Freilichtmuseum ohne „Detmold“ im Namen? Das sind Vorbilder dafür

Detmold. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) möchte das Freilichtmuseum Detmold umbenennen und künftig vor allem mit einem Flurnamen arbeiten - was bei Stadtrat und Stadtverwaltung für Erstaunen und Kritik gesorgt hat , weil &bdquo;Detmold“ nicht mehr Teil des Titels sein sollte. &bdquo;LWL-Museum Buechenberg - Westfälisches Landesmuseum für Alltag & Kultur“ lautete stattdessen der erste Vorschlag. Aber was soll die Sache mit dem Flurnamen überhaupt? Welche Vorbilder gibt es dafür? Und was ist über den Büchenberg bekannt? Eine Spurensuche.

Hintergrund

Einer der Hauptgründe für die angedachte Umbenennung ist, dass das Freilichtmuseum künftig zumindest zu einem Teil ganzjährig geöffnet sein soll. Das Freigelände, welches 90 Hektar und 120 Gebäuden umfasst, wird zwar weiterhin einen Saisonbetrieb von April bis Ende Oktober haben. Wenn der neue Eingangs- und Ausstellungsbereich mit seinen drei Baukörpern und einer Investitionssumme von 58 Millionen Euro fertiggestellt ist, sollen im neuen Ausstellungsgebäude aber das ganze Jahr über Exponate zu sehen sein. Dieser Ausrichtung, also der Verknüpfung von Alltagskultur und Kunst, soll der Name laut dem LWL künftig Rechnung tragen.

&bdquo;Ein Flurname bietet ausreichend Deutungsoffenheit, um als Projektionsfläche für die Markenausprägung des Museums zu dienen. So gehen auch andere, sehr renommierte und international bekannte Museen vor“, hatte der Landschaftsverband auf Nachfrage dazu erklärt. Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum dafür seien: Ballenberg (Schweiz) und Kiekeberg (Hamburg).

Kiekeberg

Das &bdquo;Freilichtmuseum am Kiekeberg“ befindet sich in der Nähe von Hamburg, im Landkreis Harburg und dort in der Gemeinde Rosengarten. Auf dem zwölf Hektar großen Gelände, welches das ganze Jahr über geöffnet ist, wird das Alltagsleben in der Lüneburger Heide und Winsener Marsch zwischen 1600 und 1970 dargestellt. Die Besucher können 40 historische Gebäude und Gärten sowie Nutztierrassen entdecken - und das bereits seit 1953, dem Jahr, in dem Willi Wegewitz das Museum als Außenstelle des Helms-Museums in Hamburg gründete.

&bdquo;Den Namen hatte es so von Anfang an. Es gibt unseres Wissens nach keine genaueren Aufzeichnungen darüber, welche konkreten Überlegungen es damals gab“, heißt es aus der dortigen Presseabteilung. Mit eingeflossen sei aber sicherlich, dass der Kiekeberg in der Gegend gut bekannt sei. Mit seinen 127 Metern Höhe bildet er die zweithöchste Erhebung in den Harburger Bergen, die ein Naherholungsgebiet für die Hamburger bieten. Zur Zeit der Gründung habe auch schon das Gasthaus zum Kiekeberg existiert . Außerdem habe der Bismarckturm, der bis 1945 auf der Erhebung stand, zu ihrer Bekanntheit beigetragen. Als das Freilichtmuseum 1987 schließlich an den Landkreis Harburg überging und sich damit vom Helms-Museum trennte, behielt es seinen Namen bei.

Ballenberg

&bdquo;Ballenberg - Freilichtmuseum der Schweiz“ ist der Titel eines Museums in Hofstetten bei Brienz im Berner Oberland, das im Jahr 1968 gegründet wurde. Von April bis Anfang November sind dort mehr als 100 historische Gebäude aus allen Landesteilen der Schweiz, einheimische Bauernhoftiere, ursprüngliche Gärten und Felder zu besichtigen.

&bdquo;Der Name leitet sich vom geografischen Namen des Gebiets ab, in dem das Museum liegt. Der Ballenberg bezeichnet die Anhöhe, auf der sich das Museum befindet. Dieser Name wurde gewählt, um eine enge Verbindung zwischen der Region und dem Museum herzustellen“, erklärt der Geschäftsführer. Der Ballenberg sei kein richtiger Berg im alpinen Sinne, sondern eine bewaldete Anhöhe, die an sich weniger prominent sei und ihre Bekanntheit eher durch das Freilichtmuseum erlange. Die Topografie sei jedoch prägend für das Gelände, da die sanften Erhebungen die natürliche Kulisse für die historischen Gebäude böten.

Büchenberg

Der Detmolder Büchenberg, der im ersten Vorschlag für die Umbenennung auftauchte, liegt oberhalb der Paderborner Straße - dort, wo sich in früheren Zeiten einmal ein Barockgarten befand (am Ende des Friedrichstaler Kanals) und wo heute das Freilichtmuseum seinen Platz hat. Das &bdquo;Mausoleum am Büchenberg“ dürfte einigen bekannt sein, zumindest vom Vorbeifahren. Unweit davon gibt es auch eine Straße namens &bdquo;Am Büchenberg“, die zu Heiligenkirchen gehört. Insgesamt ist der Begriff in Detmold aber nicht sehr bekannt, wie Heiligenkirchens Ortsbürgermeister Rainer Friedrich und auch einige LZ-Leser im Rahmen der Diskussion geäußert haben.

Wer &bdquo;Büchenberg“ in der Suchmaschine &bdquo;Google“ eintippt, stößt übrigens auf drei ganz andere Orte. Ganz oben in der Ergebnisliste steht Büchenberg (Harz), eine Siedlung, die zur Stadt Oberharz am Brocken gehört und nach dem gleichnamigen Berg an der Grenze der Grafschaft Wernigerode benannt worden ist. Überregional bekannt waren vor allem die dortigen Eisenerzbergwerke. Eines davon wird heute als Schaubergwerk Erzgrube Büchenberg betrieben - der zweite Treffer bei der Suche. Danach folgt auf der Ergebnisliste der Ortsteil Büchenberg in der Gemeinde Eichenzell im osthessischen Landkreis Fulda.

So geht es weiter

Der Vorschlag &bdquo;LWL-Museum Buechenberg - Westfälisches Landesmuseum für Alltag & Kultur“ ist zwischenzeitlich wieder zurückgezogen worden. Im LWL-Kulturausschuss war, ähnlich wie später auch im Detmolder Stadtrat und in der Stadtverwaltung, bemängelt worden, dass &bdquo;Detmold“ nicht mehr im Titel auftaucht. Dies soll sich nun ändern.

Die LWL-Verwaltung will ihren politischen Gremien im Frühjahr 2025 einen neuen Namen vorschlagen, der sowohl einen Flurnamen als auch die Stadt des Museumsstandortes enthält . Möglich ist dann aber, dass &bdquo;Detmold“ in den Untertitel rutscht. Außerdem will der Landschaftsverband eine gutachterliche Stellungnahme präsentieren, die belegt, dass ein solcher Name auch aus der Sicht der Marketingforschung funktionieren kann. Der neue Vorschlag soll mit der Stadt Detmold abgesprochen werden.

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