Flüchtlinge sind ausgezogen: Deshalb steht der Heidehof in Hiddesen leer

Detmold-Hiddesen. Idyllisch umgeben von grünen Wiesen ist der Heidehof in Hiddesen. Ein historisches Gebäude zwischen Birkenallee und der Straße Auf dem Brinke, in dem zuletzt Flüchtlinge untergebracht waren. Doch was soll nun damit passieren? Eigentümer ist die Stadt Detmold.

Die bäuerliche Hofanlage wurde im Kriegsjahr 1915 erbaut, wie auf einem Torbogen zu sehen ist. Dieser ist jedoch bedeutend älter. &bdquo;Dieser Torbogen stand vordem auf Manhenken Hofe in Schmedissen und trug die Jahreszahl 1781“, ist immer noch dort zu lesen. Die Anlage besteht aus zwei Fachwerkgebäuden, die durch einen querstehenden massiven Zwischenbau miteinander verbunden sind. Das dritte Haus, nur einige Meter davon entfernt, diente als ehemalige Leibzucht, also Altenteil.

Historischer Wert Aus den Unterlagen der Stadt zu erhaltenswerter Bausubstanz geht weiter hervor, dass das Hauptgebäude ein zweischiffiger Dreiständerbau mit Seitendeele ist, der mit einer reizvollen Deelentür versehen ist. Der besondere Wert bestehe in dem noch erhaltenen Ensemble, obwohl der Zustand im Jahr 1984 als mäßig bezeichnet wurde.

Den früheren landwirtschaftlich genutzten Hof erwarb die Stadt und baute ihn 1989 mithilfe von Fördergeldern für Bildungseinrichtungen um. 736.000 Mark gab es damals für das Projekt, das mit einer Zweckbindung für Bildungstätigkeit für die Dauer von 25 Jahren versehen war. So lange war eine andere Nutzung tabu, ansonsten hätte die Stadt Geld zurückzahlen müssen. Das Esta-Bildungswerk, ein s taatlich anerkannter Träger für Weiterbildungen, nutzte das Gebäude lange Jahre. Seit dem Auszug der Einrichtung im Jahr 2010 stand die Immobilie jedoch erst mal leer.

Flüchtlinge ziehen ein Die Stadt versuchte, für diesen Zweck eine neue Nutzung und einen Mieter zu finden, was allerdings nicht gelang. Im Jahr 2015 wurden dringend Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge gesucht und die Räume entsprechend hergerichtet. 45 Plätze gab es - nun sind die Räume wieder leer. Die letzten Flüchtlinge zogen im vergangenen Jahr aus.

&bdquo;Das Haus war in der Akutsituation, als die Stadt Detmold viele Geflüchtete auf einmal unterbringen musste, ein guter Ort“, resümiert Pressesprecherin Daniela Lang von der Stadtverwaltung. &bdquo;Allerdings hat sich im Laufe der Zeit herausgestellt, dass das alte Fachwerkhaus aufgrund seiner Beschaffenheit und der baulichen Voraussetzungen als Unterbringung für ganz viele Menschen langfristig nur sehr bedingt geeignet ist.“ E inige Familien konnten in den vergangenen Monaten in eigene Wohnungen umziehen, weitere Geflüchtete wurden in anderen städtischen Unterkünften einquartiert.

Gerüchteküche brodelt Viele Fußgänger und Hundebesitzer wandern gern durch die Wiesen am Heidehof. In der Nähe an der Birkenallee werden drei dreistöckige Mehrfamilienhäuser gebaut, was Anwohner kritisiert hatten.

Anwohner mutmaßen, ob aus dem Heidehof auch ein Wohnprojekt werden könnte. Das Areal in Richtung Birkenallee für eine bauliche Wohnnutzung ganz neu zu entwickeln, wäre theoretisch eine Option. Darüber diskutierte die Politik schon in der Vergangenheit, traf aber keine Entscheidung. Neue planerische Weichen wären dafür notwendig. Auf den benachbarten Flächen am Nibelungenweg scheiterten ähnliche Pläne Ende der 90er-Jahre. Wegen des Widerstands aus der Bevölkerung und Bedenken der Naturschutzbehörden – die Fläche liegt dicht am Naturschutzgebiet Bent und am Wald – wurde das Vorhaben aufgegeben.

Bretter vor Türen und Fenstern Die Stadt hält sich diesbezüglich bedeckt. &bdquo; Die künftige Verwendung des Hauses wird derzeit geprüft“, heißt es aus dem Rathaus. Die Verwaltung ist aktiv geworden und möchte Vandalismus auf dem etwas entfernt von der übrigen Wohnbebauung stehenden Gebäude verhindern. Fenster und Türen im Erdgeschoss wurden deshalb mit Brettern gegen Einbruch und Demolierung gesichert.

Für die ehemalige Leibzucht hat sich eine neue Nutzung gefunden. Die Stiftung Eben-Ezer gründete dort die Evangelische Natur- und Waldkita Hiddesen. Seit August 2023 gibt es die eingruppige Kita für 20 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren im ehemaligen Kötterhaus. Auf dem Außengelände entstand ein schöner Natur-Erlebnisraum, in dem die Kitakinder herumtollen können.

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