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Spanische Fachkräfte für Detmolder Kitas

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Drei spanische Erzieherinnen (vorne Mitte) sind seit Anfang Oktober in den Det-molder DRK-Kindertageseinrichtungen tätig und lernen Land und Leute kennen: Sara Calle Frías (42), Nuria Muñoz Carillo (37) und Jessica Alemán (41). Sie werden eng begleitet durch (vlnr:) Paola Peña (Personalabteilung), Aline Oehler (Kita Pinneichen), Bettina Brand (Agentur für Arbeit Detmold), Astrid Hanning (Kita Pivitsheide), Sabine Rubart (Personalleitung) und Dortje Rieken (Kita-Fachberatung). - © DRK
Drei spanische Erzieherinnen (vorne Mitte) sind seit Anfang Oktober in den Det-molder DRK-Kindertageseinrichtungen tätig und lernen Land und Leute kennen: Sara Calle Frías (42), Nuria Muñoz Carillo (37) und Jessica Alemán (41). Sie werden eng begleitet durch (vlnr:) Paola Peña (Personalabteilung), Aline Oehler (Kita Pinneichen), Bettina Brand (Agentur für Arbeit Detmold), Astrid Hanning (Kita Pivitsheide), Sabine Rubart (Personalleitung) und Dortje Rieken (Kita-Fachberatung). (© DRK)

Detmold. Drei spanische Erzieherinnen haben Anfang Oktober ihre Tätigkeit in den Kitas des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Detmold aufgenommen, angeworben über ein internationales Programm zur Fachkräftegewinnung. Nun berichten sie über ihren Umzug ins Unbekannte.

„Viele gut ausgebildete Erziehungsfachkräfte in Spanien haben derzeit keinen Job. Hierzulande werden sie aber händeringend gesucht“, erklärt das DRK in einer Mitteilung. Deshalb geht die Organisation im Rahmen eines landesweiten Projekts neue Wege und hat in Spanien Stellen für seine Detmolder Kindertageseinrichtungen ausgeschrieben. Die Agentur für Arbeit Detmold und die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung standen mit den spanischen Behörden in Verbindung und informierten und unterstützten die Träger im gesamten Projektverlauf, die Stadt Detmold unterstützte ebenfalls.

Die ersten Bewerbungsgespräche wurden online geführt. Hierbei konnten die Spanierinnen durch Videos aus den Einrichtungen einen ersten Einblick in einen ersten Einblick in die Arbeit und den Alltag in den Kitas erhalten. Eine wichtige Voraussetzung für die Einstellung: gute Deutschkenntnisse. Drei spanische Fachkräfte konnte das DRK für sich begeistern; Ende März 2024 fand ein erstes persönliches Kennenlernen in Detmold statt.

Verschultes Bildungssystem

Mittlerweile sind die drei Spanierinnen in die alte Residenzstadt gezogen. Seit September lernen sie Land und Leute kennen, im Oktober folgte dann der Berufseinstieg in drei DRK-Kitas. Auf die Frage, was die Arbeit in spanischen Vorschulen von der Kita-Arbeit in Deutschland unterscheide, finden sie gemäß dem Schreiben des DRK schnell eine einstimmige Antwort: Das spanische Bildungssystem sei sehr verschult. Das, was wir in Deutschland als Kita kennen, stehe für spanische Kinder nur bis zum Alter von etwa vier Jahren zur Verfügung, dann beginnt die Vorschule. Eine bedarfs- und bedürfnisorientierte Interaktion mit den Kindern steht in der spanischen Vorschule nicht im Vordergrund, ganz anders als in deutschen Kitas.

Sara Calle Frías berichtet, dass sie in ihren ersten Wochen in der DRK-Kita Pivitsheide einen kleinen Jungen bei der Eingewöhnung in einer U3-Gruppe begleitet habe. Dort ist sie hauptsächlich für diesen Jungen zuständig. Man sei den Kindern hier näher, bestätigen alle drei. Daher habe sie nicht lange überlegen müssen, als sie von dem Angebot erfahren hat, berichtet Nuria Muñoz Carillo. Ihr gefielen die Ansätze in Spanien ohnehin nicht so gut.

Selbstverständlich gibt es auch Hürden: Die Sprache ist eine große Herausforderung, auch wenn ein gutes Sprachniveau Voraussetzung für die Einstellung in Deutschland war. Zum Teil lernen beide Seiten, Erzieherin und Kind, die Sprache gerade erst so richtig kennen: die eine als Fremdsprache, das andere als Muttersprache. Glücklicherweise ist das wichtigste Hilfsmittel schnell zur Hand: das Handy mit einer Übersetzungs-App, das derzeit noch recht häufig zum Einsatz kommt.

Trennung von der Familie

Eine weitere Hürde ist die Trennung von Familie und Freunden. Jessica Alemán ist zwar mit ihrem Mann gemeinsam nach Deutschland gezogen, hat dafür aber ihren 15-jährigen Sohn in Spanien zurückgelassen. Dieser hatte sich dafür entschieden, seine Schulzeit lieber in Spanien zu beenden und ist hierfür zu den Großeltern gezogen. Um gerade zu Beginn nicht allzu isoliert zu sein, haben Sara Calle Frías und Nuria Muñoz Carillo eine WG gegründet - gemeinsam mit Hund Bolsas.

Auf die Frage, wie die Reaktion der Eltern auf die spanischsprachigen Fachkräfte gewesen sei, antworten die Kita- Leiterinnen, dass die Eltern durchaus offen und interessiert gewesen seien. In einer Kita gibt es spanischsprachige Eltern, die sich über die Kommunikation in ihrer Muttersprache sehr freuen. „Der Start ist vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas holprig, weil Deutschkenntnisse fehlen“, erläutert Astrid Hanning, Leiterin der DRK-Kita Pivitsheide, „aber das wird sich mit der täglichen Praxis ändern“.

Ein aufwendiges Projekt, für das das DRK Lippe viel Zeit investiert hat. „Wenn wir alles zusammenrechnen, sind wir bei etlichen Stunden, die alle Beteiligten bis jetzt in dieses Projekt investiert haben,“ berichtet Dortje Rieken, Kita-Fachberaterin des DRK in Lippe. „Es finden regelmäßige Stammtische statt, die Spanierinnen werden in den Kitas eng durch uns begleitet und nicht zuletzt haben wir uns um die Vermittlung und Einrichtung der Wohnungen gekümmert. Aber der Mangel an qualifizierten Fachkräften erfordert es, dass wir neue Wege beschreiten.“

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