicht mein Ding. Schließlich steh ich vorne, quatsche mit der Frau vom Sicherheitsdienst und darf kurz auf die Bühne, um die Massen zu fotografieren. Kaum unten, treffe ich das erste bekannte Gesicht: eine ehemalige Kollegin. &bdquo;Eigentlich wollte ich nur Blumen kaufen“, erzählt sie lachend. Im vorbeifahren habe sie die Veranstaltung entdeckt, und da sie den Kretschmer möge, sei sie hier. Und der entdeckt, kaum ist er auf der Bühne, ihre glitzernde Handyhülle und quatscht sie prompt drauf an. Was ihr wiederum ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Überhaupt sind die Gäste begeistert, als Christian Böhm, Geschäftsführer Vertrieb & Marketing Marco Tozzi, den Designer auf die Bühne holt. Und der plaudert tatsächlich ein wenig aus dem Nähkästchen. Wen er alles schon eingekleidet habe? Ganz viele Menschen, sagt er, Ministerinnen, Schauspielerinnen, Sängerinnen. Cher zum Beispiel, aber auch Lady Gaga und Janet Jackson oder Heidi Kabel. Er erzählt, wie seine Mutter eine Nähmaschine gekauft habe, mit der er schließlich alles mögliche genäht habe. Und dabei immer ermutigt worden sei.

Süßer als gedacht Schließlich werden die Gewinner der Losaktion gezogen. Was es gibt? &bdquo;Wer würde denn den Guido gern mit nach Hause nehmen?“, fragt Christian Böhm die Menge - und alles jubelt. Die Gewinner dürfen es - in Form eines Guido-Pappaufstellers. Die erste Gewinnerin eines solchen wie Kretschmer sagt &bdquo;Pappkameraden“ ist Nicoline Kossina aus Detmold. Sie grinst über beide Ohren, bekommt eine Umarmung und eine Widmung auf besagten Papp-Guido. Von mir angesprochen ist ihre erste Reaktion lachend: &bdquo;Oh Gott, wenn mein Mann erfährt, dass ich hier bin.“ Eigentlich sei es nämlich ein Zufall, dass sie da ist, &bdquo;aber ich find’s super“. Und der Guido sei süßer, als sie ihn sich vorgestellt habe.

Eine andere Besucherin, Dietlinde aus Bad Salzuflen, wollte &bdquo;mal gucken, wie er aussieht in natura, ob er genau so nett und hübsch ist wie im Fernsehen“. Und enttäuscht sei sie auf keinen Fall. Für ihre Tochter wolle sie ein Foto von ihm machen. Doch wer auf ein exklusives Foto mit dem Designer oder ein Autogramm hoffte - die Aktion wurde ja als &bdquo;Meet and Greet“ beworben - wird wohl enttäuscht sein: Der Mann, nach eigener Aussage in Warendorf aufgewachsen, bleibt auf der Bühne und beantwortet fleißig Christian Böhms Fragen. Auch wenn er immer wieder auf das Publikum eingeht, von der Bühne herab mit den Damen schäkert, Gruppenselfies macht und sogar den ein oder anderen Geldschein - wohl aus Korea - signiert. Und ein Fan bekommt dann noch ein besonderes Autogramm - auf die Orthese. Die müsse sie nun nach einem Skiunfall tragen, wie sie erzählt.

Von Bürgermeistern und Staatsanwälten Letzteres habe ich leider nicht gesehen, aber der Ton über die Lautsprecher ist ganz gut. Denn mir ist es mittlerweile vor der Bühne zu warm und zu eng, solche engen Menschenmengen sind wirklich nicht mein Ding. Beim Weg aus der Menge heraus begegne ich noch einem Detmolder Staatsanwalt (ganz privat natürlich) und einer weiteren Kollegin mit ihrer Mutter. Und Detmolds Bürgermeister Frank Hilker. Denn als der Designer sich Stunden zuvor ins Goldene Buch der Stadt eingetragen habe, habe er ihm gesagt, er solle vorbei kommen - und das tat der erste Mann Detmolds dann auch - mitsamt der Gattin.

Überhaupt sind es Frauen aller Altersklassen, vom Mädchen bis zur Großmutter. Auch ein paar Männer habe ich entdeckt, nicht alle sahen aus, als seien sie gezwungen worden. Und tatsächlich haben einige auch die Schuhe der neuen Kollektion an diesem Tag erworben. Schließlich sollten zehn Euro je verkauftem Paar an das Frauenhaus gehen.

Nach gut anderthalb Stunden verschwindet Guido Maria Kretschmer wieder, die Massen lösen sich langsam auf, doch viele Leute bleiben noch, trinken etwas, quatschen, probieren Schuhe. Und beim rausgehen nehme auch ich mir eine Autogrammkarte und einen 10-Euro-Gutschein mit. Was soll ich sagen: Frauen und Schuhe halt.

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