„Kann gefährlich werden“: Reptilien-Experte äußert sich nach Schlangen-Fund in Detmold

Detmold/Bentrup-Loßbruch. Klaus Altenburg-Brüggemann kennt sich mit Reptilien bestens aus. Er ist Mitgründer der Regionalgruppe Ostwestfalen-Lippe innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und selbst Halter mehrerer exotischer Tiere. Es dauerte nicht allzu lange, bis der Experte von der Schlange erfuhr, die Anwohner vor einigen Tagen in ihrem Garten in Bentrup-Loßbruch vorgefunden hatten. So etwas komme zwar nicht allzu häufig vor, aber doch häufiger als man denkt, sagt Altenburg-Brüggemann.

Bei dem Tier, das vor einigen Tagen in Bentrup-Loßbruch gefunden wurde, handelt es sich um eine Schönnatter, die normalerweise in Südostasien beheimatet ist und seinem Halter in Detmold entwischt war. &bdquo;Solch eine Schlange halte ich in einem herkömmlichen Terrarium, natürlich Habitat-angepasst. So eine Taiwanschönnatter muss es eher feucht haben." Die Art sei agil, brauche daher entsprechend mehr Platz als beispielsweise ein Königspython, das mit am weitesten verbreitete Haustier unter den Schlangen. Jedoch würden Schönnattern als Haustiere ebenfalls gern genommen.

&bdquo;Jeder Biss ist mit Vorsicht zu genießen" Nattern, besonders die Kornnatter, gelten laut Altenburg-Brüggemann unter Reptilienfreunden als gut geeignet für Einsteiger, da sie klein, pflegeleicht und, vor allem, nicht giftig sind. Also alles völlig harmlos? &bdquo;Kommt drauf an", meint der Experte. &bdquo;Auch die Schönnatter beißt, genauso wie ein Hund oder eine Katze auch. Jeder Tierbiss ist mit Vorsicht zu genießen, das kann durchaus auch mal gefährlich werden. Aber Gift hat diese Schlange keineswegs." Für Mäuse oder einen Hamster hätte der Ausflug der Natter dagegen übel ausgehen können, &bdquo;weil sich die Schönnatter von diesen Spezies ernährt", sagt der Fachmann. Wenn sie aber auf einen Hund oder eine Katze getroffen wäre, hätte wiederum die Schlange keine Chance gehabt. Ansonsten gilt: &bdquo;Wenn ich eine Schlange sehe, sollte ich sie in vernünftigem Abstand beobachten, aber nicht bedrängen oder gar greifen." Die Finder in Bentrup-Loßbruch hätten sich richtig verhalten, indem sie die Feuerwehr gerufen haben.

Aber wie schaffte es das Tier aus seinem Terrarium hinaus ins Freie? Verantwortungslosigkeit wäre eine Möglichkeit, so Altenburg-Brüggemann. &bdquo;In Herne ist einem Halter aus diesem Grund mal eine Kobra entwischt. Vorfälle wie diese bringen unser Hobby leider in Verruf." Es könne dem Besitzer aber auch einfach ein Fehler passiert sein. Und dann gebe es unter den Reptilien immer auch gewiefte Ausbruchskünstler. &bdquo;Terrarien haben Schiebetüren, da passiert es auch mal, dass eine Schlange einen schmalen Spalt aufbekommt und dadurch entwischt. Ähnliches habe ich selbst schon bei einer Strumpfbandnatter gesehen."

Immer mehr Schlangenarten in Deutschland So ein Vorfall sei weder im Interesse des Halters noch in dem der Schlange. &bdquo;Das Tier überlebt aller Wahrscheinlichkeit nicht lange in Freiheit." Ein &bdquo;Roadkill", wie Altenburg-Brüggemann es nennt, kann die Schlange treffen. Daneben würde eine Schönnatter aus Taiwan spätestens den deutschen Winter nicht überleben. &bdquo;Durch den Klimawandel wandern hierzulande aber immer wieder Schlangenspezies ein. Zum Beispiel ist die Gelbgrüne Zornnatter, die normalerweise vermehrt in Frankreich und nicht in Deutschland vorkommt, mittlerweile in Baden Württtemberg heimisch geworden. Das heißt, sie produziert dort auch Nachwuchs." Sieben Schlangenarten sind in Deutschland zuhause, die Zornnatter wäre Art Nummer acht. Mit der Aspisviper und der Kreuzotter sind lediglich zwei giftige Schlangenarten darunter. &bdquo;Es passieren wesentlich mehr Unfälle mit Hunden, als mit sogenannten Exoten", meint Altenburg-Brüggemann.

Ihm und seinen Kollegen von der DGHT OWL geht es nicht zuletzt darum, aufzuklären. &bdquo;Eine Schlange ist immer noch ein Synonym für das Böse", sagt er. &bdquo;Sie ist zunächst einmal etwas, was die Menschen erschreckt. Etwas, das für sie nicht normal ist." Dabei seien es Lebewesen, die genauso in der Natur vorkommen, wie jedes andere. &bdquo;Bei einer Wespe im Garten wird ja auch niemand gleich verrückt." Ziel der DGHT sei daher, diese Spezies in der Gesellschaft ein Stück weit zu enttabuisieren. Die DGHT besteht aus knapp 6000 Mitgliedern. Die Ortsgruppe OWL gründete sich 2019. 13 sachkundige Mitglieder gibt es derzeit in der Region.

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