Streit um Neubau-Pläne auf ehemaligem Gärtnerei-Gelände in Hiddesen

Detmold-Hiddesen. Hiddesen ist begehrter Ortsteil bei Häuslebauern. Nur folgerichtig werden dort immer wieder Baulücken geschlossen oder ehemals große Grundstücke aufgeteilt und bebaut . Denn mit dem Verkauf der neuen Wohnungen oder Häuser lässt sich gutes Geld verdienen. Manche Hiddeser stört diese rege Bautätigkeit , denn im Ortsteil wird es für alle enger. Einige fordern auch einen Bebauungsplan, damit die Regeln vorher klar sind. Auch an der Überbauung der alten Gewächshäuser der Gärtnerei Leßmann scheiden sich die Geister. In diesem Fall hat die Rodung eines kleinen Waldes bisherige Bauhindernisse offenbar elegant beseitigt.

14 Einfamilienhäuser sollen auf der seit einigen Jahren unbewirtschafteten Fläche südlich des Hiddeser Friedhofs entstehen. Nur das Blumengeschäft direkt an der Hiddeser Straße soll samt Parkplatz erhalten bleiben. Weil es für große Teile Hiddesens keinen Bebauungsplan gibt und die Flächen nach Einschätzung des Bauamts der Stadt rechtlich als &bdquo;Außenbereich“ gelten, dürfte dort eigentlich nichts gebaut werden. Also muss ein Bebauungsplan aufgestellt werden, denn die Stadt begrüßt die geplante Bebauung als &bdquo;sinnvolle Nachverdichtung des Siedlungsbereichs“. Vor allem freut man sich, dass Einfamilienhäuser gebaut werden sollen. Denn Reihen- oder Mehrfamilienhäuser brächten mehr Verkehr, den die Heidebachstraße, über die die Neubauten erschlossen werden sollen, nicht aufnehmen könne.

Stadtentwicklungsausschuss stimmt einstimmig zu Anfang April hat der Detmolder Stadtentwicklungsausschuss die vorgeschlagene beschleunigte Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplans einstimmig beschlossen. Bisher nicht nachvollziehen kann man in der Stadtverwaltung offenbar den Einwand einiger Nachbarn, dass es sich bei den Flächen, die nun bebaut werden sollen, nicht nur um ehemalige Gärtnereiflächen handelt, sondern auch um eine im Jahr 2020 dazugekaufte an den Paul-Nipkow-Weg angrenzende Waldfläche. Diese sei, so heißt es in dem Schreiben der Anwohner von Mitte April, am Jahresende 2020 &bdquo;ohne Genehmigung (?)“ gerodet worden. &bdquo;Da zwischen den Jahren beim Forstamt Lage keiner zugegen war, konnt die Polizei nicht einschreiten. Angeblich ist aber noch ein Verfahren seitens Wald und Holz NRW anhänglich, das besagt, dass die Eigentümer die Fläche bis Ende 2025 aufforsten müssen.“ Das sei aber nie passiert. &bdquo;Die Nachbarschaft wäre auch bereit, das Grundstück zu einem angemessenen Preis zurückzukaufen und aufzuforsten“, schlagen die Anwohner vor. Dann könne Oberflächenwasser auf der höhergelegenen ehemaligen Waldfläche weiterhin gut versickern.

Mitte Juli bestätigt der Landesbetrieb Wald und Holz der Nachbarschaft, dass man den Grundstückseigentümer Anfang 2023 auf die gesetzliche Wiederaufforstungspflicht innerhalb von zwei Jahren hingewiesen habe und dass eine Wiederaufforstungsanordnung des Regionalforstamts OWL für das ehemalige Waldgrundstück weiterhin &bdquo;im Raum“ stehe. Allerdings sei das Verfahren aktuell ausgesetzt worden, da die Stadt einen Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst habe. &bdquo;Aufgrund der räumlichen Lage des Flurstücks 175 und der angrenzenden Flurstücke im durch Wohnbebauung geprägten Umfeld, würde aus forstbehördlicher Sicht der Aufstellung eines Bebauungsplanes an dieser Stelle nicht widersprochen werden.“ Im Flächennutzungsplan sei ja für den Bereich auch schon Wohnbebauung verzeichnet. &bdquo;Für die aktuell kahl geschlagene Waldfläche ist keine Schutz- oder Erholungsfunktion ausgewiesen“, schreibt der Landesbetrieb weiter. Wenn der Bebauungsplan doch nicht beschlossen werde, werde das Regionalforstamt OWL eine Wiederaufforstungsanordnung gegenüber dem Waldbesitzer erlassen.

Früher widerspricht die Stadt einer geplanten Bebauung Früher - als das jetzt kahl geschlagene Waldgrundstück noch Wald war und einen anderen Eigentümer hatte - hatte dieser es bebauen wollen und an die Stadt eine entsprechende Bauvoranfrage gestellt. Damals hatte die Stadtverwaltung abschlägig geantwortet: &bdquo;Das zur Bebauung vorgesehene Grundstück hat insgesamt einen hohen Wert für den Artenschutz und die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts.“ Einer Bebauung könne deshalb nicht zugestimmt werden. Im Schreiben der Stadt wurde der Wald unter anderem als Brutgebiet für Kleiber, Waldbaumläufer und Grünspecht angeführt. &bdquo;In Verbindung mit den naturnahen Nachbargrundstücken im Süden hat es [das Grundstück] eine hohe Bedeutung für die Vernetzung der verschiedenen Biotope wie Friedhofsgelände, Heidebachtal und NSH Hiddeser Bent.“ Schon damals wies die Stadt auf die Lage des Grundstücks im normalerweise unbebaubaren &bdquo;Außenbereich“ hin. Das alles ist nun - wo der Wald abgeholzt ist - offenbar nicht mehr wichtig.

Auf die LZ-Anfrage, was denn ein gesetzliches Wiederaufforstungsgebot wert sei, wenn es seit Januar 2023 bestehe und bisher nicht durchgesetzt worden sei, wiederholt der Landesbetrieb Wald und Forst nur seine Darstellung aus dem Schreiben an die Nachbarschaft.

Bei der Stadtverwaltung hat die LZ nachgefragt, warum es eigentlich - trotz immer wieder aufflammendem Ärger über neue Bauprojekte in Hiddesen - keinen Bebauungsplan für alle Bereiche Hiddesens gibt.

Stadt: Beschwerden begründen keine Planerfordernis Für die Aufstellung eines Bebauungsplans müsse ein sogenanntes Planerfordernis vorliegen, schreibt die Pressestelle der Stadt. Für die ehemaligen Gärtnereiflächen liege diese vor, weil - wegen des Außenbereichs - ohne einen Bebauungsplan Wohnhäuser an dieser Stelle nicht genehmigungsfähig seien. Ein Planerfordernis ergebe sich aber nicht, wenn Anwohner sich wegen einzelner Bauvorhaben beschwerten.

Baulücken könnten auch ohne Bebauungsplan gemäß Paragraf 34 Baugesetzbuch geschlossen werden, antwortet die Pressestelle der Stadt. Dieser Paragraf schreibt unter anderem vor, dass neue Bebauung sich in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen muss. Genau darum hatte es aber bei einem Neubau an der Birkenallee schon Streit gegeben.

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