Detmold. Der traditionelle „Grabbe-Punsch“ hat in diesem Jahr ein neues Gesicht bekommen. Die Grabbe-Gesellschaft verband am 13. und 14. Dezember den 224. Geburtstag des ostwestfälischen Dichters Christian Dietrich Grabbe (1801–1836) mit neuen Formen des Austauschs. In der Aula der Alten Schule am Wall trafen sich Interessierte zu Gesprächen und Begegnungen. Die Veranstaltungen waren Teil des vom Bundesprogramm „Aller.Land“ geförderten Projekts „Starke Worte. Starke Orte“, das durch partizipative Kulturvorhaben regionale Identität neu entdeckt.
Am Samstagabend erlebten Gäste den „Grabbe-Punsch“ in der festlich geschmückten Aula. Prof. Dr. Lothar Ehrlich stellte das neue Grabbe-Jahrbuch vor, Präsident Dr. Peter Schütze gab seinen Jahresbericht. Schauspielerinnen und Schauspieler des Jungen Theaters am Landestheater Detmold zeigten kurze Interventionen, stellten ihr eigenes Verhältnis zu Grabbe vor und eröffneten humorvoll-kritische Gespräche zwischen verschiedenen Generationen.
Ein Interview mit Malte Füllgrabe und Stefan Schmädeke von der Agentur dreizehn+vier aus Hannover zeigte, welche Chancen eine gezielte Kommunikationsstrategie für literarische Themen in Ostwestfalen-Lippe bietet. Bei Punsch und Gebäck sprachen die Gäste über Literatur, Identität und Selbstverständnis. Für Musik sorgten Natascha Derksen (Gesang) und Ozan Koskun (Gitarre).
Am Sonntag war um 11 Uhr der Autor Daniel Mylow zu Gast. Er las aus seinem Erzählband „Das Weiß zerrissenen Papiers“, in dem er sich mit vergessenen oder aus dem Blick geratenen Dichterinnen und Dichtern beschäftigt – darunter auch Grabbe. Ozan Koskun begleitete die Lesung an der Gitarre.
Mylow betonte, dass Dichter wie Grabbe und das literarische Erbe der Region Orientierung geben könnten, gerade im schnellen Zeitalter sozialer Medien. „Man braucht solche Inseln der Ruhe“, sagte er. So bleibe die Auseinandersetzung mit eigener und regionaler Identität lebendig.