TV-Stars Sittler und Bülow machen in Detmold die „Weltgeschichte der Lüge“ zum Erlebnis

Detmold. &bdquo;Wir verdanken der Lüge so viel, wofür brauchen wir also die Wahrheit?“. Darüber resümierten am Samstagabend die Schauspieler Walter Sittler und Johann von Bülow vor 300 Zuschauern in der Stadthalle und fühlten damit der Geschichte der Lüge auf den Zahn.

In ihrem anderthalbstündigen Programm &bdquo;Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort! Die Weltgeschichte der Lüge“ tischten die TV-Stars dem Publikum ebenso lehrreiche, wie verstörende Kuriositäten über das Lügen auf. &bdquo;Was ist denn nun die Wahrheit?“, dieser Frage blieben die zwei Diskutierenden dem Publikum auch am Ende des Abends eine Antwort schuldig. Das Programm wurde erstmals im Original von Dieter Hildebrandt und Roger Willemsen 2007 mit großem Erfolg aufgeführt. Gut 20 Jahre später wird der Erfolg von Sittler (71) und von Bülow (52) weitergeführt und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Trifft es doch den Nerv der Zeit.

Wer sind denn aber nun die großen Lügner? Darauf wussten die Akteure prompt die Antwort: &bdquo;Alle!“. Allen voran natürlich die Politiker. Dazu später mehr. Denn erst einmal hieß es, der Lüge auf den Grund zu gehen. Seit Menschengedenken herrscht überall auf der Welt ein wildes Durcheinander aus Täuschen, Tarnen und Tricksen. War es die teuflische Schlange der Genesis, die die Lüge erfand? Und wer ist verlogener? Der, der den Apfel im Garten Eden pflückte, oder der, der ihn gegessen hat? &bdquo;Lassen Sie Gott daraus!“, kontert Sittler barsch. Gott scheint für ihn nicht der Ursprung der Lüge zu sein, wie er es am Abend noch weitere Male deutlich macht. Doch wer war es dann, der die Lüge erfunden hat, die sich durch alle Epochen unseres Daseins hindurchzieht? Selbst die großen Philosophen wie Homer und Platon sollen ihre Epen ausgeschmückt und ihre zeitgenössischen Zuhörer betrogen haben. Was Sittler mit einem &bdquo;Das ist nichts weiter als Dialektik“, abtut.

&bdquo;Schon Kinder werden als Lügner geboren. Noch bevor sie sprechen können, lügen sie. Dann eben nur pantomimisch“, fordert von Bülow seinen Gesprächspartner heraus.

&bdquo;Das Lügen sei nichts weiter als ein Schutzschild und ein essenzieller Bestandteil unserer Intelligenz“, lautet die prompte Antwort. Im Reden und Antworten waren die beiden Schauspieler an diesem Abend schnell und das machte es den Zuhörern manchmal fast unmöglich ihren Gedankengängen zu folgen. Was aber den Unterhaltungswert in keiner Weise minderte. Zu groß war die Neugierde, der Wahrheit über die Lüge auf die Schliche zu kommen.

Kaiser Konstantin ein Hochstapler? Ganz im Sinne von Bülow und Sittler, die erpicht darauf waren, ihrem Publikum noch weitere &bdquo;Unwahrheiten“ aufzutischen. Wer konnte denn nicht besser lügen, als all die Hochstapler unserer Zeit?“, fragte sich Johann von Bülow und ließ dabei kein gutes Haar an ihnen, auch wenn es schien, dass dabei ein wenig der Neid aus ihm sprach. Schlecht kamen auch die Religionen weg.

So gaukelte Stephan II. , Pippin, dem König der Franken, im 8. Jahrhundert vor, dass schon Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert dem Papst Silvester und seinen Nachfolgern auch die weltliche Herrschaft über Rom und Italien zugesichert habe. Pippin fiel auf die Lüge der &bdquo;Konstantinischen Schenkung“ herein und kam Stephan gegen die Langobarden militärisch zu Hilfe. Doch auch bei Wissenschaftlern und Forschern fanden die beiden Künstler in Detmold keinen Trost.

Marco Polo in China? Niemals! So soll auch Marco Polo niemals in China angekommen sein. Der Beweis: In keiner seiner Schriften wurde je von chinesischen Schriftzeichen gesprochen, geschweige denn das größte Bauwerk aller Zeiten, die Chinesische Mauer, mit einem Wort erwähnt. Überführt!

Selbst das Mittelalter soll es niemals gegeben haben. Die Zeit von 614 n. Chr. bis 911 n. Chr. eine reine Erfindung, die sich Kaiser Otto der Dritte ausgedacht haben soll. Weitere finstere Erkenntnisse folgten, als sich die beiden im wortreichen Schlagabtausch, der Politik und Presse näherten.

Die &bdquo;Hitler-Tagebücher“ waren kein Geniestreich, sondern eine &bdquo;Implosion des Realen“. Der Mensch benutzt die Sprache, &bdquo;um seine Gedanken zu verbergen“, wusste auch schon der französische Staatsmann Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord. Abwiegeln, beschönigen, leugnen, Schuld auf andere schieben. Das politische Portfolio gleicht dem Verhalten eines Dreijährigen, der alle Schuld mit einem &bdquo;Ich war es nicht!“ von sich weist.

Doch auch in der Tierwelt hat das große Täuschen und Lügen einen festen Bestandteil. &bdquo;Die Lüge ist nichts weiter als die Wahrheit mit zwei Gesichtern, wobei immer eins Regie führt“,ließ Sittler seinen Gedanken freien Gang und lenkte damit in Richtung Finale. Mit dem Resümee &bdquo;Lügen sind überall!“, verabschiedeten Walter Sittler und Johann von Bülow ihre Gäste unter Beifallssalven in die Dunkelheit der Nacht.

TV-Stars Sittler und Bülow machen in Detmold die „Weltgeschichte der Lüge“ zum Erlebnis

Lügen: Was im Job-Interview verdächtig wirkt - und was nicht

In Heiden wird der 17. Lippische Orgelsommer eröffnet

Tod gesucht, Liebe gefunden: Walter Sittler in ARD-Komödie

Preisgekrönt: Das sind die „Neuen“ hinter dem Feuerräderrollen in Brokhausen

Verletzte nach Unfall in Heiligenkirchen am Heiligabend

An Silvester hat es bei Detmolder Paar gefunkt

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €